Der Vorsitzende leitete in den Tagesordnungspunkt samt den Unterpunkten 2.1 und 2.2 ein und bedauerte, dass aufgrund der Corona-Pandemie die offizielle Ausstellungseröffnung zu den Wettbewerbsergebnissen nicht stattfinden konnte und die Ausstellung selbst im März 2020 abgebrochen werden musste. Umso mehr freute es den Vorsitzenden, Herrn Thomas Schüler, Architekt und Stadtplaner aus Düsseldorf, als Sieger des Wettbewerbs „Neues Stadtquartier Südwest“ begrüßen zu können. Herr Schüler werde im Folgenden sein Konzept, das er zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro faktorgrün aus Freiburg erarbeitete, präsentieren und erläutern.

 

Herr Schüler zeigte anhand verschiedener Grafiken seine Wettbewerbsgedanken. Ein besonderes Merkmal seiner Idee: Den Verkehr möglichst aus den Quartieren herauszuführen und wegzuleiten. Hierbei sollen „Quartiersgaragen“ unterstützend wirken, die in maximal 200 m Entfernung zur Wohnbebauung platziert werden und die Idee des verkehrsfreien Innenbereichs mit einem „Landschaftsfenster“ und „Mobilitätsstationen“ ermöglichen können. Die Frage „Wie viel Verkehr wollen wir?“ sei auch bei den weiteren Planungsschritten zu berücksichtigen.

Weitere Aspekte seines Konzeptes bezogen sich auf einen gut fußläufig erreichbaren Grünzug („Anger“), der sich tief in das Quartier einfügen wird, einen markanten Städtebau mit besonderen Aufenthaltsqualitäten, Verflechtungen nach Norden hin zur Grundschule Wollmesheimer Höhe und die Betrachtung von Einzelquartieren mit flexiblen Baufeldern, die gestuft entwickelt werden können und unterschiedliche Wohnformen ermöglichen.

Entgegen Herrn Schülers ursprünglicher Planung, werde es eine Veränderung hinsichtlich des Lebensmittelmarktes geben. Dieser werde voraussichtlich an einer anderen Stelle auf einer bereits gewerblich genutzten Fläche außerhalb des Wettbewerbsgebietes entstehen. Die Planungen für das für die Sondernutzung vorgesehene Areal seien daher bereits in der „Überarbeitungsphase“.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Schüler für die Vorstellung seiner Wettbewerbsidee und gab das Wort an die Fraktionen.

 

Ausschussmitglied Frau Heidbreder zeigte sich froh und positiv angetan von dem „sozial-ökologischen Zukunftsquartier“. Das Konzept ermögliche verschiedene Formen des Zusammenlebens – auch wenn die neuen Entwicklungen in Bezug auf die Nahversorgung in dem Areal Veränderungen der Planungen erfordern würden. Sie bat um eine Einschätzung, ob ggf. dennoch Bedarf an einer Nahversorgung an ursprünglich angedachter Stelle bestehen könnte oder ob es Alternativen für die Nutzung gebe.

Weiterhin stellte Frau Heidbreder mehrere Fragen. Hinsichtlich der verkehrlichen Erschließung wollte Frau Heidbreder wissen, wie die Straßen Wollmesheimer Höhe und Wollmesheimer Straße gestalterisch entwickelt werden. Könnten diese als „Stadtstraße“ ausgebaut werden? Wäre es möglich den Abstand zu den Häuserreihen von der Wollmesheimer Straße abzugrenzen?

Die Garagenlösungen fand Frau Heidbreder gut und bat darum, den autofreien bzw. autoarmen Charakter stringent zu verfolgen.

 

Herr Schüler nahm Bezug auf Frau Heidbreders Fragen und erklärte ihr, dass der Verkehr im Bereich der Wollmesheimer Höhe und Wollmesheimer Straße anders bewertet werden müsse, da der Nahversorger nun an anderer Stelle angesiedelt wird. Hierbei müsse auch noch das „Gesicht der Straße“ geklärt werden. Die Fußwege und Zugänge zur Wollmesheimer Straße könnten z.B. mit grünen Vorbereichen gestaltet werden, damit auch weitere Aufenthaltsqualitäten geschaffen werden können.

Herr Schüler betonte letztlich für die verschiedenen Verkehrsarten ein Mittelmaß finden zu wollen. So sei z.B. denkbar, einen Radweg über den Platz durch den Grünzug zu leiten. Zu beachten sei insbesondere die verkehrliche Verflechtung und Anbindung zu den angrenzenden Stadtgebieten und deren Infrastruktur (Schule, Park, etc.). Den Bedarf eines weiteren Versorgungsmarktes in der ursprünglich angedachten Größenordnung sah er nicht, stellte aber klar, dass sich hieraus auch Chancen für das Stadtquartier ergeben.

 

Ausschussmitglied Herr Löffel gratulierte Herrn Schüler zum Gewinn des Wettbewerbs. Herr Löffel erwähnte, dass er selbst bei den Jurysitzungen des Wettbewerbs zugegen war und das Konzept begrüße. Das Konzept sei gut gelungen, enthalte eine gute Ausgewogenheit und die Mobilitätslösungen seien spannend ausgearbeitet. Aufgrund der höheren Straßenflucht und den Aspekten des Schallschutzes habe die Planung keine erdrückende Wirkung.

Skeptisch hingegen äußerte sich Herr Löffel über die Parkstationen („Quartiersgaragen“), die zentral im Norden des Stadtquartiers errichtet werden sollen. Es müsse darauf geachtet werden, dass die Gebäude nicht nur für die Feuerwehr oder Müllabfuhr erreichbar bleiben, sondern auch z.B. für Menschen mit Gehbehinderungen oder Familien, die Großeinkäufe erledigt haben und diese entsprechend verstauen bzw. zu den Wohnungen tragen müssen.

 

Ausschussmitglied Frau Rocker äußerte ihre Zustimmung und könne sich den positiven Worten ihrer Vorredner anschließen. Frau Rocker bat jedoch darum, einen Beraterkreis vor der Vergabe der Grundstücke einzuberufen, der idealerweise aus Fachleuten verschiedener Bereiche bestehen könnte. Dieser Beraterkreis könne den ganzheitlichen Prozess begleiten, regte Frau Rocker an, und die Verwaltung bei ihrer Arbeit unterstützen.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold merkte an, dass er für den Grünzug des Areals die Problematik der Lärmbelästigung (Soziallärm) sehe und hierzu ein Vergleich zu anderen Stadtgebieten mit Grünzügen zu ziehen ist. Herr Eisold gab weiterhin zu bedenken, dass der Zugang zu den Häusern für Bewohner, die ein Auto brauchen, in einem verkehrsfreien Gebiet zu klären sei und Lösungen dargelegt werden sollten. Auch die Müllabfuhr sollte durchfahren können – und zwar ohne den Rückwärtsgang einlegen zu müssen.

Zu guter Letzt fragte Herr Eisold nach dem Schallschutzkonzept. Er befürchte, dass besonders an den älteren Gebäuden im angrenzenden Stadtgebiet Schall wiederhallen könnte. Herr Eisold regte daher eine Überprüfung der Fassaden der in Frage kommenden Bestandsgebäude an.

 

Herr Schüler nahm Bezug zu Herrn Eisolds Anmerkungen. So waren beispielsweise einzelne Stellplätze im Quartier bereits eine Anregung der Jury gewesen. Ziele seien zum einen keine Besucher anzulocken und zum anderen jedoch Möglichkeiten für das Be- und Entladen der Anliegerinnen und Anlieger zu schaffen.

Hinsichtlich des Themas „Lärmschutz“ erwähnte Herr Schüler, dass dies in der weiteren Planung mit dem Schallgutachter zu besprechen sei. Man werde geeignete Maßnahmen zum Lärmschutz im Quartier finden.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold fragte weiterhin, was gegen einen hohen Schallpegel an den Häuserfronten zu tun sei, da Bäume nicht den erwünschten Schallschutz bieten könnten.

 

Herr Schüler könne sich beispielsweise vorstellen, „grüne Wände“ in die Detailplanungen aufzunehmen. Fassadenbegrünungen würden absorbierend wirken und seien gut als Schallschutz heranzuziehen, erläuterte Herr Schüler.

 

Ausschussmitglied Herr Freiermuth freute sich über das Konzept. Er habe sich im Vorfeld für die Arrondierung eingesetzt und nun werde sie erfreulicherweise umgesetzt.

Hinsichtlich der grünen Fuge und der Aufenthaltsqualitäten, die entstehen werden, bat Herr Freiermuth rechtzeitig an ein öffentliches WC zu denken.

Weiterhin regte Herr Freiermuth an, das ansteigende Gelände im Blick zu behalten und einer Verschattung hin zur Wollmesheimer Höhe vorzubeugen.

Des Weiteren erinnerte Herr Freiermuth daran, dass das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau zu Beginn auch autofrei war und später dann erst autoarm wurde. In der Realität sei es schließlich so, dass das Auto benötigt wird. Es sei klug daran zu denken, dass auch einzelne Anliegerinnen und Anlieger kurzfristig parken können.

Zu guter Letzt erachtete er den für den Lebensmittelmarkt vorgesehenen Bereich der Planung des Herrn Schüler als nicht mehr sinnvoll. Vielmehr sollte der Bereich für öffentliche Bereiche vorgesehen werden. Es böten sich neue Chancen, um den Quartiersgedanken „erlebbar“ zu machen.

 

Ausschussmitglied Herr Herrmann erinnerte sich an die vorausgegangenen langen Diskussionen und gab zu bedenken, dass die Wollmesheimer Höhe zur Südseite bebaut sei und „Verschattung“ tatsächlich ein Thema sein könnte.

Weiterhin fragte Herr Herrmann, weshalb die Tiefgarage nicht innerhalb des Angers vorgesehen sei und ob dies mit dem Gedanken der „kurzen Wege“ nicht besser wäre. Durch die neue Situation mit der Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes an anderer Stelle müssten nun längere Wege für die Einkäufe, z.B. mit dem Fahrrad, zurückgelegt werden. Herr Herrmann betonte, dass die Annahme nur noch mit dem Fahrrad unterwegs sein zu wollen, „weltfremd“ sei. Es müsse auch an die älteren Menschen gedacht werden.

Abschließend berichtete Herr Herrmann aus seiner Erfahrung als Immobilienmakler, dass die Vermarktung von Immobilien ohne dazugehörige Stellplätze auf den Grundstücken schwierig sei. Deshalb schlug er vor, eine Tiefgaragenlösung unterhalb der Baufelder in Erwägung zu ziehen.

 

Herr Schüler nahm Bezug auf Herrn Freiermuths Wortmeldung hinsichtlich der öffentlichen Toiletten und bezeichnete diese als „gut und wichtig“.

Zum Thema „Tiefgaragenlösungen“ äußerte sich Herr Schüler dahingehend, dass der Kostenaspekt des Erdaushubs vermieden werden sollte und eine Hochgarage später, z.B. bei fehlender Nachfrage, einfacher zurückzubauen sei. Die zentral gelegenen Quartiersgaragen wurden absichtlich in die Planungen aufgenommen, um beispielsweise den Fußgängerverkehr im Quartier zu fördern. Leute kämen wieder in Kontakt, wenn kleinere Wege zurückgelegt werden müssten und nicht die Möglichkeit bestünde, aus dem Auto in der Tiefgarage per Aufzug direkt in die Wohnung zu gelangen.

 

Ausschussmitglied Frau Kleemann bezeichnete den Entwurf zwar als „schön“, betonte allerdings, dass sie der Sitzungsvorlage nicht zustimmen werde.

 

Ausschussmitglied Herr Niederberger fragte, ob der Vegetations-Altbestand erhalten bleiben wird und ob in Erwägung gezogen werden könnte, den Bereich für die Nahversorgung z.B. für einen Tante-Emma-Laden, ähnlich wie in den Stadtdörfern, nutzbar zu machen – auch wenn ein größerer Lebensmittelmarkt an anderer Stelle errichtet werden soll.

Abschließend fragte Herr Niederberger nach der zeitlichen Schiene der nächsten Schritte.

 

Ausschussmitglied Herr Schmidt begrüßte das Konzept und äußerte seine Zustimmung zur Sitzungsvorlage. Positiv wertete er insbesondere den verdichteten Wohnungsbau in Kombination mit vielen Grünflächen.

 

Herr Kamplade ging auf die verschiedenen Wortmeldungen ein und erwähnte, dass es in der hiesigen Ausschusssitzung zunächst um die Beauftragung der Rahmenplanung des Gesamtareals gehe. Es werde im Anschluss dann etwa ein halbes Jahr dauern bis der abgeschlossene Rahmenplan vorliege. Über den Planungsfortschritt werde die Verwaltung die Gremien regelmäßig informieren, versicherte Herr Kamplade. Sobald die Bauleitplanung angegangen werden könne, werden Bauabschnitte gebildet und zunächst ein ca. 5 ha großes Areal im Norden des Stadtquartiers entwickelt. Herr Kamplade erwartete, dass im Laufe des Jahres 2021 Baurecht für die ersten Erschließungsabschnitte bestehen wird. Dann könne die Erschließung im Norden einschließlich dem Bau des „Angers“ erfolgen. Denkbar seien im Süden, so Herr Kamplade, insgesamt drei bis vier Bauabschnitte.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold fragte, ob das alte Bestandsgebäude an der Wollmesheimer Straße in die Planungen integriert wird.

 

Herr Kamplade nahm Bezug auf Herrn Eisolds Frage und verneinte diese. Das besagte Haus rage zu weit in den neu geplanten Straßenverlauf. Es würde einen dauerhaften Nachteil bilden, sofern das Gebäude erhalten bliebe, insbesondere für den Fuß- und Radverkehr an dieser Stelle.

 

 

Weitere Wortmeldungen gab es nicht, so dass der Vorsitzende in die Abstimmung des Tagesordnungspunktes 2.2. führte.