Beschluss: zur Kenntnis genommen

Abstimmung: Ja: 16

 

 


Der Vorsitzende erwähnte in den einleitenden Worten zur Informationsvorlage der Bauordnungsabteilung vom 04.03.2021, die der Niederschrift als Anlage beigefügt ist, die schwierige Vergangenheit des Geothermiekraftwerks. Er begrüßte sodann Herrn Gregor Gruber als CEO des Unternehmens IKAV, Herrn André Losonsky als Projektleiter Geothermie und den Architekten Herrn Uwe Knauth. Es sei ein gutes Signal seitens der IKAV, offen und transparent über die weiteren Entwicklungen des Standortes zu berichten. Pandemiebedingt konnte der anberaumte Termin für den „Tag der offenen Tür“ nicht stattfinden, so dass Herr Gruber im Folgenden die Öffentlichkeit über die hiesige Ausschusssitzung informieren werde.

 

Herr Gruber zeigte anhand einer Präsentation die Struktur des Unternehmens IKAV, das seit zwei Jahren Eigentümerin des Geothermiekraftwerks sei. Ziele seien, betonte Herr Gruber, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und ein verlässlicher Energielieferant für Strom und Wärme der Stadt Landau zu sein. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Bergamt sowie die Einbindung der Bevölkerung seien ihm zudem wichtig. Das Unternehmen, das überwiegend in Europa agiere und 2010 gegründet wurde, lege Wert darauf, co2-neutral zu operieren. Abschließend teilte Herr Gruber mit, dass das Kraftwerk seit 2018 ohne Zwischenfälle in Betrieb sei und derzeit Wartungsarbeiten stattfinden würden.

 

Der Vorsitzende sprach Herrn Gruber seinen Dank aus. Es sei gut und wichtig, frühzeitig Informationen preiszugeben und transparent zu handeln.

 

Ausschussmitglied Frau Saßnowski dankte Herrn Gruber für dessen Berichterstattung und den vermittelten Überblick. Frau Saßnowski stellte einige Fragen an Herrn Gruber: Werde Landau nur mit Strom oder auch mit Wärme versorgt? Sei beabsichtigt, die Wärmenutzung auszubauen? Gebe es hierzu genauere Planungen? Welche Erhöhung der MegaWatt-Leistung verfolge das Unternehmen? Führe die Entlastungsbohrung zu einer Potentialsteigerung? Verbessere sich die Sicherheit des Kraftwerks durch die weitere –nun dritte - Bohrung? Wie lange könnte das Thermalwasser zur Wärmeversorgung der Bevölkerung genutzt werden?

 

Herr Gruber ging auf Frau Saßnowskis Fragen ein und erwähnte zunächst, dass im Moment nicht nur Strom über das Geothermiekraftwerk erzeugt und ins Netz eingespeist, sondern auch Wärme an die EnergieSüdwest AG (ESW) geliefert werde. Angestrebt sei eine Verdopplung bis hin zu einer Verdreifachung der Menge, ursprünglich wurde die Anlage auch für eine höhere Erzeugung ausgelegt. Herr Gruber hob die CO2-Ersparnisse hervor und berichtete von der missglückten zweiten Bohrung. Die Investition in eine dritte Bohrung werde in Erwägung gezogen, um mehr Energie nutzbar zu machen und die Effizienz der Anlage zu erhöhen. Als Alternative nannte Herr Gruber nur eine Sanierung der zweiten Bohrung. Ausgelegt sei die Anlage für eine Nutzung von ca. 40 Jahren. Theoretisch könnte auch eine Energieerzeugung von bis zu 100 Jahren möglich sein, da sich das Thermalwasser kaum abkühlt.

 

Ausschussmitglied Herr Lerch sprach die Vorgeschichte des Geothermiekraftwerks an. Damals gab es Schäden durch Beben und Grundwasserverunreinigungen. Die Sicherheit der Bevölkerung habe oberste Priorität. Gebe es einen Versicherungsschutz?

Zudem betonte Herr Lerch die Wichtigkeit der Einhaltung des Lärmschutzes.

Abschließend fragte Herr Lerch, welche Anlagenteile der bauordnungsrechtlichen Genehmigungspflicht unterliegen?

 

Herr Gruber berichtete, dass das derzeitig vorhandene Grundstück nur zur Hälfte genutzt werde. Ein Ausbau auf dem Grundstück wäre möglich, aber sehr beengt, so dass zwei angrenzende Grundstücke für die weitere Betrachtung der Anlage und deren Ausbau in Frage kommen könnten. Das eine Grundstück gehöre der Stadt Landau, das andere der ESW.

 

Herr Losonsky ergänzte Herrn Grubers Informationen und erklärte, dass der Lärmschutz gewährleistet bleibe und auch entsprechende Gutachten beauftragt seien. Die Sicherheit der Bevölkerung stehe an erster Stelle, weshalb auch ein TÜV-Gutachten vor Inbetriebnahme erstellt werde.

 

Herr Kamplade ging auf die bauordnungsrechtlichen Aspekte ein. Die vor etwa drei Wochen eingereichte Bauvoranfrage des Investors beinhaltete drei verschiedene Ausbauvarianten. Das bestehende Baurecht in Form des Bebauungsplanes ermögliche eine Erweiterung der Technik. Über die weitere Planung werde im nächsten Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 11.05.2021 informiert. Vorab werden alle möglichen Varianten, also auch der Einbezug der Nachbargrundstücke, durchdacht.

Zur angesprochenen Lärmbelästigung betonte Herr Kamplade, dass eine gesehene Lärmquelle lauter wirke als eine verdeckte. Deshalb sei es wichtig, dich sichtbaren Anlagenteile möglichst weit im Süden anzuordnen.

 

Herr Gruber nahm Bezug auf Herrn Lerchs Frage der Versicherung. Er könne die Sensibilität verstehen. Eine ausreichende Risikoabsicherung sei sein eigenes Interesse, erklärte Herr Gruber. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt bestünde ein Versicherungsschutz in Höhe von 50 Millionen EUR. Beabsichtigt sei zudem der Beitritt in einen gemeinsamen Fonds aller Bergbauunternehmen, der bei Großschadensereignissen absichern könne.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold erinnerte an die Euphorie als vor fast 20 Jahren der Bau des Geothermiekraftwerks bekannt wurde. Um das Jahr 2007 kam die Erkenntnis, dass der Standort nicht richtig gewählt wurde und wohnortnahe Schall- und Erdbeben zu vernehmen waren.

Im Folgenden stellte Herr Eisold Fragen an die Kraftwerkseigentümer: Wie werde das Risiko der Druckerzeugung bewertet? Werde auch eine Lithium-Gewinnung beabsichtigt? Wer solle Betreiber des Kraftwerks sein und unter welcher Firmierung agiere dieser? Wie wirken sich die unterirdischen Schallwellen auf oberirdische Bereiche aus? Können die Bäume auf dem Grundstück erhalten bleiben?

 

Herr Gruber antwortete Herrn Eisold zunächst, dass die beabsichtigte dritte Bohrung zwar mehr koste aber deutlich sicherer sei. Die zweite Bohrung von damals war fehlerhaft und konnte das heiße Wasser nicht in der beabsichtigten Art und Weise aufnehmen und in die Erde zurückdrücken.

Zu Herrn Eisolds Frage des Betreibers informierte Herr Gruber den Ausschuss, dass eine Tochterfirma des Unternehmens Geysir Europe GmbH namens Geox GmbH als Betreiberin des Geothermiekraftwerks in Landau fungiere.

Abschließend merkte Herr Gruber an, dass bei den Ausbaumaßnahmen so wenig „Grün“ wie möglich angetastet werde.

 

Herr Losonsky ging auf die verbliebenen Fragen des Herrn Eisold ein. Die Lithiumgewinnung als chemischer Prozess sei beispielsweise nicht zu vergleichen mit der Verdampfungsmethode in Bolivien. Ein geschlossener Kreislauf ohne verdampfende Sole könnte daher ein weiteres Produkt des Geothermiekraftwerks werden.

Zur Frage der unterirdischen Schallentwicklung antwortete Herr Losonsky, dass ihm bisher keine derartigen Störungen bekannt seien. Wahrscheinlicher sei, so Herr Losonsky, die Wahrnehmung des oberirdischen Luftschalls.

 

Ausschussmitglied Herr Freiermuth hielt die Geothermie für eine „feine Art“ der Energiegewinnung – sofern sie problemlos laufe.

Herrn Freiermuth war die Sicherheit der Menschen und deren Sachgüter besonders wichtig, weshalb er auch die vorhandene und von Herrn Gruber bestätigte Versicherung begrüßte.

 

Ausschussmitglied Herr Herrmann rief in Erinnerung, dass Schäden von früher noch nicht vollends abgehandelt seien und die Versicherungen keine Ausgleichszahlungen leisteten. Abschließend teilte Herr Herrmann mit, dass er die Geothermie nicht befürworten werde. Für ihn stelle die Geothermie nur ein Nischenprodukt dar.

 

Ausschussmitglied Herr Niederberger dankte den Investoren für deren Informationen und regte an, in die Zukunft zu blicken. Weder Atomkraft noch Windenergie im Biosphärenreservat Pfälzer Wald seien gewünscht, weshalb die Geothermie etabliert werden sollte.

 

Ausschussmitglied Frau Kleemann hätte sich gerne eine Erfolgsgeschichte in Bezug auf die Geothermie gewünscht. Da sich viele Nachteile aufzeigten, sei sie - insbesondere zum Schutz der Bevölkerung - nicht für weitere Experimente bereit.

 

Ausschussmitglied Her Schmidt bezeichnete die Geothermie als innovativ und interessant. Er werde mit Spannung die weiteren Entwicklungen begleiten.

 

Der Vorsitzende resümierte, dass in der Diskussion eine Ambivalenz wahrzunehmen war. Der weitere Weg sei unbedingt mit dem Einbezug der Öffentlichkeit zu beschreiten. Zudem werde die Verwaltung die Grundstücksfrage beleuchten und ggf. nach Alternativen suchen.


Weitere Wortmeldungen gab es nicht, so dass der Vorsitzende Herrn Gruber, Herrn Losonsky und Herrn Knauth verabschiedete und die Informationsvorlage als zur Kenntnis genommen erklärte.