Der Vorsitzende wies auf die Bedeutung des Gebäudes hin. Der prekäre bauliche Zustand ist den Ratsmitgliedern bekannt. Vor Jahren hat sich ein Freundeskreis gebildet, welcher mit dankenswertem Engagement für den Erhalt dieses Gebäudes kämpft. Im vergangen Jahr fand dann ein Gespräch mit dem Stadtbauamt statt. Ergebnis dieses Gespräches war, dass eine 2-Jahres-Frist eingeräumt wurde, welche Ende 2013 ausläuft. Auf Dauer muss ein tragfähiges und finanzierbares Konzept erstellt werden, ansonsten ist der Erhalt des Gebäudes nicht möglich. Die Stadt kann das Gebäude nicht sanieren. Vor allem kann kein weiteres öffentliches Gebäude in eine Trägerschaft genommen werden. Auch wurde klar, dass ein Investor benötigt wird, welcher mit Sachkunde, aber auch viel Liebe zum Gebäude, dieses saniert und letztendlich einer privaten Nutzung zuführt. Wichtig war die nochmalige Untersuchung der Statik. Er begrüßte ganz herzlich die Vorsitzende des Vereines Frau Wolf sowie die Architekten Herrn Dury und Frau Hambsch. Der Vorsitzende hat dem Verein nach Einbindung des Rates zugesichert, den Verein z.B. an einem Samstagvormittag öffentlich zu unterstützen und die Ergebnisse vorzustellen. Auch führte er mit Herrn Gauer ein Gespräch, ob für ein paar Wochen der Pavillon zur Verfügung gestellt werden könnte.

 

Frau Wolf dankte dem Vorsitzenden für die Einladung und berichtet, dass der Verein derzeit aus 66 Mitgliedern besteht. Besonders haben sie sich über den Beitritt des historischen Vereins gefreut. In den letzten beiden Jahren wurde vor allem viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Dabei wurden sie von der örtlichen Presse gut unterstützt. Dafür möchte sie sich bedanken und hofft auf weitere gute Zusammenarbeit. Sie haben festgestellt, dass die kritischen Stimmen weniger wurden und die positiven Äußerungen sich vermehrt haben. Am Tag des offenen Denkmals im letzten Jahr war ein großer Andrang. Das möchten sie in diesem Jahr wiederholen und würden sich auf die Unterstützung der Stadtverwaltung freuen. Das Motto „ungeliebtes Denkmal“ ist in diesem Jahr sehr passend. Sie haben Spenden gesammelt und aktiviert. Derzeit verfügt der Verein über ca. 9.000,-- €. Von der Architektin Berens wird eine größere Spende erwartet. Eine Zusage der Fix-Stiftung von 4.000,-- € liegt vor. Diese erhalten sie jedoch nur für dauerhafte Maßnahmen. Sie bat die Verwaltung um Anregungen für den Spendeneinsatz. Die Zusammenarbeit mit Open houses steht noch offen. Vorrangig ist die Suche nach einem Investor. Ihr Ziel, das Haus dauerhaft zu erhalten, haben sie noch nicht erreicht. Ein großer Wunsch von ihnen ist, dass der Stadtrat und die Verwaltung in der Öffentlichkeit hinter ihnen stehen und es bekannt machen.

 

Herr Götz, Gebäudemanagement, erhielt den Auftrag zur Erstellung einer Statik und zur Überprüfung des Gebäudes. Aus diesem Grund müssen zwei Dinge beachtet werden. Zum einen den statischen Ist-Zustand und zum anderen, welche statischen Maßnahmen notwendig sind. Von der Ingenieurgruppe Bauen aus Mannheim wurde der statische Ist-Zustand überprüft. Dazu kann festgestellt werden, dass aufgrund der bisherigen Arbeiten und Notinstandsetzungsmaßnahmen sich der Zustand nicht gravierend verschlechtert hat. Allerdings muss die Standsicherheit der Konzeption durch ingenieurmäßig geplante handwerkliche Reparaturen hergestellt werden. Dazu hat sich das Architekturbüro Dury et Hambsch Gedanken gemacht.

 

Frau Hambsch informierte, dass sie vom Gebäudemanagement für die Erstellung einer Nutzungsstudie beauftragt wurden. Der momentane Zustand ist sehr schwierig und beim statischen Zustand sehen sie dringenden Handlungsbedarf. Auch befindet sich das Haus am Maulbeerbaum in einer schwierigen innerstädtischen Lage, so dass dringend ein Nutzungskonzept erstellt werden muss. In Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanagement haben sie im Vorfeld verschiedene Nutzungen erörtert, welche auch untersucht werden. Zum einen ist es die innerstätische Nutzung von Wohnen und Gewerbe. In dem Zusammenhang sind Studentenwohnungen, die Nutzung einer Kreativwirtschaft und die Nutzung eines Hotels mit einem kleinen Gastronomiebereich denkbar. Den Bedarf an öffentlichen kulturellen Angeboten in Landau haben sie bewusst nicht hinzugezogen, da Landau ein sehr vielfältiges Angebot hat.

Für die erste Nutzung Wohnen und Gewerbe gab es bereits Untersuchungen. In Landau gibt es ein vielfältiges Angebot von Gewerbe. Mit diesem Konzept könnte man sehr behutsam mit der Gebäudestruktur umgehen und dieses instand setzen, sanieren und auch für Gewerbe ein sehr authentischen Ambiente schaffen. Was allerdings Schwierigkeiten für Wohnen in der Lage mit sich bringt, ist zum einen die sehr enge Dichte in diesem Bereich, für Wohnungen entstehen Nachteile in den Ausblicken und bei den Freibereichen, so dass man abwägen muss, ob dieses in der Hinterhofsituation überhaupt Sinn macht.

Um das Thema Wohnen noch zu konkretisieren, wäre die Errichtung von Studentenwohnungen denkbar. Durch die Neubauten für Studenten speziell im innerstädtischen Bereich, wäre es tendenziell nicht erforderlich, dieses Gebäude für eine solche Nutzung anzudenken.

Ein weiterer Punkt, wäre eine Kreativwirtschaft. Sie dachten hier an einen Künstlermarkt, was sich in diesem Bereich anbieten würde. Dies kann man als eine Plattform für Jungunternehmer sehen, für kreativschaffende Dienstleister, die sich gemeinsam Räumlichkeiten teilen und auf infrastrukturelle Einrichtungen zurückgreifen können.

Eine sehr naheliegende Nutzung für das Gebäude wäre, dass man es in eine moderne Herberge transformiert. Es würde sich anbieten, da Landau für junge Leute in diesem Bereich ein sehr geringes Angebot hat.

Anhand einer Karte wies Frau Hambsch auf, dass Landau für den Radwandertourismus sehr attraktiv geworden ist. Speziell die Universität bietet die Möglichkeit, junge Personen in die Stadt zu holen, denen man Übernachtungsmöglichkeiten in einem günstigen Low-Budget-Segment anbieten könnte. Vor allem ist Landau, gerade im Zuge der Landesgartenschau und mit den wachsenden kulturellen Einrichtungen, ein Magnet für Besucher. Dadurch könnte ein Bedarf einer Hostel-Nutzung entstehen. Sie erläuterte ausführlich die Pläne des Gebäudes für die Hostel-Nutzung.

Sie haben diese 4 Nutzungen zusammen mit dem Ingenieurbüro Bauen untersucht.

Historische Gebäude sind auch ein Publikumsmagnet. Bei einem Abriss des Gebäudes würde der Neubau keine Bereicherung für die Stadt darstellen.

Da sie davon ausgehen, dass es sehr hohe Investitionskosten geben wird, wäre es auch tragbar, dass speziell mit dieser Konzeption die Möglichkeit bestehen würde, weitere Fördergelder zu sammeln. Hierzu stehen sie mit Herrn Seitz von der Unteren Denkmalschutzbehörde in Verbindung. Sie möchten eine Bauvoranfrage stellen, in der man auch die schwierigen Randbedingungen berücksichtigt. Dadurch wird es auch für einen möglichen Investor übersichtlicher.

 

Der Vorsitzende dankte Frau Hambsch für den Vortrag. Seine Überlegung wäre, dass man die Investorensuche nicht von vornherein einschränkt, sondern mit den Gesamtüberlegungen an die Öffentlichkeit geht. Man sollte das Spektrum nicht einschränken.

 

Ratsmitglied Freiermuth möchte wissen, mit welchen Kosten zu rechnen ist.

 

Frau Hambsch erklärte, dass erste Kostenschätzungen darauf beruhen, dass bei dem Gebäude bis zur endgültigen Sanierung mehr als 3 Mio. Euro erwartet werden. Förderungen seitens des Denkmalschutzes sind notwendig, da es vermutlich nicht ausreichen wird, was das Gebäude erwirtschaftet. Um den Betrag der Investition zu tragen, müssen auch private Förderungen mit einfließen.

 

Ratsmitglied Lerch interessiert, wie viel Nutzfläche zur Verfügung steht und was die Intention für sie war.

 

Der erste Punkt war, dass das Gebäude nicht länger brachliegen darf. Es sind dringend Maßnahmen erforderlich und nur mit einem Nutzungskonzept können weitere Planungen vorgenommen werden. D.h. man muss wissen, welche Nutzung kann in dem Gebäude sein, bevor die Statik explizit darauf reagieren kann. Auch wäre eine Entkernung des Gebäudes möglich, was jedoch nicht gut für die Denkmalschutzbelange wäre. Handlungsbedarf ist vorhanden, so dass man eine neue Konzeption finden muss und mit den neuen Möglichkeiten einen Investor findet, der sich dem Gebäude annimmt und es sanieren möchte. Die Investitionskosten dürfen nicht unbedingt mit dem Verhältnis zur Nutzung stehen. Sie haben versucht, mögliche Nutzungen aufzuzeigen, welche auch ein tragfähiges Konzept für ein Gesamtprojekt haben muss. So muss es z.B. bei der Hostel-Nutzung für einen Betreiber möglich sein, ein Hotel in der Innenstadtlage zu betreiben. Und zum anderen muss es auch für den Investor möglich sein, in das Gebäude zu investieren, wenn er weiß, dass er einen guten Pächter/Betreiber hat. Auch ist es für ihn lukrativer, wenn er weiß, dass er auf die Fördergelder zugreifen kann. Da spielen viele Einflüsse eine Rolle, welche von ihnen berücksichtigt wurden. Im Erdgeschoss ist eine Nutzfläche von 70 m² und in den beiden Obergeschossen befinden sich 2 Wohnungen á 100 m² und je nach Gebäudeklasse kann das Dachgeschoss genutzt werden.

 

Ratsmitglied Dr. Ingenthron hält fest, dass sich das bisher gewählte Verfahren als sehr klug erwiesen hat. Das Projekt wurde sehr sorgfältig aufgearbeitet. Er möchte wissen, wie man so ein Projekt an den Mann bringt und wie man die Attraktivität nach außen mitteilt. Wie ist der klügste und effizienteste Weg, den man einschlagen sollte.

 

Hierzu erklärte Frau Hambsch, dass sehr viel Öffentlichkeitsarbeit erforderlich ist. Sicherlich gibt es auch in Investoren, die in Landau schon vertreten sind oder die Kontakt zur Stadt haben. Des Weiteren muss man auch überregionale Möglichkeiten ausschöpfen, soweit dies erforderlich sein wird.

 

Herr Seitz wies darauf hin, dass der Denkmalmarkt sehr übersichtlich ist. Sämtliche Ramschobjekte in der Innenstadt wurden veräußert. In den letzten Jahren waren immer wieder Investoren für solche Objekte vorhanden. Damit allen Investoren die gleiche Ausgangsbasis gegeben werden kann, wurde dieses Nutzungskonzept erstellt. Gemeinsam mit dem Verein wird deutschlandweit dies Objekt beworben. Auch für die unrealistische Nutzung eines Hostels bzw. Fahrradhotels hat man ein gewisses Interesse verspürt. Es wird alles durchgerechnet. Deswegen bittet er auch, noch keine großen Anforderungen an ihn zu stellen, was die Preise angeht.

 

Ratsmitglied Marquardt fragte, ob das Objekt als nationales Denkmal anerkannt wurde oder ob es Sinn macht, wenn man dieses beantragen würde.

 

Es gibt keinen offiziellen Status eines nationalen Kulturdenkmals. Dieses gab es während des kalten Krieges. Der höchste Kulturdenkmalschutz wären 3 Wappen. Ob dieser Schutzstatus heute noch vergeben wird, hält Herr Seitz für fragwürdig. Das Problem in Deutschland ist, dass nationales Kulturgut per Förderationsvertrag nicht möglich ist. Durch die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz wäre Unterstützung denkbar. Jedoch geht dies erst nach Konzepterstellung.

 

Ratsmitglied Marquardt möchte noch wissen, ob eine Entlastung der Decken möglich ist.

 

Hierzu erklärte Herr Götz, dass dies grundsätzlich möglich ist. Jedoch benötigt man auch hierfür die Nutzungskonzepterstellung.

 

Auf die Frage von Ratsmitglied Schröer, ob ein Zeitrahmen gesetzt wurde, erklärte der Vorsitzende dass man bis Ende 2013 eine Zustimmung hat.

 

Zum weiteren Vorgehen habe man in dem Freundeskreis einen Partner. An dieser Stelle bedankte er sich nochmals bei den Mitgliedern. Die sitzungsfreie Zeit soll für Vorberatungen genutzt werden. Neben dem Verein hat man das Architekturbüro Dury et Hambsch an der Seite sowie das Gebäudemanagement und die Untere Denkmalschutzbehörde. Aus dem was man nun gehört hat, sollte man eine Ausschreibung machen, um mögliche Investoren dafür zu interessieren. Danach muss man sich mit den möglichen Investoren zusammensetzen und Optionen vergeben. Man sollte das Jahresende anvisieren, um dann auch 2 bis 3 Optionen vergeben zu können.

 

Frau Wolf legt auch Wert darauf, dass der Charakter des Hauses erhalten bleibt. Auch wies sie auf den Tag der offenen Denkmäler am Sonntag, 08. September 2013 hin.