Sitzung: 25.05.2011 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 7, Nein: 4, Enthaltungen: 5
Vorlage: 510/029/2011
Beschlussvorschlag:
Es wird zugestimmt, die drei bestehenden sozialraumorientierten Dienste im Stadtgebiet (Quartiersmanagement, Gemeinwesenarbeit und ÖSZ-Stadtteilbüro) ab 01.01.2012 unter städtischer Regie zusammenzuführen und neu auszurichten.
Um eine nahtlose Fortsetzung der Arbeit zu gewährleisten, wird das Jugendamt der Stadt Landau in der Pfalz beauftragt die notwendigen organisatorischen und personellen Voraussetzungen zu schaffen. Dazu wird ab dem 01.10. bis 31.12.11 eine 0,5-Fachstelle zur Konzeption und Koordination überplanmäßig eingerichtet. Ab 01.01.2012 erfolgt die Finanzierung dieser Stelle sowie einer weiteren halben Gemeinwesenarbeitsstelle aus dem bisherigen Mittelansatz.
Der Vorsitzende teilt unter Hinweis auf die Sitzungsvorlage mit, dass
die Gesamtthematik der Gemeinwesenarbeit durch das Jugendamt und das Sozialamt
einer Analyse unterzogen wurde. Aufgrund der als Indikatoren dienenden
soziokulturellen Belastungsfaktoren wurde festgestellt, dass im Kernbereich der
Innenstadt verstärkt Hilfebedarfe bestehen und hier bisher keine
Gemeinwesenarbeit geleistet wurde. Da die Stadt Landau voraussichtlich dem Entschuldungsfonds des Landes beitreten
müsse und u.a. durch Neuregelungen im Bundeskinderschutzgesetz und im
Vormundschaftsrecht erhöhte Ausgabenverpflichtungen bestehen, können für den Bereich Gemeinwesenarbeit
Kernstadt keine zusätzlichen Haushaltsmittel bereitgestellt werden. Daher ist
es notwendig, die Projekte zusammenzufassen und die Angebote neu zu
strukturieren und auszurichten. Durch die Bündelung personeller und
finanzieller Ressourcen unter Dienst- und Fachaufsicht des Jugendamtes sowie
weitreichender Vernetzung soll eine zukunftsorientierte flexiblere Arbeit
etabliert werden. Das bedeute, dass das zukünftige Gemeinwesenteam mobil in den
unterschiedlichen Bedarfsgebieten eingesetzt werden solle und geplant sei,
Sprechstunden einzurichten.
Der Kinderschutzbund konzentriere sich zukünftig im Horst auf den
Betrieb des Mehrgenerationenhauses. Weiterhin sollen verstärkt
Beratungsangebote in Kindertagesstätten und im Jugendtreff Horst stattfinden.
Die Mitarbeiter des ÖSZ Frau Hüttmann und Herr Karl werden in das zukünftige
Team integriert. Im der Kernstadt sollen niedrigschwellige Angebote platziert
werden. In den Gremien gehe es zunächst darum, eine grundsätzliche Entscheidung
über die zukünftige Richtung zu treffen. Die einzelnen konzeptionellen und
inhaltlichen Details müssen dann in der 2. Jahreshälfte geklärt werden.
Frau Schwarzmüller sorgt sich, inwieweit das Mehrgenerationenhaus und
die Beschäftigten von den geplanten Änderungen betroffen sind. Sie befürchtet,
dass durch den Ausbau der Beratungszeiten, Streichungen in anderen Bereichen
und auch beim Personal erfolgen. Der Vorsitzende teilt mit, dass das
Mehrgenerationenhaus von der Neugestaltung der Gemeinwesenarbeit nicht tangiert
sei. Der Träger Kinderschutzbund entscheide, wie dort die zukünftige Struktur
aussehe.
Frau Vogler hat Bedenken, wie ein dritter Schwerpunkt Innenstadt ohne
zusätzliche Mittel und mit gleicher Personalstärke bewältigt werden solle. Der
Vorsitzende antwortet, dass dies durch freigestellte Mittel im Bereich
Quartiersmanagement möglich sei.
Frau Heyn, Leiterin der Sozialen Bereitungsdienste, schildert
eindringlich die prekäre Situation im Brennpunkt Innenstadt. Sie verweist
darauf, dass viele Angebote die Betroffenen nicht erreichen. Wichtig sei es an
verschiedenen Stellen präsent zu sein und auch in die jeweiligen Haushalte zu
gehen. Um dies leisten zu können, sind konzertierte Aktionen aller Beteiligten
notwendig. Die gelinge aber nur dann, wenn einer die Fäden in der Hand hält,
der am Schluss auch verantwortlich sei.
Herr Lunkwitz gibt zu bedenken, dass das ÖSZ schon seit Jahrzehnten
sozialraumorientiert arbeite und die freien Träger einen leichteren Zugang zu
den Menschen hätten. Er befürwortet eine Kooperationsvereinbarung, fragt sich
aber, warum man, entgegen dem Subsidiaritätsprinzip, so stark in die Trägerfreiheit eingreifen
wolle.
Herr Thiel regt an, Absatz 8, Seite 2 der Vorlage (Übertragung der
Dienst- und Fachaufsicht auf das Jugendamt) zu streichen. Der Vorsitzende
erwidert, dass nur über den Beschlussvorschlag, nicht über die Begründung
abgestimmt werde. Durch den Beschluss werde die Basis für weitere Gespräche
geschaffen.
Herr Dawo bemerkt, dass die schlimme Wohnsituation in der Innenstadt
auch von der Stadt mitverschuldet sei. Er erinnert daran, dass früher
„Outsourcing“ das gängige Ziel war, und fragt sich, ob das Auslagern oder die
Rückübertragung von Zuständigkeiten ein Fehler sei. Frau Heyn antwortet, dass
sich die Situation geändert habe, und man entsprechend reagieren müsse.
Herr Thiel begrüßt die Ausweitung der Gemeinwesenarbeit auf die
Innenstadt, ist aber der Meinung, dass weiterhin Ressentiments gegen
Mitarbeiter des Jugendamtes bestehen. Man solle die Umgestaltung des Angebotes
mit den vorhandenen Trägern regeln, und nicht den Stempel des Jugendamtes
aufdrücken.
Herr Kratz interessiert, wie die Koordinierungsstelle Ressourcen
schaffen könne, um das zusätzliche
Angebot zu leisten. Er glaubt, dass eine bessere Lösung gefunden werden könne,
wenn man sich noch einmal mit den Trägern zusammensetzt.
Herr Eisenstein führt aus, dass es Aufgabe der Gemeinwesenarbeit sei,
Strukturen aufzubauen und Anlaufstellen in den verschiedenen Bereichen zu etablieren. Dies sei im Horst durch das
Mehrgenerationenhaus gelungen. Zur
Leistung dieser Aufgaben sei eine Bündelung erforderlich. Die Subsidiarität der
freien Träger habe dort ihre Grenzen, wo diese nicht mehr mitfinanzieren.
Herr Armbrust regt an, im Gespräch zu bleiben. Als Vertreter des ÖSZ
könne er sich vorstellen, die Arbeit weiter zu leisten; die Stadt sei aber der
Ansicht, dies ginge nur unter zentraler Leistung. Er habe die Situation noch
nicht in seinen eigenen Gremien besprechen können.
Für Frau Müller ist eine Evaluation und die Befristung der Vereinbarung
auf drei Jahre wichtig.
Frau Schwarzmüller glaubt, dass Barrieren gegenüber den Mitarbeitern
des Jugendamtes bestehen. Frau Heyn antwortet, dass die Sprechstunde des
städtischen Gemeinwesenmitarbeiters Herrn Kliche im Horst sehr gut besucht sei.
Herr Herder erkundigt sich, inwiefern die Gemeinwesenarbeiter für Vernetzung
sorgen sollen. Herr Eisenstein erläutert, dass die vorhandenen Institutionen
vor Ort gehen müssen, um die Bedarfe aufzugreifen.
Frau Walz interessiert, wieso überhaupt ein Vertrag gemacht werden
müsse. Der Vorsitzende antwortet, damit
die Verantwortlichkeiten festgelegt sind.
Frau Scharhag fragt, wie zukünftig die rechtliche Stellung der
ÖSZ-Mitarbeiter sei. Sie tue sich schwer, Fakten zu schaffen, bevor konkrete
Besprechungen stattgefunden haben.
Der Vorsitzende erwidert, dass es sich beim Beschlussvorschlag um eine
Grundsatzentscheidung handele und bittet die Ausschussmitglieder um Ausstattung
mit dem Auftrag, die weiteren Details zu klären.
Das Gremium beschließt mehrheitlich, dem Beschlussvorschlag zu folgen.