Beschluss: zur Kenntnis genommen

 

 


Der Vorsitzende begrüßte die anwesenden Vertreter der Genossenschaft in Gründung, Herrn Dr. Zumpe und Frau Behrens sowie die Vertreterin des Vereines des Hauses zum Maulbeerbaum Landau e.V., Frau Wolf. Die Sicherungsarbeiten des Hauses zum Maulbeerbaum durch das Gebäudemanagement Landau seien mit einer Größenordnung von 43.000 Euro abgeschlossen. Wie bereits informiert wurde, habe die Stadt im Zusammenhang mit der Marktstraße 100 die Möglichkeit des Vorkaufsrechts geprüft, welches rechtlich problematisch angesehen wurde und deshalb nicht in Anspruch genommen werde. Dieses Gebäude sei mittlerweile veräußert worden; der Investor habe jedoch kein Interesse am Haus zum Maulbeerbaum. Derzeit sei kein potenzieller Investor für das Haus zum Maulbeerbaum bekannt. Die Vertreter seien nun eingeladen worden, um das Genossenschaftsmodell vorzustellen. Es ginge um die Überlegung, dem Verein eine Option von 18 Monaten für die Gründung einer Genossenschaft zu gewähren. Nach einvernehmlicher Besprechung könne dies im Vertrauen auf den Stadtratsbeschluss erfolgen.

 

Frau Wolf dankte für die Einladung, stellte die Vertreter der Genossenschaft in Gründung vor und bat den Rat um Unterstützung.

 

Frau Behrens erläuterte im Rahmen einer Präsentation die Leitlinien für das Nutzungskonzept, die vorläufige Kostenschätzung und stellte die Umbaumaßnahmen der Marktstraße 92 und 94 (Folien 2, 8, 9, 3) dar:  Sie seien mit der Denkmalpflege vertraut und die diesbezüglichen Diskussionen seien bekannt. Das Gebäude sei aufgrund der geringen Grundstücksgröße und der eingeschlossenen Lage sehr schwer nutzbar. Bei der Nutzung und dem Ausbau seien sie bemüht,  möglichst viel von der Originalsubstanz zu erhalten und die Eingriffe sowie Kosten so gering wie möglich zu halten. Deshalb seien weder der Ausbau des Dachgeschosses, noch eine intensive Kellernutzung vorgesehen. Die Obergeschosse seien für möglichst flexible Einheiten mit zentralem Küchen- und Badkern nutzbar. Derzeit erfolge die Haupterschließung über das Treppenhaus. In der Mitte sei ein zentraler Flur vorhanden, von dem Seitengänge abgingen. Pro Geschosse seien ca. sechs zu erschließende Zimmer vorhanden. Die restlichen Räume sollen flexibel, wie beispielsweise als einzelne Büro‘s für Existenzgründer vermietet werden oder als gesamte Vermietung an eine Kanzlei oder Studenten für Wohngemeinschaften. Vorteil der Vermietungen für einzelne Zimmer seien im Gegensatz zu der gesamten Vermietung die Mietmehreinahmen. Nach dem Mietspiegel seien bei der Kalkulation als Grundlage für Studentenwohnung 9,50Euro/m² angenommen worden. Das Erdgeschoss könne in Kombination mit dem bestehenden Café genutzt werden. Hier sei ein Durchgang vorhanden und die Planung sehe vor, den vorderen Teil weiterhin als Café zu nutzen. Der rechte Teil könne beispielsweise für Veranstaltungen tageweise vermietet werden. Viele Teile des Hauses würden dann der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich bleiben.

Frau Behrens erläuterte die Kostenaufstellung der Folie 3.  Sie halte diese Kosten für angemessen und realistisch. Bezüglich der Umsetzung der Genossenschafts­gründung übergab sie das Wort an Herrn Dr. Zumpe.

 

Herr Dr. Zumpe erklärte die drei Entwicklungsphasen einer Genossenschaft (Folie 4). Sobald die Option in Aussicht gestellt wurde, könne die Genossenschaft gegründet werden. Die erste Phase sei die Entwicklung. Diese bestehe aus dem Werben um Sponsoren und Mitgliedern und gleichzeitig im Einzelnen aus der bautechnischen und wirtschaftlichen Prüfung für die Verwirklichung des Projektes. In der zweiten Phase werde die Genossenschaft zur Baugenossenschaft. Hierbei gehe es um den Kauf und die Sanierung. Die dritte Phase sei die Betriebsgenossenschaft, um durch Mieteinnahmen eine Deckung der Finanzierungskosten zu erzielen.

Er erläuterte des Weiteren die Aufbringung des benötigten Eigenkapitals (Folie 5). Das Prinzip des „Crowdfunding“ Modells sei, dass möglichst viele Menschen der Genossenschaft beitreten und Geschäftsanteile erwerben. Angenommen wurden hierfür 100 Euro pro Anteil. Der Betrag stünde jedoch noch nicht endgültig fest. Zu den eigentlichen Geschäftsanteilen müsse ein Eintrittsgeld in Höhe von 50 Euro aufgebracht werden, damit die laufenden Geschäftskosten (Werbung, Druck von Unterlagen, etc.) der Genossenschaft gedeckt werden können. Die Genossenschaft sei auf Sponsoren und Botschaftern (Landauer Bürger und andere Personen) angewiesen.

Er erläuterte die Geschäftsbedingungen der Genossenschaft (Folie 6). Die Einzahlungen würden zunächst auf einem Treuhandkonto erfolgen, da nicht klar sei, ob genügend Gelder zusammen kommen und das Projekt gestartet werden könne. Die Eintrittsgelder würden allerdings sofort verausgabt werden müssen. Er erläuterte zum Schluss die Voraussetzungen für den Erfolg (Folie 7) und appellierte an die Unterstützung der Stadtspitze.

 

Auf die in der Anlage beigefügte Präsentation wird verwiesen.

 

Ratsmitglied Dr. Ingenthron erwähnte, dass die Rahmendaten des Vortrages bekannt seien. Für das Gremium und die Öffentlichkeit wäre es von Bedeutung, wenn die Zusammenarbeit mit dem Genossenschaftsverband verdeutlicht dargestellt werde, da dieser Verband maßgeblich unterstütze und für seriöse Arbeitsweise bekannt sei. Insgesamt sei es ein mustergültiges Engagement und eine große Chance für die Stadt. Es müsse eine Gemeinschaftsleistung darstellen, die zum Erfolg führe.

 

Ratsmitglied Lerch bewertet das Engagement ebenfalls positiv. Das Raumkonzept könne er nicht einschätzen, aber er gehe von einer sinnvollen Einteilung und guten Vermarktungsmöglichkeiten aus. Bei einem Eigenkapital von 820.000 Euro würde sich die Rendite unter 4 % bewegen. Diese Kosten halte er für überschaubar. Er fragte nach, wie realistisch diese einzuschätzen seien und ob die Mitglieder, die einen höheren Anteil als beispielsweise 100 Euro zahlen würden, einen höheren Stimmenanteil hätten. Sollte dies nicht der Fall sein, sehe er problematisch, große Sponsoren zu finden.

 

Herr Dr. Zumpe erwiderte, dass sie sich mit dem Genossenschaftsverband beraten hätten. Sie wollen nun im ersten Schritt die Gelder auf einem Treuhandkonto sammeln und die Mittel erst bei Gelingen verausgaben. Der Genossenschaftsverband werde bei allen Formalien betreuen und die Eintragung vornehmen. Er erläuterte zu der Frage von Herrn Lerch, dass die Stimmenanteile grundsätzlich ein Problem darstellen könnten, diese allerdings mit dem Genossenschaftsmodell verbunden seien. Es gäbe jedoch Überlegungen, ob man durch einen Bonus ideeller Art größere Sponsoren/Anteilserwerber dazu erwerben könne.

 

Frau Behrens ergänzte, dass es sich bei der Kostenberechnung um eine konservative und abstrakte Berechnung handele. Die Mieteinnahmen für die Nutzung des Cafés wurden beispielsweise sehr gering kalkuliert. Des Weiteren wurde mit einer Saalvermietung von 6 Tagen pro Monat kalkuliert. Diese Zahl sei noch steigerbar. Aufgrund der derzeitigen günstigen Zinslage seien sie zuversichtlich. Auch gehen sie davon aus, dass Stiftungsgelder fließen werden.

 

Ratsmitglied Lerch stellte fest, dass das kalkulierte Eigenkapital i. H. v. 800.000 Euro sehr hoch sei. Er fragte nach, wie sich der Optimismus begründe.

 

Frau Behrens antwortete, dass sie mit der Unterstützung von Privatpersonen, aber auch Sponsoren rechnen. Als mögliche Gegenleistung anstatt der Anteile nannte sie beispielsweile eine kostenlose Bereitstellung von Materialeien verschiedenster Firmen für die Baumaßahme.

 

Ratsmitglied Silbernagel fragte nach, ob die Genossen das Eintrittsgeld i. H. v. 50 Euro pro Anteil entrichten müssen oder sich dies pro Genosse errechne.

 

Herr Dr. Zumpe erwiderte, dass mit einmaligen 50 Euro pro Genosse gerechnet werde und sich dies nicht an den Anteilen orientiere.

 

Herr Hartmann erklärte, dass er froh sei, an dem jetzigen Punkt zu stehen. Er glaube nicht, dass beispielsweise acht Genossen bereit wären, 100.000 Euro zu spenden. Es sei realistischer, dass 800 Genossen 1.000 Euro spenden. Er appellierte an den Rat, sich zu beteiligen und bekundete die Zustimmung seiner Fraktion.

 

Ratsmitglied Dr. Migl ergänzte, dass sich an ihrem Stand 70 Menschen in Landau und Umgebung für den Erhalt eingetragen hätten. Wegen der fehlenden Kaufoption konnte dies jedoch nicht näher verfolgt werden.

 

Der Vorsitzende erläuterte, dass bisher noch kein vernünftiger Investor gefunden wurde. Es handele sich derzeit lediglich um eine Option. Er appellierte, dass die Fraktionen in Diskussion treten sollen, denn ohne diese könne der Stadtrat keine Entscheidung treffen. Das Haus sei verborgen und befinde sich in traurigem Zustand. Es sei nun die letzte Option, die Initiative auf das Mögliche zu unterstützen. Er fragte die Ausschussmitglieder, ob ein Ältestenrat zu diesem Thema benötigt werde oder es gleich im Stadtrat entschieden werden könne.

 

Ratsmitglied Lerch antwortete, dass die Eckpunkte klar seien und er die 18 Monats-Option mit alleinigem Vorrecht fixieren würde. Nach der Option sollte der Stadt wieder alle Optionen zugeteilt werden. Der CDU bedarf es keiner weiteren Beratung.

 

Ratsmitglied Dr. Ingenthron sprach ebenfalls direkte Zustimmung aus.

 

Der Vorsitzende sagte eine entsprechende Sitzungsvorlage für den nächsten Stadtrat zu. Die Optionsfrist würde nach der Beschlussfassung beginnen.

 


Der Hauptausschuss nahm die Information zur Kenntnis.