Sitzung: 18.12.2018 Bauausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Abstimmung: Ja: 15
Vorlage: 610/538/2018
Der Vorsitzende rief die
Informationsvorlage der Abteilung Stadtplanung und Stadtentwicklung vom
26.11.2018 auf, welche der Niederschrift beigefügt ist, und begrüßte herzlich
Herrn Jörg Faltin vom Büro FALTIN+SATTLER FSW Düsseldorf GmbH in seiner
Funktion als Gesamtkoordinator des Realisierungswettbewerbs sowie Herrn Prof.
Manuel Bäumler vom Architekturbüro Schellenberg + Bäumler Architekten, Dresden,
als Sieger des Wettbewerbs. Von Herrn Faltin würden mittels einer Präsentation
im Folgenden die Ergebnisse des Wettbewerbs vorgestellt. Der Vorsitzende
erinnerte zuvor an die konstruktive Diskussion innerhalb der Jury und die guten
Erfahrungen, welche die Stadt Landau in der jüngsten Vergangenheit durch
diverse Wettbewerbsverfahren sammeln konnte. Der Einbezug einer Jury mit Sach-
und Fachverstand habe sich bewährt. Sichtbare (Wettbewerbs-)Ergebnisse können
bereits im Wohnpark Am Ebenberg bestaunt werden. In der hiesigen
Bauausschusssitzung werde es einen Rückblick zur genauen Aufgabenstellung und
den Anforderungen des Wettbewerbs geben. Der „öffentliche Aufschlag“, d.h. die
Ausstellung der insgesamt 23 eingereichten Entwürfe, werde in der Sparkasse
Südliche Weinstraße in der Ostbahnstraße erfolgen. Der Vorsitzende übergab
anschließend das Wort an Herrn Faltin.
Zu Beginn seiner Präsentation erwähnte Herr Faltin, dass er während der
Koordination des Wettbewerbs „Fan“ von der Stadt Landau in der Pfalz wurde.
Hinsichtlich den Voraussetzungen des Areals in Landau lobte Herr Faltin,
dass eine gewisse Qualität durch den Grünzug des angrenzenden Gebietes D9
bereits geschaffen wurde, der nun in Herrn Prof. Bäumlers Entwurf fortgeführt
werde. Attraktiv sei zudem, dass das Gewerbegebiet D12 an die Sport- und
Freizeitareale grenze und somit eine besondere Vielseitigkeit innehätte. Restriktionen
hingegen gebe es hinsichtlich der Abstände hin zur Autobahn 65, die es zu
berücksichtigen gelte. Des Weiteren ging Herr Faltin in seiner Präsentation auf
die Vorzüge der erst-, zweit- und drittplatzierten Entwürfe ein. Insgesamt
wurden 23 eingereichte Konzepte analysiert und von der Jury bewertet. Auf die
kurz vor der Veröffentlichung stehende Wettbewerbsbroschüre wurde verwiesen.
Der Vorsitzende merkte an,
dass es nun in naher Zukunft darum gehen werde, an welchen Aspekten des
Siegerentwurfs festgehalten werden soll und wo es noch Klärungsbedarf gebe.
Letztlich habe sich der Entwurf des Herrn Prof. Bäumler von den anderen
Konzepten abgehoben. Der Vorsitzende freue sich auf die weitere Zusammenarbeit
und übergab das Wort an Herrn Kamplade.
Herr Kamplade erläuterte
den straffen Zeitplan, den es nun einzuhalten gelte. Baurecht könne somit in
etwa zwei Jahren geschaffen werden. Zunächst müssten allerdings noch
verschiedene Aspekte geklärt werden. Die Erweiterung des Gewerbegebiets diene
dazu, der hohen Nachfragenach Gewerbeflächen in der Stadt Landau mittelfristig
gerecht zu werden. Mit Herrn Prof. Bäumler wurde vor der hiesigen Sitzung
besprochen, wie die nächsten Schritte ausgestaltet werden können, um die
straffe Zeitplanung einzuhalten.
Herr Messemer habe sich im
Rahmen der Jurysitzung ebenfalls für den Planungsentwurf des Siegers
ausgesprochen, obwohl die Vermarktung nicht die einfachste sein werde. Der
Entwurf sei mit einer guten Struktur versehen, die allerdings eine gewisse
Flexibilität bei der Vermarktung fordern werde. Hinsichtlich der beiden
Hofstellen funktioniere die Integration gut. Mit den Inhabern der Hofstellen
stünde man in guten Gesprächen. Der Hofstelle des Herrn Schmitt
(Saatguthändler) wurde eine 17 ha-große Ersatzfläche angeboten. Für die Gremien
werden nun entsprechende Sitzungsvorlagen erarbeitet und dann zur
Beschlussfassung vorgelegt.
Ausschussmitglied Herr Eichhorn hätte gerne Herrn Faltin direkt gelobt, der bereits in der Jury als
Moderator gut durch die Bewertung der Wettbewerbsergebnisse führte (Anm. Herr
Faltin musste die Sitzung frühzeitig verlassen). Das Wettbewerbsverfahren war
mit ihm in guten und kompetenten Händen. Positiv sei auch zu erwähnen, dass
während der Jurysitzungen stets Fachleute bei der Hand waren, die auftauchende
Fragen direkt beantworten konnten. Bei dem Wettbewerbsverfahren handelte es
sich außerdem um ein faires Verfahren ganz im Sinne der Gleichbehandlung. Herr
Eichhorn freute sich, dass sein Siegervorschlag bzw. Favorit letztendlich von
der Jury auch als Sieger gekürt wurde.
Ausschussmitglied Herr Tas hob die beeindruckenden Ergebnisse des Wettbewerbes hervor. Im
Planungsentwurf des Siegers stach der Grünzug heraus und auch der Mix aus
verschiedenen Nutzungen sei positiv zu werten. Eine gute und effiziente
Wirtschaftspolitik benötige Ressourcen und Erweiterungsmöglichkeiten. So seien
beispielsweise die nicht unerheblichen Steuereinnahmen der Gewerbetreibenden
als wichtiger Bestandteil für eine prosperierende Stadt anzusehen. Die
SPD-Stadtratsfraktion begrüße daher die vorgelegte Sitzungsvorlage und werde
die Verwaltung unterstützen, die „Weichen zu stellen“.
Ausschussmitglied Herr Lichtenthäler hatte damals im Jahr 2013 bei der Aufstellung des Bebauungsplans für das
Gewerbegebiet D10 schon seine Schwierigkeiten und habe daher dagegen gestimmt.
Bei dem nun vorliegenden Entwurf für den Abschnitt D12 fand er jedoch den
Grünbereich gut, welcher sich aus dem Abschnitt D9 heraus fortsetzt und zur
Bahnlinie hin abschließt. Konkret müsse bei der späteren Grundstücksvergabe und
den angestrebten Nutzungen Vieles angeschaut werden und er erinnerte in diesem
Zusammenhang an die vergangenen Diskussionen über die zulässigen Gebäudehöhen
anderer Bauabschnitte.
Des Weiteren fragte Herr Lichtenthäler, ob Mörlheim befürchten müsse, dass
sich das Gewerbegebiet über die Bahnlinie hinweg erweitern könnte. Sei
diesbezüglich etwas in der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans enthalten? Herr
Schneider verneinte dies und erklärte, dass die besagte Fläche nicht in der
gegenwärtigen Planung als Gewerbegebiet ausgewiesen werde. Herr Kamplade
erklärte ergänzend, dass laut der Gewerbeflächenstudie zunächst die Flächen im
Norden der Stadt reaktiviert werden sollten. Die Fläche zwischen Autobahn und
Mörlheim hingegen sei auch im neuen Flächennutzungsplan als Grünland bzw.
landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen.
Ausschussmitglied Herr Freiermuth war der Meinung, dass der Sieger zurecht gewonnen habe. Ihm sei bei der
Entwurfsplanung direkt der Grünzug aufgefallen. Er könne sich deshalb sehr gut
vorstellen, dass später, wenn die Entwicklung des Gewerbegebietes abgeschlossen
sein wird, eine größere biologische Vielfalt als momentan vorhanden sein
könnte. Erfreulich wertete Herr Freiermuth auch die zu erwartenden
Steuereinnahmen für die Stadt, erinnerte allerdings daran, dass die Wirtschaft
auch „einschlafen“ könnte.
Weiterhin ging Herr Freiermuth auf die integrierten Hofstellen ein. Er
erwähnte, dass Herr Schmitt (Saatguthändler) ihm sein Leid geklagt habe, da ihm
Ersatzflächen angeboten wurden, die weit abgeschnitten liegen würden. Herr
Messemer nahm hierzu Bezug und erklärte, dass Herrn Schmitt eine ca. 8
ha-große Fläche angeboten werde, über deren Vergabe im Hauptausschuss am
08.01.2019 entschieden wird. Ursprünglich habe die Verwaltung ihm 17 ha
angeboten. Mittlerweile sei seitens des Herrn Schmitt ein Anwalt beauftragt, da
es sich nach Auffassung des Herrn Schmitt um eine inhomogene Fläche handeln
würde. Weiterhin sei man aber zuversichtlich, sich bei der Flächenfrage zu
einigen.
Dies bestätigte auch der Vorsitzende.
Ausschussmitglied Herr Wagner betonte, dass er im Vorfeld der Erweiterungsabsicht des Gewerbegebietes um
den Abschnitt D12 nicht zugestimmt habe. Dies lag allerdings darin begründet,
dass eine terminliche Enge ihm keine Teilnahme an der Jurysitzung ermöglichte.
Herr Wagner nehme sonst gerne an solchen Prozessen teil.
Letztendlich lobte Herr Wagner den Sieger des Wettbewerbs und stufte den
geplanten Grünzug ebenfalls wie seine Vorredner als sehr positiv ein. Zudem
lobte Herr Wagner den Umgang mit den beiden Hofstellen und deren Integration im
Planungsentwurf.
Skeptisch zeigte sich Herr Wagner nur zu Beginn, da er sich beim Aufrufen
des Entwurfs zunächst „erschlagen“ fühlte. Er empfand die Gestaltung auf den
ersten Blick zu wuchtig und kritisierte die hohe Dichte der Versiegelung.
Abschließend regte Herr Wagner an, die stillgelegte Bahnlinie im Süden
Richtung Offenbach und Herxheim zu reaktivieren. Dies sei interessant und würde
den Nahverkehr stärken sowie eine Anbindung für Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in dem Areal bedeuten.
Ausschussmitglied Herr Lerch fand, dass der hohe Anteil an Ökologie positiv für das Gewerbegebiet sei
und viele Chancen bieten würde. Dennoch eröffneten sich Fragen bei Herrn Lerch.
Zuvor habe Herr Messemer nämlich angemerkt, dass die Vermarktung nicht ideal
sei, so dass Herr Lerch gerne wissen wollte, warum dies so von ihm eingeschätzt
werde. Weiterhin hinterfragte Herr Lerch, weshalb nicht mehr in die Höhe gebaut
werden könne.
Herr Messemer nahm
Stellung und erklärte, dass andere Wettbewerbsentwürfe aus monetärer Sicht
besser seien. Im zweiten Blick ergeben sich allerdings beim Siegerentwurf
Vorteile durch die Struktur und die guten Angebote hinsichtlich verschiedener
angedachter Sharing-Produkte. Weiterhin erklärte Herr Messemer, dass
produzierendes Gewerbe nicht in die Höhe gehen könne und somit hohe Gebäude
eher für den Dienstleistungssektor geeignet seien. Allerdings verwies Herr
Messemer auf verschiedene bestehende Restriktionen hinsichtlich der
Sichtbeziehungen und den Abstandsflächen zur Autobahn 65. Der Siegerentwurf
würde bereits gute Raumkanten liefern, die für die tatsächliche Umsetzung
herangezogen werden können.
Herr Kamplade ging
ebenfalls auf den Aspekt der Gebäudehöhen ein. Er zeigte anhand einer Karte die
überwiegend viergeschossige Bebauung mit bis zu 10 m Höhe. Der Siegerentwurf
beinhalte eine starke Dienstleistungsorientierung. Ob allerdings Hochpunkte
über 10 m gewünscht seien, müsse noch diskutiert werden. Die Idee für einen
Hochpunkt sei jedenfalls vorhanden und müsse durch Machbarkeitsstudien noch
untersucht werden.
Ausschussmitglied Herr Eisold war beeindruckt von dem Siegerentwurf. Auffällig sei die Kleingliedrigkeit
der Struktur, die mitunter auch schwierig sein könnte. Bei der Betrachtung des
Entwurfs fiel Herrn Eisold die Fläche auf, welche für Lab-Campus vorgesehen
sei. Gebe es eine konkrete Idee für eine solche Nutzung? Oder handele es sich
eher um einen Platzhalter?
Herr Kamplade erklärte
daraufhin, dass sich die gesamte Planung aus Platzhaltern zusammenfüge und die
vorgeschlagenen Gebäude sowie Nutzungsbezeichnungen eine bildliche Darstellung
abgeben sollten. Dies sei Usus bei Wettbewerbsverfahren. So sei beispielsweise
klar, dass der Platzhalter für eine Nahversorgung nicht realisiert werde, da
dies nicht mit dem Einzelhandelskonzept der Stadt Landau vereinbar wäre.
Herr Eisold hatte weiterhin Fragen hinsichtlich der klimatischen Aspekte
und deren Beeinflussung durch die neuesten Erkenntnisse aus der
Stadtklimaanalyse sowie der Sichtbarkeit auf den Pfälzerwald. Könne man
aufgrund der geplanten Gebäudehöhen von der Autobahn aus noch den Panoramablick
auf den Pfälzerwald richten?
Herr Kamplade erklärte,
dass das Thema „Dachbegrünung“ verstärkt auf das Ergebnis der Stadtklimaanalyse
zurückzuführen sei und bei der Bauwerkserstellung entsprechend Berücksichtigung
finden werde. Zudem werde bei der Detailplanung des Areals darauf geachtet,
dass Sichtfelder freibleiben werden, damit ein Blick auf den Pfälzerwald von
der Autobahn 65 aus auch weiterhin möglich sein wird. Die typische Silhouette
Landaus werde somit sichtbar bleiben.
Der Vorsitzende dankte
abschließend Herrn Prof. Bäumler für dessen Teilnahme am Bauausschuss und
verabschiedete ihn. Der Vorsitzende war sich sicher, dass es erfolgreich
weitergehen und die Stadt von dem Realisierungswettbewerb profitieren werde.
Die Informationen aus der Präsentation wurden zudem vom Vorsitzenden als zur
Kenntnis genommen erklärt.
Herr Prof. Bäumler freue sich, den Rahmen für die Entwicklung des
Gewerbegebietes D12 zusammen mit der Stadtverwaltung weiter gestalten zu können.