Der Vorsitzende begrüßte Herrn Heilmann und freute sich über dessen Bereitschaft, einen Vortrag zur aktuellen Entwicklung des ÖPNV zu halten. Der Vorsitzende hielt eine öffentliche Diskussion für wichtig. Er sei gespannt, wo letztlich die „Reise“ im Öffentlichen Personennahverkehr hingehen werde.

 

Herr Heilmann ging in seinem Vortrag zunächst auf wichtige Zugverbindungen, die nicht elektrifiziert seien, und regional bedeutsame Buslinien verschiedener Strecken des Pfalznetzes (West- und Südpfalz) ein. Der derzeit bestehende Verkehrsvertrag mit DB Regio ende im Jahr 2023. Bis dahin werde es ein komplexes Vergabeverfahren mit langer Vorlaufzeit für einen neuen Verkehrsvertrag geben müssen. Die Industriebetriebe würden mit der Herstellung der beauftragten Fahrzeuge erst beginnen, wenn ein neuer Vertrag für ein neues Netz erteilt wurde. Zurzeit werde beratschlagt, welche Antriebstechnologie passend sei. Wolle man bei Dieseltriebwagen mit einer Lebensdauer von 20-30 Jahren bleiben oder könnte eine Alternative in Form von Wasserstoff- oder Batteriebrennstoffzellen gewählt werden? Zu guter Letzt betonte Herr Heilmann, dass das Ende des Auftrages mit DB Regio im Jahr 2023 eine Chance biete, die Fahrzeugtechnologie grundlegend zu erneuern. Herr Heilmann betonte auch, dass der Zweckverband mit der Region Grand-Est hinsichtlich grenzüberschreitender Verbindungen ins Elsass im Gespräch sei.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Heilmann für den „ersten Aufschlag“ und übergab das Wort an die Ratsmitglieder.

 

Ratsmitglied Herr Scheid fand den Vortrag interessant - auch im Hinblick auf den Ausschreibungsprozess. Herr Scheid wollte wissen, ob dem „Elektrifizierungswunsch“ der Strecke Neustadt-Wörth nachgegeben werde und wie es sich dann an dem „Nadelöhr“ zwischen Winden und Wörth verhalten würde. Herr Scheid hielt es jedenfalls für sinnvoll, den besagten Bereich zu entschärfen und, wie früher, Kreuzungsverkehr einzuführen. Zuletzt betonte Herr Scheid, dass das Ansinnen seiner Fraktion die Elektrifizierung der Strecke mit zweigleisigem Ausbau Richtung Wörth sei.

 

Herr Heilmann erklärte, dass kleinere Infrastrukturen über den Bund finanziert werden. Für die Strecke Winden-Kandel-Wörth gebe es bereits einen Vorentwurf für einen zweigleisigen Ausbau. Eine „große Lösung“ mit kompletten Lückenschluss durch ein zweites Gleis und gesamter Elektrifizierung könne es nur geben, wenn der Bund massiv eingreife (Stichwort: Koalitionsvertrag). Der klare Vorteil der Elektrifizierung, so Herr Heilmann, liege an der geringeren Emissionsbelastung. Letztlich würde es allerdings keine Fahrzeitverkürzungen geben.

 

Ratsmitglied Herr Lichtenthäler hatte eine Verständnisfrage hinsichtlich der Vergabe und der Materialität der Züge. Herr Heilmann antwortete ihm, dass der ZSPNV Süd nur die Vergabe übernehme und den Rahmen vorgebe, wie z.B. die Kapazität pro Zug. Die verschiedenen Parameter seien in einem sogenannten „Lastenheft“ niedergeschrieben. Die Beschaffung der Zugwagen liege dann in der Verantwortung des Auftragnehmers. Letztendlich entscheide der Wettbewerb, wer den Zuschlag erhalten werde.

Herr Lichtenthäler setzte seine Hoffnungen in den Koalitionsvertrag. Würde es in diesem Zusammenhang Stellschrauben geben? Herr Heilmann erklärte, dass es nun darum gehe, das Vergabeverfahren „an den Start zu bringen“. Der Zeitplan richte sich zunächst nur an das Vertragsende mit DB Regio im Jahr 2023. Ein nahtloser Übergang müsse gewährleistet werden.

 

Ratsmitglied Herr Freiermuth wollte wissen, warum man sich nicht das „Elektrifizierungsproblem“ erspare und, wie von Universitäten vorgeschlagen, Brennstoffzellen für den Antrieb der Zugwagen nutze? Herr Heilmann versicherte Herrn Freiermuth, dass alle Bereiche und Eventualitäten betrachtet werden. Für Brennstoffzellen seien beispielsweise „Tankstellen“ für Akkus notwendig. Man befinde sich noch etwa ein Jahr lang in der Prüfung und werde dann die Alternativen abwägen. Züge mit Brennstoffzellen oder mit Stromabnehmer bzw. Batterien könnten zwar bis zu 80 km ohne Oberleitung zurücklegen, dennoch sei die Investition in die „punktuelle Streckenelektrifizierung“ hoch.

 

Ratsmitglied Herr Lerch interessierte sich für die Mitglieder des ZSPNV Süd und wie sich der Zweckverband refinanziere. Herr Heilmann erklärte, dass der Gesetzgeber im Jahr 1990 eine Regionalisierung festlegte. Der Bund überweise demnach die Mittel, was im Nahverkehrsgesetz entsprechend geregelt sei. Dem Zweckverband gehören alle Kreise und kreisfreien Städte sowie das Land Rheinland-Pfalz an. Die Refinanzierung erfolge letztlich über die festgelegten Regionalisierungsmittel und die Fahrtpreisgelder.

 

Ratsmitglied Herr Eisold regte an, die Batterieoberleitungen, wie z.B. auf der Strecke Richtung Mannheim, weiterzuführen. Weiterhin hatte Herr Eisold Fragen zur Strecke Landau und einem möglichen Haltepunkt im Bereich des Kinos im Gewerbegebiet, zu Verbesserungsmöglichkeiten auf der Strecke Landau-Pirmasens und ob es dort sequenziell eine zweigleisige Strecke mit Begegnungsverkehr geben könnte, zur Reaktivierung des Streckenabschnitts Landau-Germersheim, zum Lärmschutz und zur Einstiegshöhe an den Bahnhöfen. Herr Heilmann antwortete ihm, dass die Fahrzeit für einen zusätzlichen Haltepunkt, hier am Kino, nicht ausreichen würde. Hinsichtlich der Strecke Landau-Pirmasens schloss Herr Heilmann einen zusätzlichen Begegnungsverkehr aus und betonte, dass die Optimierung am Kreuzungsbahnhof in Steinalben sich auch positiv auf Landau auswirken werde. Die Reaktivierung der Strecke Landau-Germersheim sei momentan nicht im Fokus. Zum Thema Lärmschutz und der Einhaltung der Lärmgrenzwerte war Herr Heilmann davon überzeugt, dass die neuen Fahrzeuge tendenziell leiser sein werden. An der Höhe der Bahnhöfe werde sich zunächst nichts verändern – höchstens an der Steighöhe.

 

Ratsmitglied Herr Maier erinnerte daran, dass sich die zunehmende Digitalisierung auch auf die Mobilität auswirke und vielleicht ein Zug ohne Lokführer irgendwann Realität werden könnte. Herr Heilmann fand es schwer hierzu eine Abschätzung zu geben. Man sei sich jedoch einig, „fit für die Zukunft“ sein zu wollen.

 

Ratsmitglied Herr Scheid fragte wie sein Vorgänger Herr Eisold nach der Strecke Landau-Germersheim. Wie realistisch sei es, diese wiederzueröffnen? Herr Heilmann gab zu bedenken, dass - sofern das Geld für die Reaktivierung vorhanden wäre – alle Sicherungsanlagen erneuert werden müssten. Zudem hätten Draisinen, die seit einigen Jahren dort verkehren, viel weniger Gewicht als ein Zug, so dass davon auszugehen sei, dass auch für die Reaktivierung der Streckenführung erhebliche Investitionen erforderlich wären – ganz abgesehen von der Tatsache, dass die vorhandenen Trassen teilweise bereits verbaut seien.

 

Ratsmitglied Herr Wagner fand gut, dass man sich von den Dieseltriebwagen lossage. Er hielt auch die Planung der Strecke Neustadt-Karlsruhe für begrüßenswert. Die Revitalisierung der Strecke Landau-Germersheim würde er ebenfalls positiv werten.

Herr Wagner wollte wissen, wie es sich mit dem „ticketfreien Nahverkehr“ verhalte. Herr Heilmann erklärte hierzu, dass kostenlose Angebote an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden müssten. Ticketfreies Fahren sei ein Erlösrisiko und der Ausgleich müsste komplett aus öffentlichen Mitteln erfolgen.

 

Ratsmitglied Herr Eisold fragte ergänzend zur Strecke Landau-Pirmasens, ob elektrische Oberleitungen denkbar seien. Diese würden sicherlich den B 10-Verkehr entlasten. Herr Heilmann sagte, dass sich auch diese Überlegungen noch in der Analyse befänden und daher keine Auskunft möglich sei.

 

 

Da sich keine weiteren Wortmeldungen abzeichneten, dankte der Vorsitzende Herrn Heilmann für dessen Teilnahme am Bauausschuss und erklärte die Informationen als zur Kenntnis genommen.