Sitzung: 24.10.2017 Bauausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Abstimmung: Ja: 15
Vorlage: 600/094/2017
Der Vorsitzende führte kurz in die Informationsvorlage
der Dorfentwicklungspartner vom 28.09.2017 ein, auf welche verwiesen wird, und
betonte ausdrücklich, dass es sich bei der „Kommune der Zukunft“ um einen
Modellversuch des Landes Rheinland-Pfalz handle. Viele kreisfreie Städte würden
daher voller Erwartung auf Landau und die Landauer Stadtdörfer schauen. Der
Vorsitzende begrüßte den Wiedereinstieg von Frau Struppler-Bickelmann, die sich
bis Anfang Oktober 2017 in Elternzeit befand. Nun können die Projekte zusammen
von Herrn Blecher und Frau Struppler-Bickelmann angegangen werden. Bisher
wurden sehr gehaltvolle, ambitionierte und fesselnde Projekte erarbeitet, aber
auch kleinere Maßnahmen direkt umgesetzt. Einen Rück- und zugleich Ausblick des
Modellprojekts „Kommune der Zukunft“ werde nun im Anschluss Herr Blecher
mittels einer Präsentation geben.
Herr Blecher präsentierte die benannten Projekte aller
acht Stadtdörfer - darunter auch Leuchtturmprojekte, die in den nächsten Jahren
durch das Land Rheinland-Pfalz (RLP) gefördert werden könnten. Diese Projekte
und Maßnahmen wurden während den Auftaktveranstaltungen mit bis zu 90
Teilnehmern innerhalb der letzten sieben Monate ermittelt. Jedes Stadtdorf
hatte hierzu eine eigene Auftaktveranstaltung und anschließend mindestens einen
Workshop, gesteuert von der jeweiligen Lenkungsgruppe vor Ort.
Im Frühjahr 2018 sei ein gemeinsames Treffen aller
Stadtdörfer geplant, um ein entsprechendes Netzwerk für die Belange der
Stadtdorfbewohner und ihr Bewusstsein untereinander sowie füreinander zu
schaffen.
Der Vorsitzende dankte Herrn Blecher für die
komprimierten Informationen und betonte, dass sich jedes Stadtdorf auf seinen
eigenen Weg gemacht hätte. Ziel sei, die Menschen zusammenzubringen, von der
Bürgerschaft getragene Prozesse anzustoßen und Projekte umzusetzen.
Ratsmitglied Herr Eichhorn erwähnte, dass
seit Jahren und Jahrzehnten die Landauer Stadtdörfer auf die Dörfer der
Landkreiskommunen blicken würden und stets das Nachsehen in Bezug auf die
Erteilung von Fördermitteln hatten. Bisher war es nicht gelungen, eigene
Fördermittel zu bekommen, da in der Vergangenheit Zuschüsse nur über die
Städtebauförderung realisierbar waren. Hier lag der Schwerpunkt stets auf der
Kernstadt. Herr Eichhorn zeigte sich erfreut, dass es nun durch das Projekt
„Kommune der Zukunft“ diesbezüglich einen Lichtblick gebe. Dennoch würde das
Projekt Fragen aufwerfen: Im städtischen Haushalt sei das Projekt mit einer
Summe von 500.000 EUR veranschlagt - wie können die hohen Personalkosten der
Verwaltung abgedeckt werden? Wie werde der Verteilerschlüssel aussehen? Welche
Optionen gebe es, wenn die Projektlaufzeit von drei Jahren im Jahr 2019 endet?
Würde es dann ein neues Modellprojekt geben?
Herr Kamplade nahm Bezug auf Herrn Eichhorns Fragen
und teilte ihm mit, dass die Personalkosten der Verwaltung bereits in der Summe
von 500.000 EUR enthalten seien. Nach Ende des Projekts im Jahr 2019 sollen die
größeren Leuchtturmprojekte in den Genuss einer weiteren Förderung kommen. Der
Verteilerschlüssel sei intern geregelt und wurde nicht vom Land vorgegeben. Da
der Gesamtprozess betrachtet und auf alle acht Stadtdörfer ausgerichtet werde,
müsse die Verteilung nach Bedarf ermittelt werden. Herr Kamplade betonte, dass
kein Buch geführt werde, wie viele Stunden jedes Stadtdorf die
Dorfentwicklungspartner beansprucht hätte. Prinzipiell werde eine
Ausgewogenheit angestrebt. Die Zeit würde zeigen, wie sich der Bedarf
entwickeln werde. In ca. einem Jahr werden Gespräche mit Vertretern des Landes
RLP geführt, inwiefern eine Verlängerung des Modellprojektes möglich sei.
Bisher gebe es weder konkrete Zusagen noch Ablehnungen.
Ratsmitglied Herr Freiermuth dankte Herrn
Blecher für dessen Engagement. Seiner Meinung nach hätte es sehr lange
gedauert, bis die Erkenntnis vom Land kam, dass auch Stadtdörfer von
kreisfreien Städten in den Genuss von Fördermitteln kommen sollten. Positiv sei
nun, dass das Problem erkannt wurde. Herr Freiermuth befürchtete allerdings,
dass bei den Bürgerinnen und Bürgern hohe Erwartungen geweckt würden, die
vermutlich nicht haltbar sein werden. Die Folgen seien dann Ernüchterung und
Enttäuschung. Somit habe das Projekt „Kommune der Zukunft“ zwei Seiten. Die
Ortsteile bräuchten das Gefühl, nicht auf „halber Strecke“ hängen zu bleiben. Herr
Blecher berichtete daraufhin, dass ca. 80 % der erarbeiteten Maßnahmen
Gemeinschaftsprojekte seien, die so gut wie nichts kosten würden und auch
schnell realisierbar seien.
Ratsmitglied Herr Lichtenthäler fand die
Vielzahl der aufgelisteten Themen imponierend und lobte die tolle Leistung der
Dorfentwicklungspartner. Er äußerte allerdings, wie sein Vorredner Herr
Freiermuth, Bedenken hinsichtlich der Freude, dass sich etwas tut, und der
Ernüchterung, wenn keine konkrete Umsetzung der Projekte erfolgen könne. Ihm
gefalle besonders die beabsichtigte Vernetzung unter den Dörfern - doch wer
bezahle dies?
Ratsmitglied Frau Vogler äußerte sich
wohlwollend zur „Kommune der Zukunft“ und hielt das Projekt für
identitätsstiftend - gerade im Hinblick auf die ehrenamtliche Beteiligung der
Dorfbewohner. Sie war davon überzeugt, dass schnell Ergebnisse vorliegen
sollten, da sonst das Interesse schwinden könnte. Frau Vogler war es zudem
wichtig zu erwähnen, die Dörfer mit Leben zu füllen und Leerstände zu
reduzieren. Ihr war bewusst, dass Maßnahmen, die Geld kosten, schwieriger in
der Umsetzung sein werden.
Ratsmitglied Herr Lerch bewertete das
Modellprojekt „Kommune der Zukunft“ als positiv, da dadurch Bewusstsein bei den
Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadtdörfer geschaffen werde. Zudem handele es
sich fast ausschließlich um einen Kommunikationsprozess. Herr Lerch
interessierte sich für die Leuchtturmprojekte und die entsprechende
Förderkulisse für deren Umsetzung. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran,
dass in den Stadtdörfern Innen- vor Außenentwicklung gelte und es darum gehe,
Ortskerne zu revitalisieren.
Der Vorsitzende erklärte den Ratsmitgliedern, dass das
Land RLP die Benennung von besonders wichtigen Projekten, hier die
Leuchtturmprojekte, je Dorf wollte. Es gebe keine Garantie, dass die Projekte
letztendlich umgesetzt werden können. Zudem seien dann mögliche Folgekosten
zukommen werden, zu ermitteln. Er hoffe, dass diese Folgekosten über den
Wertsteigerungsausgleich abgedeckt werden können.
Herr Blecher nutzte die Gelegenheit und verwies auf
zwei Kernaspekte seiner bisher initiierten Veranstaltungen: Wohnen im Alter und
Entwicklung der Dorfkerne.
Das Wohnen im Alter war in sechs von acht Stadtdörfern
ein Thema. Daher plane Herr Blecher z.B. eine Informationsveranstaltung mit
interessanten Vorträgen von Vertretern aus anderen Kommunen. Auch wurden
bereits erste Kontakte zu möglichen Projektträgern geknüpft.
Herr Blecher betonte außerdem, dass das Land nicht aus
„Jux und Tollerei“ 500.000 EUR für das Projekt „Kommune der Zukunft“ zur
Verfügung stellte. Eine Fortführung des Prozesses nach dem dreijährigen
Förderzeitraum sei auch im Interesse des Landes.
Nach dem sich keine weiteren Wortmeldungen zeigten,
erklärte der Vorsitzende die Informationsvorlage als zur Kenntnis genommen.