Beschluss: zur Kenntnis genommen

Abstimmung: Ja: 14

 

 


Der Vorsitzende begrüßte Herrn Dipl.-Ing. (FH) Harald Baro, Leiter der Abteilung Verkehrstechnik und Prokurist der Firma gevas humberg & partner Ingenieurgesellschaft für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik mbH aus Karlsruhe. Herr Baro sei den Bauausschussmitgliedern bereits von der Bauausschusssitzung am 15.08.2017 bekannt. Herr Baro werde im Folgenden das „Geflecht an Maßnahmen“ darstellen und mögliche Verbesserungsvorschläge für den Schlössel-Knoten präsentieren. Der Vorsitzende erinnerte jedoch daran, dass es aufgrund der baulichen Gegebenheiten und der insgesamt sehr hohen Verkehrsbelastung keinen vollständig und jederzeit störungsfreien Verkehrsfluss am Schlössel-Knoten geben werde. Diesen Anspruch habe die Stadt auch nicht gehabt, als sie das Büro gevas beauftragte, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Erfreulich sei, dass dennoch an verschiedenen Stellen Verbesserungen umsetzbar waren und noch seien.

 

Herr Baro blickte zurück, rief das damals festgelegte dreistufige Vorgehen hinsichtlich der Verkehrsuntersuchungen in Erinnerung und präsentierte seine Untersuchungsergebnisse anhand verschiedener Grafiken und Diagramme. Die Untersuchung der Schlössel-Kreuzung zeigte, dass diese besonders zu den Stoßzeiten morgens zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr sowie nachmittags gegen 16:30 Uhr überlastet sei. Der Verkehr am Nachmittag sei zudem durch das Passieren von vier Zügen je Stunde beeinträchtigt, da keine Koppelung der Lichtsignale mit den Schranken an der Schlössel-Kreuzung existiere. Verlässliche Zahlen für die weiteren Betrachtungen wurden zuvor von dem Büro Modus Consult ermittelt.

Insgesamt erarbeitete Herr Baro sechs Varianten zur Umgestaltung des Knotenpunktes, empfahl allerdings nur die Varianten 1 und 2 weiterzuverfolgen. So könnte z.B. die zu kurze Linksabbiegespur von der Weißenburger Straße in die Cornichonstraße entfernt und die dadurch gewonnene Fläche für eine weitere Geradeausspur genutzt werden. Weiterhin schlug Herr Baro vor, den Marienring und die Bismarckstraße zur Entlastung hinzuzuziehen und die Einbahnstraßenregelungen in den umgebenden Straßen zu verändern. Von einer großen Lösung in Form eines Kreisverkehrs sei aufgrund der Dimensionen zunächst abzuraten, auch weil hierfür große Teile des Savoyenparks überbaut werden müssten, der Kreuzungsbereich deutlich zu klein sei und die Leistungsfähigkeit des Kreisels zu Stoßzeiten nicht ausreichend für das Verkehrsaufkommen wäre.

Zum Abschluss zeigte Herr Baro Analyseergebnisse und Planzahlen bis 2030 - unter Berücksichtigung der Gebietsentwicklungen der Südstadt und Landau Südwest und fasste zusammen, dass sich auch mit dieser Siedlungsentwicklung die Qualitätsstufe des Knotens durch die vorgeschlagenen Veränderungen verbessern werde.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Baro für dessen Erläuterungen und betonte, dass - wie angekündigt - nicht „das Blaue vom Himmel versprochen“ werden könne. Der Schlössel-Knoten sei besonders zu den Stoßzeiten kritisch, zu anderen Uhrzeiten funktioniere hingegen der Verkehrsfluss. Bei den vorgeschlagenen Varianten handele es sich letztlich um „maßvolle Eingriffe“.

 

Stellvertretendes Ausschussmitglied Herr Hartmann wollte wissen, wann das Büro die Präsentation an die Verwaltung lieferte und kritisierte, dass diese nicht den Bauausschussmitgliedern im Vorfeld zur Verfügung gestellt wurde.

Den Vortrag selbst hielt Herr Hartmann für qualifiziert und betonte, dass dieser durchaus Kompensationslösungen lieferte. Er fand gut, dass die kurze Linksabbiegespur wegfallen solle, hinterfragte allerdings direkt, wie die Gegenläufigkeit für den Radverkehr in den (zukünftigen) Einbahnstraßen garantiert werden könne.

Zudem fragte Herr Hartmann zur Grafik der Lichtsignalanlage (LSA) 10 und deren Phasenfolgen, ob es nicht problematisch sei, dass das letzte Stück der Bismarckstraße frei für den Radverkehr sei und ob ggf. eine Ampel dort angebracht werden könnte. 

Herr Baro nahm Bezug auf Herrn Hartmanns Fragen und empfahl, die Wegeführung des Radverkehrs lokal zu lösen. Eine entsprechende Ausbauplanung sei bereits Thema und für den Radverkehr sei Begegnungsverkehr, anders als für den Busverkehr, möglich. Herr Baro verdeutlichte, dass jedoch seine Untersuchungen der Verbesserung des Kfz-Verkehrs galten und ein spezielles Radkonzept, das bisher nur in Grundzügen vorliege, noch zu ermitteln sei.

Herr Kamplade nahm ebenfalls auf Herrn Hartmanns Wortmeldung Bezug und erklärte, dass der Radverkehr keine Einschränkungen erfahre, sich allerdings in gewisser Weise umgewöhnen müsste. So können Radfahrerinnen und Radfahrer zukünftig über eine Schleuse in die Glacisstraße gelangen.

Herr Hartmann fragte weiter, ob aufgrund der gemeinsamen Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer eine Verbreitung der Spur angedacht sei. Sonst, so Herr Hartmann, sei die Stelle zu eng für beidseitigen Radverkehr.

Herr Kamplade stufte den besagten Streckenabschnitt als Hauptroute für den Radverkehr ein, verneinte allerdings eine Verbreiterung der Spur. Diese sei im Bestand breit genug für gegenläufiges Fahrradfahren, wenn keine Autos auf dem Radweg widerrechtlich geparkt werden.

 

Der Vorsitzende erwähnte, dass es sich bei den vorgestellten Ergebnissen nicht um eine zu beschließende Vorlage handle. Die Informationen, welche von Herrn Baro präsentiert wurden, sollten eine erste zeitliche Einordnung geben. So müsse beispielsweise erst die für Sommer 2019 geplante Baumaßnahme in der Bismarckstraße abgewartet werden, um dann über weitere (bauliche) Veränderungen im näheren Umfeld des Schlössel-Knotens diskutieren zu können.

 

Ausschussmitglied Herr Maier merkte an, dass eine vermeintlich nur kleine Verbesserung von F zu E (hier: Bewertung nach Schulnotensystem) im Verkehrsablauf eine deutliche zeitliche Verbesserung für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer bedeuten würde.

 

Ausschussmitglied Herr Lerch hatte Verständnisfragen. Zum einen hinsichtlich der wegfallenden Linksabbiegespur Richtung Krankenhaus und Maria-Ward-Schule. Was würde dies für Rettungsfahrzeuge bedeuten? Spüre man die Umlegung der Verkehre an anderer Stelle?

Herr Baro erklärte Herrn Lerch, dass die Rettungsfahrzeuge weiterhin Richtung Krankenhaus links abbiegen dürften.

Herr Lerch kritisierte zum Schluss, dass die Präsentation nicht vor der Sitzung ausgehändigt wurde. Was spreche dagegen, die Unterlagen drei Tage eher zu erhalten? Der Vorsitzende entgegnete ihm hierzu, dass in der hiesigen Sitzung keine Entscheidungen dahingehend getroffen werden und die Verwaltung der Ansicht war, die Präsentation nicht ohne Vortrag vorab zu verteilen, weil sie nur mit erläuterndem Vortrag verständlich sei.

 

Ausschussmitglied Herr Freiermuth resümierte und hielt die vorgelegten Ergebnisse des Herrn Baro für eine „tolle Ausarbeitung“, obwohl sie nicht den großen Durchbruch markiere. Könne eventuell noch mit der Deutschen Bahn verhandelt und ggf. Alternativen hinsichtlich der Schrankenschließzeiten erarbeitet werden? Oder sei dies zu utopisch? Könne bei der weiteren Betrachtung des Büro gevas ein stärkerer Einbezug der Zweibrücker Straße als Ausweichroute erfolgen?

Herr Baro nahm Bezug auf Herrn Freiermuths Fragen. Momentan werden Maßnahmenpakete der Stufe 2 (mittelfristige Optimierungen) erarbeitet. Die Arbeiten der Stufe 1, wie z.B. die Programmierung der Lichtsignalanlage und geringfügige bauliche Anpassungen, erfolgten bereits. Die Maßnahmen der Stufe 3 würden größere bzw. langfristige Eingriffe auf das Netzkonzept bedeuten, so dass zunächst die Wirkungen der Maßnahmen der Stufe 2, wie z.B. eine Veränderung der Spurgestaltung, abgewartet werden sollten. Dass die Schrankenschließzeiten verändert werden, hielt Herr Baro tatsächlich für utopisch. Dies sei schlichtweg mit zu hohen Kosten verbunden und die technischen Standards der Bahn seien sehr komplex. Für die Fußgängerinnen und Fußgänger, vor allem zu Schulbeginn- und Schulendzeiten, hielt Herr Baro eine Insellösung am praktikabelsten und sah darin einen Kompromiss für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer.

 

Ausschussmitglied Herr Wagner dankte Herrn Baro für den Vortrag und stellte noch inhaltliche Fragen. Seien die Analysen des Prognosenullfalles 2030 mit den Zahlen des Prognoseplanfalles 2030 vergleichbar? Wie hoch schätze Herr Baro die Kosten der vorgeschlagenen Maßnahmen der Stufe 2? Wäre eine Umsetzung dieser Maßnahmen empfehlenswert, obwohl nur eine marginale Verbesserung zu erwarten sei?

Herr Baro erklärte, dass beide Prognosezahlen miteinander vergleichbar seien. Hinsichtlich der Kosten merkte Herr Baro an, dass die Verbesserungen aus verkehrstechnischer Sicht keineswegs marginal seien, sondern bei etwa 10-20 % lägen. Zu den Kosten konnte Herr Baro allerdings noch keine Einschätzung abgeben.

Herr Moayyedi schätzte die Kosten auf einen unteren sechsstelligen Bereich.

Herr Wagner appellierte zum Schluss, die Vorträge im Vorfeld zu erhalten, auch wenn nichts zu beschließen sei. Es ginge schließlich um eine „demokratische Teilhabe“.

 

Ausschussmitglied Frau Höhlinger äußerte Bedenken zur Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer, wenn es eine Schleuse ohne eine Ampel für den Radverkehr geben werde.

Herr Kamplade antwortete ihr, dass es hier auf jeden Fall nach einer weiteren planerischen Ausarbeitung bedarf, um die Idee der „Fahrradschleuse“ zu beurteilen.

Zu den Bewertungen des Herrn Baro äußerte sich Herr Kamplade ebenfalls. Der Schlössel-Knoten werde auch weiterhin ein hoch belasteter Knoten sein. Mit den Schließzeiten der Bahnschranken müsse umgegangen werden. Dennoch wären die vorgeschlagenen Maßnahmen sinnvoll und lägen in einem verträglichen Kostenrahmen. Vor allem konnte widerlegt werden, dass Verkehrszunahmen durch Siedlungsentwicklungen zu einem „Verkehrskollaps“ am Schlösselknoten führen würden.

Herr Kamplade empfahl schlussendlich, die mittelfristigen Maßnahmen anzugehen und zwei Jahre abzuwarten – bevor weitere Eingriffe diskutiert werden sollten.

 

Ausschussmitglied Herr Scheid erklärte hinsichtlich der Bahnproblematik, dass die Schließzeiten der Schranken in erster Linie nicht mit dem Haltepunkt selbst zusammenhingen, sondern vom fahrenden Zug und dessen Geschwindigkeit. In Landau sei aufgrund der Eingleisigkeit und größeren Übergängen mitten in der Stadt (z.B. am Westbahnhof) kein Spielraum vorhanden.

Weiterhin wollte Herr Scheid wissen, wie viele Parkplätze bei der Änderung der Verkehrsführung mit zwei Spuren wegfallen werden.

Herr Moayyedi antwortete ihm, dass drei Parkplätze und ein Baum den Veränderungen weichen müssten.

 

Ausschussmitglied Herr Heuberger fragte nach der Südumgehung. Für ihn sei wichtig, langfristig und weiträumiger zu denken. Er schlug vor, die Konzentration des Verkehrs von dem Schlössel-Knoten wegzunehmen.

Zudem wollte Herr Heuberger in Erfahrung bringen, wie die wegfallenden Parkplätze kompensiert werden sollen.

Herr Kamplade rief in Erinnerung, dass es keine Verbesserung ohne Einschränkungen geben könne. Für die Wegnahme der Parkplätze in der Glacisstraße sei kein Ersatz parat. Zwar seien Überlegungen bezüglich der Kompensation vorhanden, allerdings würde sich diese Überlegung mit der Anzahl von wegfallenden Parkplätzen nicht die Waage halten.

Hinsichtlich Herrn Heubergers Frage zur Südumgehung erklärte Herr Kamplade, dass diese aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll sei und deshalb vor einigen Jahren vom Rat verworfen wurde.

 

Der Vorsitzende rief ins Bewusstsein, dass es an der Schlössel-Kreuzung auch in Zukunft Belastungen und es mit dem Maßnahmenpaket 2 zunächst eine Verlagerung der Verkehre geben werde. Das von Herrn Baro vorgelegte Maßnahmenkonzept sei realistisch und realisierbar. Mit den in der hiesigen Bauausschusssitzung gelieferten Informationen sollten erste Überlegungen zu einem „frühen Zeitpunkt“ des Betrachtungszeitraumes vorgestellt werden.

 


Da sich keine Wortmeldungen mehr ergaben, erklärte der Vorsitzende die Informationen als zur Kenntnis genommen.