Der Vorsitzende begrüßte
Herrn Dipl.-Ing. (FH) Harald Baro, Leiter der Abteilung Verkehrstechnik und
Prokurist der Firma gevas humberg & partner Ingenieurgesellschaft für
Verkehrsplanung und Verkehrstechnik mbH aus Karlsruhe. Herr Baro sei den
Bauausschussmitgliedern bereits von der Bauausschusssitzung am 15.08.2017
bekannt. Herr Baro werde im Folgenden das „Geflecht an Maßnahmen“ darstellen
und mögliche Verbesserungsvorschläge für den Schlössel-Knoten präsentieren. Der
Vorsitzende erinnerte jedoch daran, dass es aufgrund der baulichen
Gegebenheiten und der insgesamt sehr hohen Verkehrsbelastung keinen vollständig
und jederzeit störungsfreien Verkehrsfluss am Schlössel-Knoten geben werde.
Diesen Anspruch habe die Stadt auch nicht gehabt, als sie das Büro gevas
beauftragte, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Erfreulich sei, dass
dennoch an verschiedenen Stellen Verbesserungen umsetzbar waren und noch seien.
Herr Baro blickte zurück,
rief das damals festgelegte dreistufige Vorgehen hinsichtlich der
Verkehrsuntersuchungen in Erinnerung und präsentierte seine
Untersuchungsergebnisse anhand verschiedener Grafiken und Diagramme. Die
Untersuchung der Schlössel-Kreuzung zeigte, dass diese besonders zu den
Stoßzeiten morgens zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr sowie nachmittags gegen 16:30
Uhr überlastet sei. Der Verkehr am Nachmittag sei zudem durch das Passieren von
vier Zügen je Stunde beeinträchtigt, da keine Koppelung der Lichtsignale mit
den Schranken an der Schlössel-Kreuzung existiere. Verlässliche Zahlen für die
weiteren Betrachtungen wurden zuvor von dem Büro Modus Consult ermittelt.
Insgesamt erarbeitete Herr Baro sechs Varianten zur Umgestaltung des
Knotenpunktes, empfahl allerdings nur die Varianten 1 und 2 weiterzuverfolgen.
So könnte z.B. die zu kurze Linksabbiegespur von der Weißenburger Straße in die
Cornichonstraße entfernt und die dadurch gewonnene Fläche für eine weitere
Geradeausspur genutzt werden. Weiterhin schlug Herr Baro vor, den Marienring
und die Bismarckstraße zur Entlastung hinzuzuziehen und die Einbahnstraßenregelungen
in den umgebenden Straßen zu verändern. Von einer großen Lösung in Form eines
Kreisverkehrs sei aufgrund der Dimensionen zunächst abzuraten, auch weil
hierfür große Teile des Savoyenparks überbaut werden müssten, der
Kreuzungsbereich deutlich zu klein sei und die Leistungsfähigkeit des Kreisels
zu Stoßzeiten nicht ausreichend für das Verkehrsaufkommen wäre.
Zum Abschluss zeigte Herr Baro Analyseergebnisse und Planzahlen bis 2030 -
unter Berücksichtigung der Gebietsentwicklungen der Südstadt und Landau Südwest
und fasste zusammen, dass sich auch mit dieser Siedlungsentwicklung die
Qualitätsstufe des Knotens durch die vorgeschlagenen Veränderungen verbessern
werde.
Der Vorsitzende dankte
Herrn Baro für dessen Erläuterungen und betonte, dass - wie angekündigt - nicht
„das Blaue vom Himmel versprochen“ werden könne. Der Schlössel-Knoten sei
besonders zu den Stoßzeiten kritisch, zu anderen Uhrzeiten funktioniere
hingegen der Verkehrsfluss. Bei den vorgeschlagenen Varianten handele es sich
letztlich um „maßvolle Eingriffe“.
Stellvertretendes Ausschussmitglied Herr Hartmann wollte wissen, wann das Büro die Präsentation
an die Verwaltung lieferte und kritisierte, dass diese nicht den
Bauausschussmitgliedern im Vorfeld zur Verfügung gestellt wurde.
Den Vortrag selbst hielt Herr Hartmann für qualifiziert und betonte, dass
dieser durchaus Kompensationslösungen lieferte. Er fand gut, dass die kurze
Linksabbiegespur wegfallen solle, hinterfragte allerdings direkt, wie die
Gegenläufigkeit für den Radverkehr in den (zukünftigen) Einbahnstraßen
garantiert werden könne.
Zudem fragte Herr Hartmann zur Grafik der Lichtsignalanlage (LSA) 10 und
deren Phasenfolgen, ob es nicht problematisch sei, dass das letzte Stück der
Bismarckstraße frei für den Radverkehr sei und ob ggf. eine Ampel dort
angebracht werden könnte.
Herr Baro nahm Bezug auf
Herrn Hartmanns Fragen und empfahl, die Wegeführung des Radverkehrs lokal zu
lösen. Eine entsprechende Ausbauplanung sei bereits Thema und für den
Radverkehr sei Begegnungsverkehr, anders als für den Busverkehr, möglich. Herr
Baro verdeutlichte, dass jedoch seine Untersuchungen der Verbesserung des
Kfz-Verkehrs galten und ein spezielles Radkonzept, das bisher nur in Grundzügen
vorliege, noch zu ermitteln sei.
Herr Kamplade nahm
ebenfalls auf Herrn Hartmanns Wortmeldung Bezug und erklärte, dass der
Radverkehr keine Einschränkungen erfahre, sich allerdings in gewisser Weise
umgewöhnen müsste. So können Radfahrerinnen und Radfahrer zukünftig über eine
Schleuse in die Glacisstraße gelangen.
Herr Hartmann fragte
weiter, ob aufgrund der gemeinsamen Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer eine
Verbreitung der Spur angedacht sei. Sonst, so Herr Hartmann, sei die Stelle zu
eng für beidseitigen Radverkehr.
Herr Kamplade stufte den
besagten Streckenabschnitt als Hauptroute für den Radverkehr ein, verneinte
allerdings eine Verbreiterung der Spur. Diese sei im Bestand breit genug für
gegenläufiges Fahrradfahren, wenn keine Autos auf dem Radweg widerrechtlich
geparkt werden.
Der Vorsitzende erwähnte,
dass es sich bei den vorgestellten Ergebnissen nicht um eine zu beschließende
Vorlage handle. Die Informationen, welche von Herrn Baro präsentiert wurden,
sollten eine erste zeitliche Einordnung geben. So müsse beispielsweise erst die
für Sommer 2019 geplante Baumaßnahme in der Bismarckstraße abgewartet werden,
um dann über weitere (bauliche) Veränderungen im näheren Umfeld des
Schlössel-Knotens diskutieren zu können.
Ausschussmitglied Herr Maier merkte an, dass eine vermeintlich nur kleine Verbesserung von F zu E
(hier: Bewertung nach Schulnotensystem) im Verkehrsablauf eine deutliche
zeitliche Verbesserung für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer
bedeuten würde.
Ausschussmitglied Herr Lerch hatte Verständnisfragen. Zum einen hinsichtlich der wegfallenden
Linksabbiegespur Richtung Krankenhaus und Maria-Ward-Schule. Was würde dies für
Rettungsfahrzeuge bedeuten? Spüre man die Umlegung der Verkehre an anderer
Stelle?
Herr Baro erklärte Herrn
Lerch, dass die Rettungsfahrzeuge weiterhin Richtung Krankenhaus links abbiegen
dürften.
Herr Lerch kritisierte zum
Schluss, dass die Präsentation nicht vor der Sitzung ausgehändigt wurde. Was
spreche dagegen, die Unterlagen drei Tage eher zu erhalten? Der Vorsitzende
entgegnete ihm hierzu, dass in der hiesigen Sitzung keine Entscheidungen
dahingehend getroffen werden und die Verwaltung der Ansicht war, die
Präsentation nicht ohne Vortrag vorab zu verteilen, weil sie nur mit
erläuterndem Vortrag verständlich sei.
Ausschussmitglied Herr Freiermuth resümierte und hielt die vorgelegten Ergebnisse des Herrn Baro für eine
„tolle Ausarbeitung“, obwohl sie nicht den großen Durchbruch markiere. Könne
eventuell noch mit der Deutschen Bahn verhandelt und ggf. Alternativen
hinsichtlich der Schrankenschließzeiten erarbeitet werden? Oder sei dies zu
utopisch? Könne bei der weiteren Betrachtung des Büro gevas ein stärkerer
Einbezug der Zweibrücker Straße als Ausweichroute erfolgen?
Herr Baro nahm Bezug auf
Herrn Freiermuths Fragen. Momentan werden Maßnahmenpakete der Stufe 2
(mittelfristige Optimierungen) erarbeitet. Die Arbeiten der Stufe 1, wie z.B.
die Programmierung der Lichtsignalanlage und geringfügige bauliche Anpassungen,
erfolgten bereits. Die Maßnahmen der Stufe 3 würden größere bzw. langfristige
Eingriffe auf das Netzkonzept bedeuten, so dass zunächst die Wirkungen der
Maßnahmen der Stufe 2, wie z.B. eine Veränderung der Spurgestaltung, abgewartet
werden sollten. Dass die Schrankenschließzeiten verändert werden, hielt Herr
Baro tatsächlich für utopisch. Dies sei schlichtweg mit zu hohen Kosten
verbunden und die technischen Standards der Bahn seien sehr komplex. Für die
Fußgängerinnen und Fußgänger, vor allem zu Schulbeginn- und Schulendzeiten,
hielt Herr Baro eine Insellösung am praktikabelsten und sah darin einen
Kompromiss für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer.
Ausschussmitglied Herr Wagner dankte Herrn Baro für den Vortrag und stellte noch inhaltliche Fragen.
Seien die Analysen des Prognosenullfalles 2030 mit den Zahlen des Prognoseplanfalles
2030 vergleichbar? Wie hoch schätze Herr Baro die Kosten der vorgeschlagenen
Maßnahmen der Stufe 2? Wäre eine Umsetzung dieser Maßnahmen empfehlenswert,
obwohl nur eine marginale Verbesserung zu erwarten sei?
Herr Baro erklärte, dass
beide Prognosezahlen miteinander vergleichbar seien. Hinsichtlich der Kosten
merkte Herr Baro an, dass die Verbesserungen aus verkehrstechnischer Sicht
keineswegs marginal seien, sondern bei etwa 10-20 % lägen. Zu den Kosten konnte
Herr Baro allerdings noch keine Einschätzung abgeben.
Herr Moayyedi schätzte die
Kosten auf einen unteren sechsstelligen Bereich.
Herr Wagner appellierte
zum Schluss, die Vorträge im Vorfeld zu erhalten, auch wenn nichts zu
beschließen sei. Es ginge schließlich um eine „demokratische Teilhabe“.
Ausschussmitglied Frau Höhlinger äußerte Bedenken zur Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer, wenn es
eine Schleuse ohne eine Ampel für den Radverkehr geben werde.
Herr Kamplade antwortete
ihr, dass es hier auf jeden Fall nach einer weiteren planerischen Ausarbeitung
bedarf, um die Idee der „Fahrradschleuse“ zu beurteilen.
Zu den Bewertungen des Herrn Baro äußerte sich Herr Kamplade ebenfalls. Der
Schlössel-Knoten werde auch weiterhin ein hoch belasteter Knoten sein. Mit den
Schließzeiten der Bahnschranken müsse umgegangen werden. Dennoch wären die
vorgeschlagenen Maßnahmen sinnvoll und lägen in einem verträglichen
Kostenrahmen. Vor allem konnte widerlegt werden, dass Verkehrszunahmen durch
Siedlungsentwicklungen zu einem „Verkehrskollaps“ am Schlösselknoten führen
würden.
Herr Kamplade empfahl schlussendlich, die mittelfristigen Maßnahmen
anzugehen und zwei Jahre abzuwarten – bevor weitere Eingriffe diskutiert werden
sollten.
Ausschussmitglied Herr Scheid erklärte hinsichtlich der Bahnproblematik, dass die Schließzeiten der
Schranken in erster Linie nicht mit dem Haltepunkt selbst zusammenhingen,
sondern vom fahrenden Zug und dessen Geschwindigkeit. In Landau sei aufgrund
der Eingleisigkeit und größeren Übergängen mitten in der Stadt (z.B. am
Westbahnhof) kein Spielraum vorhanden.
Weiterhin wollte Herr Scheid wissen, wie viele Parkplätze bei der Änderung
der Verkehrsführung mit zwei Spuren wegfallen werden.
Herr Moayyedi antwortete
ihm, dass drei Parkplätze und ein Baum den Veränderungen weichen müssten.
Ausschussmitglied Herr Heuberger fragte nach der Südumgehung. Für ihn sei wichtig, langfristig und
weiträumiger zu denken. Er schlug vor, die Konzentration des Verkehrs von dem
Schlössel-Knoten wegzunehmen.
Zudem wollte Herr Heuberger in Erfahrung bringen, wie die wegfallenden
Parkplätze kompensiert werden sollen.
Herr Kamplade rief in
Erinnerung, dass es keine Verbesserung ohne Einschränkungen geben könne. Für
die Wegnahme der Parkplätze in der Glacisstraße sei kein Ersatz parat. Zwar
seien Überlegungen bezüglich der Kompensation vorhanden, allerdings würde sich
diese Überlegung mit der Anzahl von wegfallenden Parkplätzen nicht die Waage
halten.
Hinsichtlich Herrn Heubergers Frage zur Südumgehung erklärte Herr Kamplade,
dass diese aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll sei und deshalb vor
einigen Jahren vom Rat verworfen wurde.
Der Vorsitzende rief ins
Bewusstsein, dass es an der Schlössel-Kreuzung auch in Zukunft Belastungen und
es mit dem Maßnahmenpaket 2 zunächst eine Verlagerung der Verkehre geben werde.
Das von Herrn Baro vorgelegte Maßnahmenkonzept sei realistisch und
realisierbar. Mit den in der hiesigen Bauausschusssitzung gelieferten
Informationen sollten erste Überlegungen zu einem „frühen Zeitpunkt“ des
Betrachtungszeitraumes vorgestellt werden.
Da sich keine Wortmeldungen mehr ergaben, erklärte der Vorsitzende die
Informationen als zur Kenntnis genommen.