Beschluss: zur Kenntnis genommen

Abstimmung: Ja: 15

 

 


Der Vorsitzende rief den Tagesordnungspunkt auf und begrüßte Herrn Prof. Jürgen Bredow aus Darmstadt, der als Fachpreisrichter des Preisgerichts zum Ideenwettbewerb „Neugestaltung Weißquartierplatz“ fungierte. Von ihm werden mittels einer Präsentation im Folgenden die Ergebnisse des Wettbewerbs vorgestellt. Der Vorsitzende erinnerte an die konstruktive Diskussion innerhalb der Jury, welche ähnlich wie bei den Ausschreibungsverfahren für Baufelder im Wohnpark Am Ebenberg ablief. Der Einbezug einer Jury habe sich bewährt. So könne Fachwissen von außerhalb in die Bewertungen einfließen. Es gab mehr als 100 Interessenten und letztlich 30 Beiträge, so der Vorsitzende. Die Fülle der eingereichten Beiträge zeige, dass das Abhalten eines Ideenwettbewerbs richtig war - gerade im Hinblick auf die Kreativität. „Denkverbote“ gab es nicht. Weiterhin dankte der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Lebensqualität Weißquartierplatz“, die sich in die Diskussionen einbrachte.

Zu guter Letzt verwies der Vorsitzende auf die ab dem 06.09.2018 ausgestellten Konzepte in den Räumlichkeiten der Sparkasse Südliche Weinstraße in der Ostbahnstraße und übergab das Wort an Herrn Prof. Bredow.

 

Herr Prof. Bredow ging in seinem Vortrag auf das breite Spektrum („Ideenkiste“) der eingereichten Beiträge ein. Früh stand fest, dass sich ein Parkhaus städtebaulich integriere, so dass diese Beiträge aussortiert wurden - obwohl der Wettbewerb keine „Verbote“ vorsah. Hauptaspekte waren die Erhöhung der vorhandenen Parkplätze von 120 auf 180 und die Schaffung eines Stadtplatzes mit hoher Funktionalität und Aufenthaltsqualität. Unwirtschaftliche und nicht funktionale Konzepte wurden ebenfalls früh aussortiert.

Herr Prof. Bredow ging ausführlicher auf die vier erstplatzierten Konzepte ein und zeigte deren Besonderheiten auf. So war beispielsweise im Konzept des Viertplatzierten ein Wasserbecken interessant, das im Sommer klimatische Funktionen als Verdunstungsfläche innehätte und im Winter als Eislaufbahn genutzt werden könnte. Drei weitere Konzepte erhielten eine Anerkennung. Der Siegerentwurf enthalte neben einer zweigeschossigen Tiefgarage mit ausreichenden Parkmöglichkeiten einen attraktiven Platz mit einem Cafépavillon, etlichen Bäumen, einem Wasserspiel und zahlreichen Sitzgelegenheiten.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Prof. Bredow für dessen Vortrag und den eingebrachten Sach- und Fachverstand und übergab das Wort an die Bauausschussmitglieder.

 

Ausschussmitglied Frau Dr. Migl fand es eindrucksvoll die verschiedenen Konzepte zu sehen. Sie hielt allerdings den Aufwand, hier die Kosten in Millionenhöhe, für die Schaffung von 60 zusätzlichen Parkplätzen, wie in den Wettbewerbsbedingungen vorgegeben, für fraglich. Frau Dr. Migl sei schlichtweg nicht damit einverstanden und lehne daher die Neugestaltung des Weißquartierplatzes ab. Zudem sei von den Anwohnerinnen und Anwohnern keine Tiefgarage gewollt. Eine Unterschriftenaktion habe dies gezeigt.

 

Ausschussmitglied Herr Lerch nahm zunächst Bezug auf Frau Dr. Migls Wortmeldung hinsichtlich der 6.000 gesammelten Unterschriften und erwähnte, dass diese relativiert betrachtet werden müssen und sich in erster Linie gegen die Errichtung eines Parkdecks gerichtet hätten, das allerdings hier nicht zur Diskussion stünde.

Herr Lerch wollte letztlich wissen, ob die Investitionskosten bei der Betrachtung der Konzepte eine Rolle spielten. Herr Prof. Bredow erklärte, dass Konzepte mit zu hohen Kosten aufgrund ihrer Unwirtschaftlichkeit aussortiert wurden. Prinzipiell sei allerdings die Kostenfrage lediglich eine von vielen Fragen, die es bei einem Ideenwettbewerb zu bewerten gilt. Im nächsten Schritt werden die vier erstplatzierten Konzepte hinsichtlich der Umsetzbarkeit und damit auch der Wirtschaftlichkeit überprüft, welche dann in die weitere Beratung und Entscheidung einfließen werden.

 

Ausschussmitglied Frau Maroc dankte Herrn Prof. Bredow und erwähnte, dass es hätte „schlimmer kommen können“. Sie schloss sich letztlich der Meinung der Bürgerinitiative „Lebensqualität Weißquartierplatz“ an und hielt die Neugestaltung des Weißquartierplatzes mit Tiefgarage für nicht förderlich, vor allem nicht für die Luftqualität. Zudem hätte die Neugestaltung bzw. der Umbau der Königstraße mehr in das Wettbewerbsverfahren einfließen müssen. Frau Maroc betonte abschließend, dass sie gegen die zukünftigen Maßnahmen stimmen werde und merkte an, dass sie die von der Bürgerinitiative vorgeschlagenen Kriterien in der Schlussbemerkung des Berichts von Herrn Prof. Bredow vermisste.

Herr Prof. Bredow ging auf Letzteres ein und erklärte, dass Kriterien im laufenden Verfahren nicht geändert oder abgeändert werden dürfen, da sonst der ganze (Wettbewerbs-)Prozess anfechtbar sei. Auch der Vorsitzende ging auf Frau Marocs Wortmeldung ein und betonte, dass die Diskussion um den Weißquartierplatz aus der Diskussion um den Umbau der Königstraße heraus entstanden sei. Zudem erwähnte der Vorsitzende, dass die Bürgerinitiative eingeladen sei, den Wettbewerb zu kommentieren. Es sei der Bürgerinitiative schließlich nicht versagt, Stellung zu beziehen. Im Übrigen seien die Überlegungen zum Weißquartierplatz eingebettet in das Innenstadtentwicklungs-konzept und das dort enthaltene innerstädtische Verkehrskonzept.

 

Ausschussmitglied Herr Volkhardt hielt fest, dass neben der Gestaltung des Weißquartierplatzes auch der Erhalt der Parkplätze von Bedeutung sei, da diese wichtig für den Einzelhandel seien. Zudem seien schon zu viele Parkplätze weggefallen und mit Blick auf die Tagesordnungspunkte 6 und 7 der hiesigen Sitzung werden weitere Parkplätze einer Bebauung im Bereich der Reitschulgasse weichen müssen.

 

Ausschussmitglied Herr Tas dankte Herrn Prof. Bredow für die anschauliche Präsentation und hielt zwei Herausforderungen fest, die es zu meistern gelte: zum einen die Schaffung von Parkplätzen und zum anderen die Sanierung des Platzes an sich. Die Siegeridee habe nun gezeigt, dass mit „einer Klappe zwei Fliegen“ geschlagen werden könnten, da das Konzept eine Entlastung des Parkplatzproblems und die Schaffung eines funktionalen Platzes vorsehe. Herr Tas gab zu, dass er anfangs gegen die Sanierung des Platzes war - unter anderem auch, weil er den Bau eines Parkdecks befürchtete. Er sei nun angetan von den vielen guten Ideen. Zum Schluss lobte er die Verwaltung und erinnerte an die nächsten Schritte, die nun sorgfältig vorbereitet werden müssen.

 

Ausschussmitglied Herr Lerch erinnerte an die „heißen“ Diskussionen der Vergangenheit. Beim Weißquartierplatz handele es sich um einen wesentlichen und zentralen Platz der Landauer Innenstadt, den es optisch aufzuwerten gelte. Herr Lerch regte an in Zusammenhängen zu denken und den Zusammenhang zur Martin-Luther-Straße und dem Boulevard Ostbahnstraße zu sehen. Herrn Lerch war bewusst, dass die Umbauphase für die Anwohnerinnen und Anwohner schwierig sein werde – aber ohne Baumaßnahmen könne es letztlich keine Veränderung oder Aufwertung des Weißquartierplatzes geben.

Die nun vorgestellten Konzepte seien zunächst als ersten Schritt zu betrachten, so Herr Lerch. Er war überzeugt davon, dass eine Umgestaltung Landau guttun werde.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold war zunächst einer Umgestaltung gegenüber zurückhaltend eingestellt. Der Aufwand und die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs könnten sich nun aber sehen lassen. Herr Eisold war davon überzeugt, dass der Parkplatzsuchverkehr vermehrt unterirdisch in der zukünftigen Tiefgarage stattfinden werde. Hier müsste dann noch die Frage bezüglich einer möglichen Bündelung von Emissionen geklärt werden.

Bei der Umgestaltung des Platzes wäre Herrn Eisold wichtig, einen Baumbestand einzubeziehen – auch im Hinblick auf dringend benötigte Versickerungsflächen für Niederschläge und Starkregenereignisse.

Insgesamt sah Herr Eisold mit der Neugestaltung des Weißquartierplatzes eine gute Möglichkeit, den Anwohnerinnen und Anwohnern ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.

 

Ausschussmitglied Herr Kolain merkte an, dass die genannten Kriterien für eine Umgestaltung des Platzes aus Sicht seiner Stadtratsfraktion falsch seien und er gegen die Maßnahmen sei. Weiterhin erinnerte Herr Kolain an die Parkraumanalyse, welche keine weiteren Parkplätze für erforderlich erachtete. Daher werde er sich der Meinung der Bürgerinitiative „Lebensqualität Weißquartierplatz“ anschließen. Unter die Erde zu gehen, zwecks des Baus einer Tiefgarage, sei mit der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen „nicht zu machen“.

 

Ausschussmitglied Frau Dr. Migl fand, dass die Errichtung eines Gebäudes auf dem Weißquartierplatz „unpassend“ sei. Der Platz an sich sei bereits von vielen Gebäuden umfasst und bei der weiteren Planung sollte das Stadtklima im Vordergrund stehen. Der Individualverkehr sollte möglichst reduziert, der Busverkehr hingegen optimiert und verbessert werden. Frau Dr. Migl berichtete von ihren Erfahrungen aus Heidelberg, wo sie ursprünglich herkommt. Dort werden Tiefgaragen von den Anwohnerinnen und Anwohnern als Belastung wahrgenommen. Mit dem erweiterten Parkangebot in Landau, werde außerdem der Verkehr in die Stadt gelockt.

Zum Schluss betonte Frau Dr. Migl, dass sie sich mit den Planungen und Ideen nicht anfreunden könne. Hinsichtlich einer Tiefgarage fehle ihr die Wirtschaftlichkeit, da sie wisse, was Tiefgaragenstellplätze kosten, die letztlich wiederum durch höhere Parkgebühren kompensiert werden müssen.

 

Ausschussmitglied Herr Volkhardt richtete seine Wortmeldung an seine Vorredner Herrn Eisold und Herrn Kolain. Er war davon überzeugt, dass der Parkplatzsuchverkehr zum Großteil wegfallen werde, wenn es auf dem Weißquartierplatz eine Tiefgarage geben werde. Der Platz sowie die Anwohnerinnen und Anwohner würden „gewinnen“.

 

Ausschussmitglied Herr Heuberger merkte an, dass der Individualverkehr für das Funktionieren der Landauer Innenstadt notwendig sei. Die „grüne Wiese“ war schließlich als Alternative nicht gewollt. In der Südpfalz könne der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nicht wie in einer Großstadt funktionieren. Herr Heuberger appellierte, den Menschen die Freiheit der Mobilität nicht zu nehmen bzw. sie einzuschränken und somit die Innenstadt attraktiv zu halten. Zu guter Letzt verwies Herr Heuberger auf die Kaufkraft, welche aus dem Landauer Umland generiert werde. Die Neugestaltung des Weißquartierplatzes sei als Kompromiss aus vorherigen Diskussionen hervorgegangen. Herr Heuberger könne sich vorstellen, dass der Parkplatzsuchverkehr weniger werde, wenn die Menschen gezielter große Parkplätze ansteuern.

 

Der Vorsitzende dankte den Ausschussmitgliedern für ihre Wortbeiträge und betonte, dass wenn eine Entwicklung gewollt sei, auch eine Veränderung gebraucht werde. Man solle daher zulassen, dass sich Landau verändere. Dafür war der Ideenwettbewerb ein guter erster Schritt. Im nächsten Schritt werde der Fokus auf die Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit der unterschiedlichen Konzepte zu legen sein.

 

Der Vorsitzende dankte abschließend Herrn Prof. Bredow für sein Kommen und verabschiedete ihn. Die Informationen aus der Präsentation wurden zudem vom Vorsitzenden als zur Kenntnis genommen erklärt.