Der Vortrag wurde von, Frau Vera Eschmann und Herrn Dieter Steigner, Mitglieder der Arbeitsgruppe Aktionsplan, gehalten.

 

Die Power Point Präsentation zum Thema „Aktionsplan Landau – Entwurf Handlungsfeld Arbeit und Personalentwicklung“ wurde bereits mit der Sitzungseinladung an alle Mitglieder versendet.

 

Am Ende des Vortrages wurden die Ergebnisse des Handlungsfeldes mit Lebenserfahrungen betroffener Menschen im Gremium diskutiert:

 

  • Herr Kai Bullinger

 

Herr Bullinger teilte mit, dass er von Geburt an eine Spastik habe. Mit erst sieben Jahren erlernte er das Laufen. Die Schulzeit konnte er erfolgreich über die Grundschule zur Gesamtschule Herxheim absolvieren. Danach stellte sich die Frage, wie es denn nun anhand seiner Behinderung weitergehe. Über das Absolvieren eines Praktikums bei der Verbandsgemeindeverwaltung Herxheim konnte er sich eine Verwaltungstätigkeit gut vorstellen. Die Bewerbung bei der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße war entsprechend erfolgreich. Bei diesem Arbeitgeber ist Herr Bullinger seit 19 Jahren als Angestellter beschäftigt. Nach direkter Übernahme der Ausbildung bekam Herr Bullinger 2008 die Möglichkeit die Angestelltenausbildung II zu absolvieren. Diese konnte er ebenfalls erfolgreich im Jahre 2010 beenden. Seither ist Herr Bullinger im Bereich des Sozialamtes tätig. Im Jahre 2012 wurde ihm die stellvertretende Referatsleitung im Bereich stationärer Hilfen übertragen.

Herr Bullinger betont, dass v.g. Engagement sehr durch seine Familie und Freunde in positiver Hinsicht unterstützt, gefördert und damit gestärkt wurde.

Während der Schulzeit war er in unterschiedlichen Situationen (z.B. bei Ausflügen) zeitweise auf den Rollstuhl und auch auf andere Hilfestellungen angewiesen. Hierbei gab es immer gute Unterstützer durch die Lehrer, Mitschüler und Eltern.

Herr Bullinger sieht in Bezug auf den Aktionsplan an alle Menschen den Appell miteinander im Gespräch zu bleiben; insbesondere wie die Hilfe eines Menschen als Individuum gestaltet werden kann. Vor allem öffentliche Stellen sollen weiterhin die Bemühungen verfolgen, Menschen mit Beeinträchtigungen den Weg in ein „normales“ Arbeitsleben zu ermöglichen.

 

Neben vorgenannten Aktionsplanbezogenen Erläuterungen stellte sich Herr Bullinger noch als neuer Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung des Landkreises Südliche Weinstraße offiziell vor. Er wünscht sich in seiner Arbeit eine enge Vernetzung mit dem Kommunalen Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderung und dem Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung der Stadt Landau. Die Erfüllung des Wunsches wurde ihm durch den Beiratsvorsitzenden Herrn Oberbürgermeister Thomas Hirsch und den Behindertenbeauftragten Herr Maik Leidner zugesichert.

 

  • Frau Susanne Brunck (Mitglied des Behindertenbeirates)

 

Frau Brunck teilt mit, dass Sie durch eine schwere Seheinschränkung eine 90 % Schwerbehinderung anerkannt bekommen hat.

 

Frau Brunck ist über einen Homeoffice Platz bei einem amerikanischen Unternehmen Vollzeit beschäftigt.

 

Leider zeigt sich ihr amerikanischer Arbeitgeber bei der Ausstattung mit Hilfsmitteln nicht als sehr kooperativ.

 

Um Ihre Sehbehinderung im Arbeitsalltag ausgleichen zu können benötigt Frau Brunck ein spezielles Lesegerät. Dies besitze Sie schon länger. Das Hilfsmittel wurde ihr von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt. Da das Gerät schon älter ist, müsse Sie demnächst mal wieder einen Antrag auf Erneuerung des Hilfsmittels beantragen.

 

  • Frau Voss (Mitarbeiterin beim Bauhof – Bereich Grünflächenabteilung)

 

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Diese Erfahrung hat der Entsorungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) bei der Integration von Menschen mit Behinderung gemacht.

 

Der EWL beschäftigt aktuell zwölf Menschen mit Handicap – dies entspricht einer Quote von 11 Prozent der Belegschaft. Der Anteil ist damit doppelt so hoch, wie der Gesetzgeber vorschreibt.

 

Der EWL hat festgestellt, dass die Integration von Menschen mit Einschränkungen eine Bereicherung für das gesamte  Team sein kann. Mehr Engagement in der Wirtschaft wäre durchaus möglich – wenn das System etwas flexibler wäre.

 

Seit Sommer 2017 arbeiten zwei Mitarbeiter (bei einer grundlegenden Eignung im Bereich der Werkstatt für behinderte Menschen) mit einem unbefristeten Arbeitsverhältnis im Bauhof. Dort werden Sie in der Grünpflege und Straßenreinigung eingesetzt. Der Weg zur Festanstellung war lange und glich einem Hindernislauf, bei dem sowohl die Familie als auch Integrationseinrichtungen wertvolle Unterstützung geleistet haben. Die beiden jungen Männer hätten sonst – wie andere Menschen mit Handicap – kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt gehabt.

Die ersten Schritte ins Arbeitsleben haben die beiden jungen Männer mit Verlassen der Paul-Moor-Schule in Form eines Praktikums im EWL-Bauhof gemacht. Seither haben sich die neuen Mitarbeiter auch in Ihrer Persönlichkeit enorm weiterentwickelt.

Mittlerweile sind Sie in ein 54-köpfiges Team integriert, das sich in Landau um Sauberkeit, Grünpflege, Ausbesserung von Straße und Wegen sowie um den Winterdienst kümmert.

 

Der Oberbürgermeister Thomas Hirsch betont, dass die Stadtverwaltung stets großes Interesse daran hat Menschen mit Einschränkungen als Mitarbeiter einzustellen. Auch bei den hohen Anforderung zur Leistungsfähigkeit einer Kommunalverwaltung darf dieser besondere und wichtige Blickwinkel nicht verloren gehen.