Der Vorsitzende begrüßte Frau Struppler-Bickelmann im Namen des Bauausschusses. Vielen Mitgliedern ist sie bereits bekannt durch die Auftaktveranstaltung des Modellprojektes „Kommune der Zukunft“. Auch zukünftig wird Frau Struppler-Bickelmann bei Bedarf im Bauausschuss informieren.

 

Der Vorsitzende erteilte Frau Struppler-Bickelmann das Wort für Ihre kurze Vorstellung im Bauausschuss.

 

Frau Struppler-Bickelmann leitet Ihren Vortrag mit ihrem persönlichen Werdegang ein. Sie ist Dipl. Geografin mit Schwerpunkt Raumentwicklung und Landesplanung. Sie war mehrere Jahre tätig in verschiedenen sozialen Organisationen, die immer mit dem Thema Regional- und Dorfentwicklung zu tun hatten. Die letzten beiden Jahre war sie im Bereich der Klimawandel-Anpassung tätig, hat dies aber zu Gunsten der Stelle Dorfentwicklungspartnerin in Landau aufgegeben.

Besonders reizvoll an diesem Modellprojekt sei aus Ihrer Sicht die Kombination von Prozessförderung und Projektförderung mit Schwerpunkt in der Prozessförderung. Die Prozessförderung lässt Raum, setzt neue Impulse und ermöglicht Vielfalt. Die Projektförderung dagegen zeige schnell und effektiv deutlich sichtbare Erfolge. Die zentrale Herausforderung des Projektes liege in der Verstetigung angestoßener Entwicklungsprozesse.

Sie sieht einerseits eine gesunde Konkurrenz zwischen den acht Stadtdörfern und gleichzeitig eine etablierte Kooperation. Es werde darum gehen sich im positiven Sinne einerseits gegenüber der Kernstadt abzugrenzen. Außerdem solle jedes Stadtdorf seine eigene Identität und den individuellen Charakter definieren.

Frau Struppler-Bickelmann zeigt die zentralen Fragestellungen für Dörfer auf. Die Antworten hierzu kennen nur die Leute vor Ort, wobei die Antwort eines Einzelnen noch keine Lösung darstellt. In jedem Dorf ist es notwendig, eine „kritische Masse“ in der Dorfgemeinschaft zu mobilisieren, die eine kollektive Antwort auf die Fragen findet und damit mögliche Lösungen aufzeigen kann.

Ihre Aufgabe sehe sie darin die Ortsvorsteher im Dialogprozess mit der Bevölkerung zu begleiten und zu unterstützen und anschließend mit ihnen in die Umsetzung der Lösungsansätze zu gehen. Unterstützung von „außen“ sei in solchen Prozessen besonders wertvoll, da in solchen Prozessen erfahrungsgemäß immer auch Reibungspunkte auftauchen, Reibungsverluste und Konflikte könne man dann schneller überwinden.

Frau Struppler-Bickelmann gibt einen kurzen Überblick über Ihre Aufgabenpakete, wie Kommunikation, Information, Beratung, Hinterfragen, Dokumentieren, Evaluieren, Aufbau von Netzwerken und Organisationsstrukturen sowie das Begleiten von Schlüsselprojekten.

 

Das Projekt gliedert sich in 3 Phasen. Phase 1: Grundlagenermittlung, Definition von Zielen, Koordinierungsgruppen, Information, Dialog, Projektideen konkretisieren. In Phase 2 steht das Machen im Vordergrund, Projekte umsetzen, Akquirierung von Fördergeldern. Phase 3 dient vorrangig der Verstetigung der angestoßenen Prozesse und Entwicklungen. Alle Phasen gehen fließend ineinander über, bzw. überschneiden sich zeitlich. Das zeige sich bereits im jetzigen Stadium des Projektes.

 

Frau Struppler-Bickelmann zeigt anhand eines Organigramms ihre Verortung in der Verwaltung und im gesamten Prozess. Die Einrichtung örtlicher Koordinierungsgruppen sei eine idealtypische Strukturvorstellung. In den Gesprächen mit den Ortsvorstehern werde sie nach bereits vorhandenen Strukturen in den Dörfern fragen, um möglichst keine unnötigen Parallelstrukturen zu schaffen.

Die nächsten Schritte werden die Besuche der Ortsbeiratssitzungen sein, Ortsbegehungen, Netzwerkaufbau, identifizieren der Koordinierungsgruppen, Auftaktveranstaltung in den Dörfern als Zukunftswerkstatt oder Zukunftsworkshops.

Aktuell angedacht sind auch Einzelgespräche mit der Kämmerei und den Ortsvorstehern bezüglich der Prioritätenliste der einzelnen Dörfer.

 

Der Vorsitzende bedankte sich bei Frau Struppler-Bickelmann und merkte an, dass sie nicht mit überzogenen Erwartungen an den Prozess gehe, viel mehr habe sie einen realistischen Blick auf die Dinge und sie wolle nichts überstülpen. Dies sei ermutigend für den weiteren Prozess. In der Ortsvorsteherbesprechung letzte Woche wurde klar, dass in den einzelnen Ortsteilen gewisse Vorgehensweisen erarbeitet wurden, die nicht deckungsgleich sind, aber trotz dessen Synergieeffekte geschaffen werden können.

 

Frau Vogler bedankte sich für den Bericht von Frau Struppler-Bickelmann und fragte nach wie sie die breite Gemeinschaft definiere, ob das hieße, dass nur die Menschen mittleren Alters gefragt werden, was die Mehrheit darstelle. Werden auch Jugendliche gefragt, um ihre Bindung an ihr Dorf zu stärken und vor allem auch die Frage, ob die Meinung von Senioren des Dorfes nachgefragt wird. Werden in den Koordinierungsgruppen auch Schulen und Kindertagesstätten integriert und mitangehört.

Frau Struppler-Bickelmann merkt an, dass man erst am Anfang des Prozesses stehe und sie sich zunächst im Gespräch mit den Ortsvorstehern einen Überblick verschaffen muss um deren Vorstellung über die Besetzung der Koordinierungsgruppe abzufragen. Erst dann ist der Zeitpunkt der Nachfrage ihrerseits gekommen, wenn nicht alle Altersgruppen sich dort wiederfinden. Es ist ihr klar, dass man sehr zielgruppenspezifisch vorgehen muss. Sie hat bereits eine Einladung zu einem Seniorentreff, die sie annehme werde. Genauso würde sie auch an einem Jugendforum teilnehmen.

 

Herr Lerch fragte nach ob es sich bei den möglichen Projekten um Einzelprojekte handle, oder wie beispielsweise im Landkreis die Dorfentwicklungsplanung gemeint sei. Des Weiteren möchte er wissen wo sie sich am Ende ihres Vertrages in 3 Jahren sieht und wo sie die Aufgabe der Stadt sieht wenn ihr Vertrag ausgelaufen ist.

Frau Struppler-Bickelmann erklärte, dass man im Hinblick auf die Projekte die Perspektive des Landes im Blick behalten muss. Es geht darum einen Modellprozess zur Dorfentwicklung im städt. Kontext zu erarbeiten, auch im Hinblick auf die mögliche Übertragbarkeit auf andere Kommunen. D. h. andererseits sollen effektive Ergebnisse für die Landauer Stadtdörfer am Ende erkennbar sein.

Eine Schwäche der klassischen Dorfentwicklung sei es, wenn mit Vorliegen der Dorfentwicklungsplanung die Dörfer bei der Umsetzung ohne externe Begleitung alleine gelassen werden und dadurch der Prozess oft einschlafe.

Ihr gehe es bei Ihrer Arbeit daher in erster Linie um Bewusstseinsbildung: Die Bewohner eines (Stadt-)Dorfes müssen verstehen, dass nur durch ihre Beteiligung die Chance bestehe etwas zu verändern und den eigenen Charakter des Dorfes dauerhaft zu erhalten.

Als ein Beispiel denkbarer struktureller Verstetigung nannte sie die Möglichkeit eines Stiftungsmodells um Leerstandsimmobilien in den Dörfern zu erwerben und neuen Nutzungen zuzuführen. Dies sei ihr aus ihrer beruflichen Erfahrung bekannt, wenngleich sie betont darauf nicht hinzuarbeiten. Erst der Prozess werde zeigen, auf welcher Basis Dorfentwicklung in der Stadt Landau dauerhaft vorangetrieben werden kann. Individuelle Lösungen für einzelne Stadtdörfer seien hier ebenso denkbar wie Lösungen im Verbund und Zusammenschluss.

Herr Lerch merkte an, dass in dem Prozess nicht auf vorhandene Fachkompetenz verzichtet werden sollte und diese ebenfalls den Prozess begleiten soll.

Frau Struppler-Bickelmann bestätigt dies. Denkbar sei beispielsweise in der Halbzeit des Prozesses einen zentralen Ideengipfel zu veranstalten, wo Vertreter aus den einzelnen Orten ihre Projektideen vorstellen werden. Grundsätzlich biete es sich an, den Prozess auf zwei unterschiedlichen Ebenen zu betrachten: Zum einen geht es darum die Handlungsbedarfe der einzelnen Stadtdörfern zu identifizieren. Der andere Aspekt sei die Frage nach den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Sicherlich können am Ende nicht alle Projekte auf der Liste abgearbeitet werden.

 

Herr Freiermuth fragt nach was für eine Rolle das Land bei dem Prozess einnehme. Ist eine Rückkopplung mit dem Land vorgesehen.

Frau Struppler-Bickelmann führt aus, dass es zwei Instanzen gebe. Diese sind die Lenkungsgruppe mit der Beteiligung des Landes. Als Beispiel nannte sie die Auftaktveranstaltung, an die das Land genaue Vorstellung hatte. Sie gehe aber davon aus, dass sich das Land nicht bei jedem weiteren Schritt einschalten werde, da es im Prozess vor allem darum geht, Erfahrungen zu sammeln. Die Zweite „Kontroll-Instanz“ ist die TU Kaiserslautern, die den Prozess evaluieren wird.

 

Der Vorsitzende bedankt sich nochmals und merkt an, dass im Kreise des Bauausschusses immer wieder Gelegenheit bestehen wird Zwischenbilanz zu ziehen und die weiteren Schritte des Prozesses zu erfahren.