Sitzung: 04.02.2020 Stadtrat
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 26, Nein: 13, Enthaltungen: 3, Befangen: 0
Vorlage: 660/213/2019
Auf Grundlage des
Mobilitätskonzeptes werden zur Stärkung der innerstädtischen Mobilität, zur
Verbesserung des Verkehrsflusses, der Sicherheit und der Lebens- und
Aufenthaltsqualität in der Innenstadt von Landau folgende Maßnahmen
beschlossen:
- Einführung
eines für die Nutzerinnen und Nutzer kostenfreien Altstadt-Shuttles auf dem in
Anlage 2 dargestellten Linienverlauf im 20 Minuten Takt von 9:00 Uhr – 19:00
Uhr Montag bis Freitag und 9:00 Uhr – 17:00 Uhr an Samstagen.
- Ausweisung
von 6 Parkplätzen am südlichen Ende des Weißquartierplatzes und 7 Parkplätzen
auf der Nordseite der Straße Am Großmarkt
- Öffnung
der Königstraße für Fahrradfahrer
entgegen der Einbahnstraße mit Wegfall von 48 Parkplätzen sowie der Aufstellung von 23 zusätzlichen Straßenbäumen nach Anlage 3.
- Änderung
der Verkehrsführung in der Waffenstraße und der Reiterstraße nach Anlage 4 und
Sperrung von Teilabschnitten der Waffenstraße und der Reiterstraße für den
Durchgangsverkehr.
- Öffnung
der Fußgängerzone für Radfahrende von Montag bis Samstag von 18:30 Uhr – 11:00
Uhr und Sonntag ganztägig. Die Verbindung Westbahnstraße – Stiftsplatz –
Martin-Luther-Straße (Vorrangroute Radverkehr) wird dauerhaft und in
Abhängigkeit vom Umbau der Martin-Luther-Straße komplett für den Radverkehr
geöffnet.
- Modernisierung der
Lichtsignalanlagen mit einer belastungsabhängigen, „intelligenten“
Signalsteuerung in der Hindenburgstraße, im Nordring, im Marienring und in der
Rheinstraße zur Erhöhung der Leistungsfähigkeiten für den Kfz-Verkehr.
- Bauliche Umgestaltung der
Martin-Luther-Straße zu einer Mischverkehrsfläche nach Anlage 5 und Öffnung des
Abschnittes zwischen Meerweibchenstraße und Kronstraße für Fahrradfahrer
entgegen der Einbahnstraße im Sommer 2020.
- Öffnung der Martin-Luther-Straße
zwischen Kronstraße und Weißquartierstraße für Fahrradfahrer entgegen der
Einbahnstraße nach erfolgter baulicher Umgestaltung zu einer
Mischverkehrsfläche.
- Erhöhung des
Haushaltsansatzes im PK 5410 096346 Martin-Luther-Straße im Jahre 2021 von 30.000
€ auf 530.000 € mit einer Verpflichtungsermächtigung.
- Reduzierung des
Haushaltsansatzes im PK 5410 096 096347 Königstraße im Jahre 2021 von 800.000 €
auf 300.000 €
Der Vorsitzende erläuterte die Sitzungsvorlage des
Stadtbauamtes vom 20. Januar 2020, die dieser Niederschrift als Anlage
beigefügt ist. Seit Jahren beschäftige man sich mit dem Thema Mobilität. Dabei
werde klar, dass man die Innenstadtmobilität verändern müsse. Man habe
unterschiedliche Formen der Bürgerbeteiligung durchgeführt. Es gehe darum, die
Fahrradinfrastruktur besser abzubilden. Insgesamt habe man ein ausgewogenes
Maßnahmenbündel schnüren können. Es sei kein Radikalkonzept, sondern ein
Zwischenschritt. Ziel sei eine bessere Vertaktung des ÖPNV, insbesondere mit
den Stadtdörfern. Dies hier sei der Einstige in eine Veränderung, die groß sein
werde.
Beigeordneter
Hartmann betonte, dass
fachlich in den Ausschusssitzungen alles gesagt worden sei. Als neue
Information könne er weitergeben, dass das Radfahren on Kindern unter 10 Jahren
in der Fußgängerzone rechtlich möglich sei. Entscheidend in der Frage der
Mobilität sei, dass es für den Klimaschutz eben nicht egal sei, wie man sich
fortbewegt. Um Klimaschutzziele einhalten zu können, brauche man die
Verkehrswende. Diese Vorlage sei ein Kompromiss aufbauend auf der Basis des
Mobilitätskonzeptes. Innenstadt sei für viele in zentraler Punkt, wo man lebe,
arbeite, fortgehe. Und natürlich sei auch der Handel in diesem Bereich ein
zentraler Punkt. Aber gegen Amazon gewinne man nicht mit Parkplätzen, sondern
sei eine Frage der Aufenthaltsqualität. Der Kritik habe man sich gestellt. Das
vorliegende Konzept sei ein Vorschlag mit Maß und Mitte.
Ratsmitglied
Heidbreder erklärte, dass
bei Klimazieldiskussionen der Verkehrssektor regelmäßig auf der Strecke bleibe.
Vor diesem Hintergrund sei das vorliegende Landauer Konzept ein Meilenstein in
der Klimaschutzmobilität. Es gebe klare Regelungen für Fußgänger, für den
Radverkehr und im äußeren Ring für den KfZ-Verkehr. Jedes Detail und jede noch
so kleine Frage sei bedacht worden. Für die Weißquartierstraße als
Fahrradstraße spreche sachlich und fachlich nichts. Allein schon deshalb, weil
die Königstraße als Vorrangroute für den Radverkehr ausgewiesen sei. Nichts
würde in der Königstraß0 die Aufenthaltsqualität mehr schmälern als
herumstehende Autos. Durch die wandernde Baumallee wolle man vielmehr
Aufenthaltsqualität zum flanieren schaffen. Nichts bringe so viel Frequenz wie
eine Altstadt der kurzen Wege, in der man sich gerne aufhalte. Der
Altstadtshuttle sei ein Novum in Rheinland-Pfalz, mit dem man eine Kompensation
für den Einzelhandel schaffe.
Dieses Konzept sei
auch kein Schnellschuss, sondern wochenlang vorbereitet worden. Mobilitätskonzept
und Klimaschutzkonzept seien beide mit großer Mehrheit im Stadtrat beschlossen
worden. Hierauf fuße nun dieser Vorschlag.
Landau könne
Klimaschutzmobilität, dies beweise man mit diesem fachlich und sachlich guten
Konzept. Ihr Dank gehe an die Verwaltung, die diese politisch gewollten Ideen
mit Inhalt gefüllt hätten. Nie sei die Zeit für konsequente Klimaschutzpolitik
drängender gewesen. Deshalb müsse dieses Jahrzehnt die Dekade des Klimaschutzes
werden. Die GRÜNE-Stadtratsfraktion stimme der Vorlage zu.
Ratsmitglied Dr.
Hülsenbeck betonte, dass man
über ein sehr umfassendes Maßnahmenpaket beschließe. Man drehe an einem großen
Rad. Grundlage für diese Beschlüsse sei das gemeinsam beschlossen
Mobilitätskonzept. Gerade in Fragen der Mobilität müsse man weiter umdenken
lernen. Ein zentraler Punkt sei dabei der Klimaschutz und die Förderung einer
klimaneutralen Mobilität. Im Mobilitätskonzept seien bereits die
Vorrangbereiche definiert. Er wolle nicht verhehlen, dass die CDU kontrovers
diskutiert habe. In der Königstraße gehe es darum, ein Wohlfühlklima in dieser
Straße zu erreichen. Eine Kompensationsmöglichkeit sei dabei der kostenlose
Altstadtshuttle. Grundsätzlich positiv sehe man den Einsatz digitaler und
moderner Leittechnik. Im Sinne dieses Umdenkens gehe man heute einen großen
Schritt. Die CDU-Stadtratsfraktion stimme der Vorlage mehrheitlich zu.
Ratsmitglied
Maier unterstrich, dass
dieses Thema die Gemüter in der Stadt erhitzt habe. Dabei hätten die Grünen
genau diese Dinge immer wieder angekündigt. Die CDU aber, die sich jahrelang
als Parkplatzpartei gesehen habe, verrate mit dieser Vorlage ihre Wählerinnen
und Wähler. Wenn man ernsthaft Verbesserungen für den Radverkehr wolle, dann
müssten Parkplätze wegfallen, so ehrlich müsse man sein. Er könne keine
Verbesserungen für die Aufenthaltsqualität der Königstraße erkennen. Die Straße
bleibe so hässlich wie sie sei. Dass in der Frage des Altstadtshuttles gerade
der Seniorenbeirat und der Behindertenbeirat nicht beteiligt worden seien, sei
unendlich peinlich und dürfe sich nicht wiederholen. Selbst Fachleute würden
überdies bestätigen, dass der Shuttle mit dieser Linienführung keinen Sinn
mache. Die SPD-Stadtratsfraktion lehne die Sitzungsvorlage ab.
Ratsmitglied
Freiermuth wies darauf hin,
dass der ÖPNV nicht nur in Landau festgelegt werde, sondern man eingebunden sei
in eine größere Einheit. Er sei nach wie vor der Auffassung, dass eine Öffnung
der Königstraße für den gegenläufigen Radverkehr nicht sein müsse. Keine Frage
sei, dass man die Königstraße verbessern müsse, um die Attraktivität zu
stärken. Sinnvoll sei es auch, die Zeiten für das Fahrradfahren in der
Fußgängerzone einzugrenzen. Insgesamt sei viele Dinge in dieser Vorlage nicht
stimmig, daher lehne die FWG-Stadtratsfraktion ab.
Ratsmitglied
Herrmann hielt es für gut,
eine neue Innenstadtmobilität zu diskutieren. Aber es fehle hier noch an
Grundlagen. Er halte es für falsch, die Königstraße für den gegenläufigen
Radverkehr zu öffnen. Wenn die Königstraße so umgebaut werde, stelle sich die
Frage wo denn dann der Innenstadtshuttle noch fahren solle. Warnendes Beispiel
sei die südliche Marktstraße, die so gut wie tot sei. Wenn man den
Geschäftsleuten nun die Geschäftsgrundlage entziehe, dann werde es der
Königstraße genauso gehen. Dies sei alles nicht durchdacht, daher lehne die
AfD-Stadtratsfraktion die Vorlage ab.
Ratsmitglied
Kleemann betonte, dass man
das Mobilitätskonzept grundsätzlich gut finde. Der Wegfall von 48 Parkplätzen
in der Königstraße, dazu noch ohne Not, sei allerdings nicht zustimmungsfähig.
Die Pfeffer und Salz-Stadtratsfraktion werde sich enthalten.
Ratsmitglied
Silbernagel unterstrich,
dass sich die Zeiten geändert hätten. Es gehe eben nicht mehr alleine um den
motorisierten Verkehr, sondern um die Gleichberechtigung aller
Verkehrsteilnehmer in der Innenstadt. Eine Verkehrsberuhigung in der
Waffenstraße habe man schon vor 15 Jahren diskutiert. Mit diesem Konzept
erreiche man jetzt dies, was damals nicht gelungen sei. Die Königstraße sei in
diesem Zustand nicht mehr zeitgemäß. Er sei der Meinung, dass dieses neue
Konzept nicht in Einzelschritten, sondern als Komplettpaket umgesetzt werden
müsse. Nur so entfalte es die gewünschte Wirkung. Der Altstadtshuttle sei ein
kluger Schachzug. Er glaube, dass dies eine Erfolgsgeschichte werde. Die
wegfallenden Parkplätze könnten zum Beispiel durch Öffnung von
Behördenparkplätzen am Wochenende. Es sei dies ein großes Mobilitätskonzept für
eine neue Landauer Innenstadt. Die FDP-Stadtratsfraktion stimme der Vorlage zu.
Ratsmitglied Schreiner begrüßte die Öffnung der Königstraße für den Fahrradverkehr. Zweifel habe man beim Altstadtshuttle, begrüße aber den kostenlosen ÖPNV. Die LINKE-Stadtratsfraktion stimme der Vorlage zu.
Der Stadtrat beschloss mehrheitlich mit 26 Ja-, 13 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen: