Beschluss: zur Kenntnis genommen

Abstimmung: Ja: 16

 

 


Mit den Worten „Landau wächst schneller als gedacht“ leitete der Vorsitzende in die Informationsvorlage der Abteilung Vermessung und Geoinformation vom 03.04.2018 ein, welche der Niederschrift als Anlage beigefügt ist. Er bat die Ratsmitglieder darum, die Inhalte der Präsentation und Informationsvorlage zu verinnerlichen, denn sie würde beweisen, dass seitens der Stadt Landau gehandelt werden müsse. Laut INWIS-Studie wurde vor wenigen Jahren für die Stadt Landau im Jahr 2030 eine Bevölkerungszahl von 47.400 Menschen prognostiziert. Diese Bevölkerungszahl wurde nun beinahe schon im Jahr 2018 erreicht. Die Schaffung von Wohnraum sei hierbei eine wichtige Aufgabe der Stadt und spiegle sich in der Ausweisung von neuen Wohngebieten sowie der Nachverdichtung in der Innenstadt wider. Der Vorsitzende übergab das Wort an Herrn Kamplade, der einen Vortrag zur Wohnungsmarktbeobachtung halten werde.

 

Herr Kamplade sprach von beeindruckenden Zahlen, die ermittelt wurden. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass Prognosen nur bedingt verlässlich seien. So sei beispielsweise eine Zuzugswelle durch die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 nicht vorhersehbar gewesen. Des Weiteren nahm Herr Kamplade Bezug auf die Altersstrukturen, den Wanderungssaldo und die Geburtenrate. Die derzeit hohe Geburtenrate würde sich beispielsweise längerfristig auf die Entwicklung von Kinderbetreuungsangeboten auswirken. Landau sei nach Mainz die Stadt mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs (7,1 %) in Rheinland-Pfalz, so Herr Kamplade. Des Weiteren veranschaulichte Herr Kamplade anhand einer Grafik den „Bevölkerungsaustausch“ innerhalb Deutschlands. Die meisten Personen würden aus dem benachbarten Bundesland Baden-Württemberg zuziehen. Innerhalb von Rheinland-Pfalz kämen die meisten Personen aus dem Landkreis Germersheim sowie den Städten Speyer und Neustadt an der Weinstraße.

Der demografische Wandel würde zudem z.B. auch Themen, welche in der Projektgruppe „Landau baut Zukunft“ angesiedelt seien, umfassen. Zuletzt ging Herr Kamplade auf die Erkenntnisse aus dem Monitoring-Bericht ein, welche sich mitunter in verschiedenen Maßnahmen wiederfinden würden. Herr Kamplade betonte ausdrücklich, die Wohnraumschaffung forcieren zu müssen. Dabei solle die Innen- vor der Außenentwicklung stehen. Er nannte Projekte wie „Kommune der Zukunft“ oder die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, welche zur geplanten Entwicklung beitragen würden. Auch die Anwendung von Vergaberichtlinien (z.B. Quotierungsrichtlinie für sozialen Wohnungsbau) gehöre dazu. Herr Kamplade verdeutlichte außerdem die Wichtigkeit des kommunalen Zwischenerwerbs von Grundstücken und die Anwendung des Wertsteigerungsausgleiches für die Stadtdörfer. Dies bedeute, dass ein Teil der planungsbedingten Bodenwertsteigerungen wieder in die Innenentwicklung der Stadtdörfer zurückfließen und somit zu einer erfolgreichen Wohnraumstrategie beitragen könne.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Kamplade für den bemerkenswerten Input. Auch er betonte die enorme Wichtigkeit der Schaffung von Wohnraum und plädierte für den kommunalen Zwischenerwerb von Baugrundstücken, da sonst die „Preise durch die Decke“ gehen könnten. Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Sozialpflichtigkeit des Eigentums, welche die Anwendung der unterschiedlichen bodenpolitischen Instrumentarien rechtfertige

 

Ratsmitglied Frau Dr. Migl interessierte sich dafür, ob bei den Wohnbauprojekten der letzten drei Jahre Erkenntnisse über die soziale Zusammensetzung der neuen Bewohner vorlägen. Herr Kamplade erklärte, dass dies momentan noch nicht auswertbar sei und auf der Agenda für den nächsten Monitoringbericht stehen würde.

 

Ratsmitglied Herr Maier zeigte sich zwar erfreut über die vorgestellten Zahlen hinsichtlich des Bevölkerungswachstums, warnte aber direkt vor Problemen für die Stadt, welche damit einhergehen werden. Die „Einwohnerverluste“ an den Landkreis Südliche Weinstraße begründete er damit, dass meist junge Familien sich dort ansiedeln würden, da sie in Landau keinen Wohnraum fänden. Interessehalber hatte er am Tag der hiesigen Bauausschusssitzung den Immobilienteil der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ angeschaut und zeigte sich erstaunt über das geringe Angebot. Zuletzt war ihm wichtig zu erwähnen, dass die Entwicklung der Bevölkerung und somit der Stadt beherrschbar sein sollte.

 

Ratsmitglied Herr Freiermuth nahm Bezug auf die umstrittene INWIS-Studie, die in der oberen Variante bis zum Jahr 2030 ein Bevölkerungswachstum von 10 % vorhersagte – jetzt habe Landau bereits ein Wachstum von 7 % erreicht. Die Annahmen der Studie wurden weit übertroffen. Wie auch sein Vorredner Herr Maier, musste Herr Freiermuth feststellen, dass es kaum Miet- oder Kaufgebote auf dem Markt gebe. Die Entwicklung der Stadt hinsichtlich der Einwohnerzahl sei beinahe schon zu „stürmisch“. Dennoch sei ihm bewusst, dass man die „Tür nicht zuschließen“ könne.

 

Ratsmitglied Herr Eisold fand es schön, dass es einen Zuzug in die Stadt Landau gebe. Aber welche Steuerungsmöglichkeit hätte die Stadt? Könnte der Zuzug nur mit der Schaffung von Wohnraum bewältigt werden? Herr Eisold interessierte sich dafür, ob vermehrt Pendler nach Landau ziehen würden, da diese automatisch eine höhere Verkehrsbelastung mitverursachen könnten. Wann sei hier eine kritische Größe für die städtische Infrastruktur erreicht?

 

Ratsmitglied Herr Lichtenthäler konnte beim Durchschauen der Sitzungsunterlagen nicht so große Differenzen zwischen Zu- und Wegzügen vom / zum Kreis SÜW erkennen. Herr Lichtenthäler nannte noch abschließend ein Praxisbeispiel, das er als Anregung einbringen wollte: Die Stadt Frankfurt am Main investiere in die wohnbauliche Entwicklung der nahegelegenen Stadt Offenbach am Main. Dies könnte zum Beispiel auch eine Überlegung für die Stadt Landau sein, in die umliegenden Gemeinden zu investieren und Wohnungsbau zu betreiben.

 

Ratsmitglied Herr Lerch sah in Verbindung mit den hohen Zuzugszahlen eine positive Entwicklung und schlussfolgerte daraus eine steigende Attraktivität der Stadt.

 

Herr Kamplade ging auf die von Herrn Eisold gestellten Fragen ein. Dem Wegzug von jungen Familien könnte kein „Muster“ auferlegt werden, es gäbe zu verschiedene Beweggründe. Zudem konnte festgestellt werden, dass die Zahl von „Einpendlern“ zunehme. Die Zahl der „Auspendler“ nehme hingegen ab.

Ein unbegrenztes Wachstum der Stadt sei nicht möglich. Es sei schließlich klar, dass nicht jeder Weinberg zugebaut werden könne. Hinsichtlich der Steuerungsmöglichkeiten verwies Herr Kamplade auf die Ausweisung von Flächen für gewerbliche und wohnbauliche Nutzung sowie die Konzeptvergaben.

Zu guter Letzt richtete Herr Kamplade seinen Blick auf die Stadtdörfer. Diese können im richtigen Maß Neubürgerinnen und Neubürger aufnehmen und somit für ein gesundes Wachstum sorgen. Seit Jahren wurden in den Stadtdörfern keine Neubaugebiete mehr ausgewiesen, was nun als Aufgabe wieder anstehe. Hinzu käme die Schließung von Baulücken in der Innenstadt (Stichwort: Nachverdichtung).

 


Da sich keine weiteren Wortmeldungen abzeichneten, erklärte der Vorsitzende die Informationsvorlage als zur Kenntnis genommen.