Pestizidfreie Kommune; Gespräch mit dem Bauern- und Winzerband Rheinland-Pfalz Süd

 

Vom Bauern und Winzerverband Rheinland-Pfalz waren Herr Gerling, Herr Juncker und Herr Hörner anwesend und bezogen Stellung zu dem Thema Pestizidfreie Kommune.

 

Die Vertreter des Bauern und Winzerverbandes führten folgendes aus:

 

Der überwiegende Teil der Landwirtschafts- und Weinbaufläche würde konventionell bewirtschaftet werden. In der Vergangenheit wäre bereits auf minimale Pestizid- Rückstände geachtet worden, ebenso auf die Verträglichkeit der Mittel für Tiere sowie den Artenschutz.

 

Der Begriff Pestizide beträfe alle Pflanzenschutzmittel. Pestizide würden Fungizide, Insektizide, Herbizide und Akarizide beinhalten. Wenn auf alle Pestizide verzichten würden, bestünde keine Möglichkeit mehr die Flächen zu bewirtschaften. Beim Seiten- und Steilhang könne man unweigerlich nicht auf Herbizide verzichten.

 

Wenn auf Öko-Weinbau umgestellt werden würde, sei das Problem, das man Kupfer verwenden müsse (3kg pro ha und Jahr wären erlaubt). Das schlechte sei daran, dass sich Kupfer nicht abbauen würde. Man könne Pflanzenschutzmittel einsparen, jedoch nicht komplett drauf verzichten. Ohne Pflanzenschutz gäbe es z.B. keine makellosen Äpfel. Es müsse auch das Verständnis der Bürger für diese Produkte geben. Die Wirtschaftlichkeit bei den Betrieben müsse erhalten bleiben.

 

Der Vorsitzende führte aus, dass z.B. bei der Fläche D12 oder auch bei Neubaugebiete in den Stadtdörfern immer mehr Landwirtschaftsfläche verloren ginge. Dies führe für die Bauern und Winzer zu einer Flächenverknappung, die Berufsgruppen sind allerdings auf die Fläche angewiesen.

 

Die Gäste vom Bauern und Winzerverband berichteten, dass der Kreis Südliche Weinstraße eine Weinfläche von 13.500 ha Weinberge habe. Wenn alle diese Weinberge biologisch angebaut werden würden, würde jedes Jahr 40 Tonnen reines Kupfer auf die Weinberge ausgebracht werden. Dies würde u.U. dazu führen, dass dieses Kupfer auch über den Regen in die Bäche und Flüsse gelangen würde. Die Vertreter des Bauern und Winzerverband führten weiterhin aus, dass es aus deren Sicht diesbezüglich besser wäre, wenn sich ein Fungizid wieder abbaut, anstatt Kupfer in das Wasser gelangt.

 

 

 

Ratsmitglied Herr Leiner gab an, dass er beim damaligen Antrag von Pfeffer und Salz schon angesprochen hätte, dass seine Fraktion es kritisch sehen würde, das komplette Gebiet Pestizidfrei zu machen. Wenn ein Pestizidverbot erfolgen würde, sollte nur auf chemische synthetische Pestiziden verzichtet werden. Bei den wenigen Flächen, die die Stadt verpachtet, sollten die Winzer, welche auf eine ökologische Bewirtschaftung ausgelegt sind, bevorzugt werden.

 

Ratsmitglied Herr Münch, der selbst ein Weingut betreibt, stimmte Herrn Hörner zu, dass es nicht immer machbar sei auf Herbizide zu verzichten. Bezüglich des Vorschlages von Herrn Leiner, Winzer mit ökologischer Bewirtschaftung vorzuziehen, könne er nicht mitgehen. Dies vor allem, weil die Winzer im Ort meist Ihre Betriebe vergrößern wollen, und man die Fläche daher „im Ort lassen soll“.

 

Ratsmitglied Frau Fichtmüller wollte wissen wie viel Fläche ein Betrieb benötig und wie viel Fläche die Stadt als Weinbergsfläche verpachtet.

 

Der Vorsitzende stellte klar, das 10-15 ha für einen Betrieb notwendig sind. Es stehen bei der Stadt ca. 24ha in Verpachtung.

 

Frau Weis (Liegenschaftsabteilung) merkte an, dass bei der Stadt aktuell insgesamt über 700 Pachtverträge vorliegen.

 

Herr Hörner vom Bauern und Winzerverband Rheinland-Pfalz führte aus, dass Winzerbetriebe 20 ha Fläche aufwärts benötigen würden, wenn diese in Zukunft noch bestehen sollen.

 

Ratsmitglied Herr Leiner meldete sich nochmals zu Wort, er stimmte Herrn Münch zu. Man sollte zuerst den ortsansässigen Betrieben die Fläche anbieten. Man müsse auch berücksichtigen, dass viele Flächen mit langjährigen Pachtverträgen gepachtet sind. Selbst wenn die Pestizidfreie Kommune beschlossen werden würde, könnte Pestizidfreiheit nicht von heute auf morgen gefordert werden. Die Pestizidfreiheit wäre ein langjähriger Prozess. Nur Schrittweise könnte man zum gewünschten Ergebnis gelangen.

 

Herr Gerling vom Bauern und Winzerband wies darauf hin, dass eine Lösung für alle Betriebszweige gefunden werden müsse, die hier in der Region wirtschaften. In den normalen Jahren arbeiten würde integriert gearbeitet, d.h. nur noch bei Indikation würden überhaupt Pflanzenschutzmittel zu Hilfe genommen. Ansonsten würden Pestizide in vielen Jahren auf ein absolutes Minimum reduziert. Am Ende sollte die Stadt Landau nicht eine Betriebsphilosophie als die wirkliche Philosophie für die Zukunft vorgeben. Damit würde die Stadt einzelne Betriebe in Ihrer Entwicklung beschneiden.

 

Ratsmitglied Herr Münch geht davon aus, dass diejenigen die den Antrag gestellt haben vielleicht gar nicht genau wussten, um was es in der Gesamtheit geht. Denn er denkt, dass es eher um ein Verbot von Herbiziden handelt.

 

Herr Leiner erkundigte sich nach den Pachtverträgen, bei denen es üblich sei, 20-25Jährige Pachtverträge abzuschließen, da pro ha Weinbergs- Neuanlage unter Umständen rund 20.000 € aufzuwenden wären. Es müsse auch eine Rentabilität geschaffen und für den Winzer gesichert sein. Aus diesen Gründen würde die überwiegende Anzahl der Winzer langjährige Pachtverträge abschießen

 

Ratsmitglied Frau Fichtmüller stellte klar, dass der Antrag von der Fraktion Pfeffer und Salz vor einem Jahr gestellt wurde. Dieser Antrag bestand aus zwei Teilen. Ein Teil bezog sich auf das Innerstädtische Grün, der nun diskutierte Bereich sei der zweite Teil und bezieht sich auf die verpachteten Flächen. Anträge auf Pestizidfreie Kommune wären nicht ganz neu, solchen Vorhaben hätten sich schon ganz viele Kommunen in Deutschland angeschlossen, jedoch habe Sie bisher keine Weinbaugemeinde gefunden. Die Fraktion wolle den Antrag nicht im „Hau Ruck“ Verfahren umsetzen, sondern langsam mit vielen kleinen Schritten.

 

Der Vorsitzende erinnerte an den Prozess:

Es bestand bei der Fraktionsabfrage eigentlich eine Mehrheit, was zunächst einmal die Ausgangslage darstellt. Inzwischen besteht Einigkeit, dass nicht von heute auf morgen und nicht im „Hau Ruck- Verfahren“ gearbeitet werden soll. Vielmehr soll gemeinsam überlegt werden, was ein guter Weg wäre. Des Weiteren gibt es unterschiedliche Abwägungen, die getroffen werden müssten. Wohlwissend, dass die heute vorgetragenen Argumente eine Sicht der Dinge ist und dass es auch eine andere Sicht der Dinge gibt. Diese andere Sicht würde in einer weiteren Sitzung nochmals diskutieren werden.

 

Herr Juncker vom Bauern und Winzerverband Rheinland-Pfalz gab an, dass es sich nach seiner Wahrnehmung weitgehend um Herbizide, also speziell um Glyphosat drehen würde. Auf Glyphosat würden schon die meisten Winzer verzichten, dies wäre das kleinere Problem. Aber generell Pestizidfrei wäre aus seiner Sicht problematisch, wobei im Endeffekt das Produkt im Vordergrund steht, was auch eine gewisse Wertigkeit benötigen würde. Auf der anderen Seite müsse man umdenken, wie vom Vorsitzenden bereits angesprochen. Schlussendlich würde das Produkt mehr kosten, weil es intensiver bearbeitet werden müsse, um dieses Produkt letztendlich zu ernten. Daher müsse auch in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden. Wenn andere Produktionsweisen gewünscht wären, müsse man auch bereit sein mehr für diese Produkte auszugeben.

 

Herr Hörner vom Bauern und Winzerverband Rheinland-Pfalz gab an, dass er in seinem Betrieb auch Glyphosat in ganz geringen Mengen benutzen würde, manchmal gäbe es Situationen, in denen dies erforderlich wäre. Nach Möglichkeit sollten die Landwirte und Winzer selbstständig darauf achten, dass Sie ihre Fläche herbizidfrei bewirtschaften. Dies ginge allerdings nicht jedes Jahr. Es müsse ein gesunder Mittelwert gefunden werden, dann wäre schon viel gewonnen.

 

Der Vorsitzende leitete das Ende des Tagesordnungspunktes ein. Er gab einen Ausblick auf die nächste Sitzung, in welcher andere Gesichtspunkte dargestellt und beleuchtet werden könnten. Hierbei würden klare wissenschaftliche Belege vorgetragen werden, auch im Hinblick auf die Insektensterblichkeit. Damit besteht die Möglichkeit alle Seiten aufzuzeigen und deren Argumente abzuwägen. Dann müsse die Politik entscheiden. Er bedankte sich bei den Gästen und stellte in Aussicht, dass man vor der Entscheidung nochmals gemeinsam ins Gespräch kommen sollte.