Sitzung: 09.08.2018 Haupt- und Bauausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Der Vorsitzende begrüßte Herrn Michael Ehret und Herrn
Prof. Florian Burgstaller, die eine Präsentation über die aktuelle Entwicklung
des Kaufhof-Areals vorbereitet hatten, welche der Niederschrift beigefügt ist.
Das Areal habe eine wichtige städtebauliche Bedeutung und es sei interessant zu
wissen, wie es mit der Handelsimmobilie „Kaufhof“ weiter gehen werde. Bei der
Entwicklung des Areals sei eine hohe Sensibilität geboten, weshalb auch das
Thema in der hiesigen gemeinsamen Sitzung besprochen werde. Der Vorsitzende
betonte, dass Veränderungen notwendig seien und es einen straffen Zeitplan
geben werde – auch im Hinblick auf den weiteren Gremienlauf.
Herr Ehret in seinen Funktionen als neuer
Grundstückseigentümer des Kaufhof-Areals seit Ende Januar 2018 sowie als
geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Ehret + Klein
Projektentwickler aus Starnberg erhielt das Wort und stellte die Idee der
zukünftigen Nutzung vor. Sein Unternehmen sei spezialisiert auf den Erwerb von
mischgenutzten Immobilien. Beim Erwerb eines bestehenden Gebäudes stelle sich
stets für einen Projektentwickler die Frage, welche Nutzung bereits vorhanden
sei. Zudem müsste ermittelt werden, welche Ängste, Wünsche und sonstige Themen
in der Bevölkerung von Belang seien. Die Erarbeitung eines zielgruppengerechten
Konzepts, bezogen auf das Quartier, spiele eine wichtige Rolle. Schließlich sei
auch wichtig zu wissen: Wer werde einziehen? Wer werde dort einkaufen? Aus
wirtschaftlicher und energetischer Sicht werde dann hinterfragt, ob das alte
Gebäude erhaltenswert sei. Herr Ehret erwähnte, dass der bestehende Mietvertrag
mit Galeria Kaufhof zum 31.01.2021 enden werde. Ihm war bewusst, dass ihm und
seinem Unternehmen große Verantwortung obliege und er als „Nicht-Landauer“ letztlich
ein Projekt für Landau entwickeln möchte.
Herr Prof. Burgstaller, Studiendekan an der Hochschule
Karlsruhe und Berater des Unternehmens Ehret + Klein, ging im Anschluss zu
Herrn Ehrets Vorstellung mittels diverser Visualisierungen auf den starken Charakter
der Ostbahnstraße ein und wie eine zukünftige Bebauung im Bereich des heutigen
Kaufhofs aussehen könnte. Er nahm hierzu Bezug auf einen Studierendenwettbewerb
aus dem Jahr 2017.
Zu guter Letzt ging Herr Ehret in seinem Vortrag auf
die Zeitschiene des Projekts ein und betonte, dass er die Immobilie im eigenen
Bestand halten werde. Von Oktober 2018 bis Februar 2019 ist die Durchführung
eines Realisierungswettbewerbes angedacht, so dass im Anschluss die Planung
ausgearbeitet werden und zwischen den Jahren 2021 und 2023 die bauliche
Umsetzung erfolgen könne.
Der Vorsitzende dankte den Vortragenden – auch für
deren Bereitschaft, die Bürgerinnen und Bürger mittels Workshop einbeziehen zu
wollen. Er sei froh, dass Herr Ehret Eigentümer und zugleich Projektentwickler
sei. Schließlich handele es sich bei dem Bauvorhaben um einen „tiefen Eingriff
ins Herz“ der Stadt.
Ausschussmitglied Herr Dr. Bals bedauerte,
dass mit dem Abriss des Kaufhofs eine seit 50 Jahren andauernde Identität und
auch Geschichte Landaus an einem markanten Ort verloren gehe. Die
Kaufhof-Immobilie sei schon fast als „Wahrzeichen“ zu betrachten.
Ausschussmitglied Herr Lichtenthäler erinnerte
daran, dass vor einigen Jahren noch das „ECE-Gespenst“ spukte und eine
Shopping-Mall im Gespräch war. Herr Lichtenthäler zeigte sich nun positiv, dass
der Handel mitgenommen werden soll. Gebe es denn konkretes Interesse seitens
der bisherigen Mieter, den Standort zu halten?
Ausschussmitglied Herr Freiermuth fragte Herrn
Ehret, welche Erkenntnisse durch die Analyse gewonnen wurden. Wo gehe die Reise
hin?
Ausschussmitglied Frau Dr. Migl nahm Bezug auf
Herrn Lichtenthälers Wortmeldung und betonte, dass sie kein Einkaufscenter
„durch die Hintertür“ wolle. Weiterhin habe es sie gestört, dass der Vortrag zu
allgemein gehalten war.
Ausschussmitglied Herrn Eisold war bewusst,
dass die Wirkung des Gebäudes wie im Originalzustand nicht mehr hinzubekommen
sei. Er zog einen Vergleich zum Ostringcenter und betonte, dass auch dieser
Bereich einen Charme mit seiner prägenden Struktur habe. Herr Eisold sei Neuem
gegenüber aufgeschlossen und hielt eine Anpassung des Kaufhof-Projekts an die
Umgebung für sinnvoll. Es solle seiner Meinung nach kein Fremdkörper entstehen,
dabei müsse das Gebäude nicht unbedingt im Historismus errichtet werden. Herr
Eisold bat zudem darum, die geplante Wohnbebauung auch für
„Otto-Normal-Verdiener“ vorzusehen.
Zu guter Letzt hielt Herr Eisold das Abhalten eines
Workshops für sinnvoll und befürwortete dieses Vorgehen. Eine Fertigstellung
des Projekts zur 750-Jahrfeier der Stadt Landau hätte eine „tolle
Signalwirkung“.
Ausschussmitglied Herr Lerch lobte die
beeindruckende Präsentation und betonte, dass Herr Ehret kein „Newcomer“ sei
und Erfahrungen in der Projektentwicklung habe. Herr Lerch hinterfragte
allerdings, ob die Interessen von Herrn Ehret mit denen der Stadt kompatibel
seien. Er hoffe, dass es kein „Strohfeuer“ geben werde, denn eine „leerstehende
Ruine“ sei nicht gewollt. In diesem Zusammenhang zog Herr Lerch einen Vergleich
zur Karstadt/Hertie-Immobilie in Neustadt. Sofern der Erhalt der jetzigen
Immobilie nicht machbar sei, so lege Herr Lerch Wert auf eine harmonische
Bebauung, welche letztlich in die Umgebungsstruktur passe. Durch das Einbinden
des Herrn Prof. Burgstaller könne mit einer solchen harmonischen Bebauung
gerechnet werden.
Herr Ehret nahm Bezug auf die Wortmeldungen der
Ausschussmitglieder und erklärte, dass er im Gespräch mit der Regionalleitung
des Kaufhofs über eine Folgenutzung stehe.
Hinsichtlich der zukünftigen Nutzung strebe Herr Ehret
einen Nutzungsmix an. Es werde kein Shopping-Center geben, dennoch sei
Einzelhandel im Erdgeschoss geplant. Obere Stockwerke könnten zum studentischen
oder familiengerechten Wohnen dienen. Herr Ehret könne sich beispielsweise vorstellen,
größere und kleinere Geschäfte sowie Cafés im Erdgeschoss unterzubringen. Er
sprach hier von „Erlebnis und Service“. Es sei allerdings für genauere Aussagen
zu früh und der Workshop am 29.08.2018 sollte abgewartet werden. Sicher stehe
jedoch, dass eine Kernsanierung unwirtschaftlich sei. Momentan stünden die
oberen Geschosse des Gebäudes leer. Eine alltagstaugliche Nutzung sei dort auch
nicht mehr denkbar.
Ausschussmitglied Herr Hartmann fragte nach
der Umsetzung einer Quote für den sozialen Wohnungsbau. Herr Ehret versicherte
ihm, dass er als Eigentümer mit der Stadt einen städtebaulichen Vertrag
eingehen werde. Darin könne die Höhe der Quote geregelt werden, denn die Stadt
habe schließlich die Planungshoheit inne. Herr Ehret betonte in diesem Zusammenhang,
dass das Einhalten von Quoten für den sozialen Wohnungsbau nichts Neues für
sein Unternehmen sei und sie dies sogar von sich aus den Kommunen etliche Male
vorschlugen.
Ausschussmitglied Herr Lerch wollte wissen,
weshalb Herr Ehret, der bundesweit aktiv sei, den Weg nach Landau gefunden
habe. Herr Ehret kenne die Südpfalz aus Zeiten seines Studiums in Karlsruhe und
seines Wehrdienstes in Germersheim. Über Herrn Prof. Burgstaller, der in
Karlsruhe lehrt, bekam er den Tipp, dass die Stadt eine Entwicklung des Areals
begrüßen würde und der vorherige Eigentümer aus Prag die Immobile verkaufen
wollte.
Ausschussmitglied Herr Thiel interessierte
sich für die zukünftige Unterbringung von Stellplätzen. Herr Ehret
beabsichtigte, so der momentane (Planungs-)Stand, eine Tiefgarage mit
ausreichender Kapazität zu bauen. Oberirdische Stellplätze werde es nicht
geben.
Ausschussmitglied Frau Dr. Migl richtete an
die Verwaltung die Frage, ob ein neuer Bebauungsplan für das Kaufhof-Areal
nötig sei. Dies wurde ihr direkt von Herrn Kamplade bestätigt. Der derzeit
gültige Bebauungsplan könne dann nicht mehr verwendet werden.
Da sich keine weiteren Wortmeldungen der
Ausschussmitglieder abzeichneten, dankte der Vorsitzende den beiden
Vortragenden und verabschiedete diese.