Der Vorsitzende beendete den Tagesordnungspunkt mit dem Hinweis, dass viele planerischen Punkte im Laufe des Jahres 2023 zu besprechen sein werden und erklärte die Informationsvorlage als zur Kenntnis genommen.

 


Der Vorsitzende rief die Informationsvorlage der Bauordnungsabteilung vom 08.11.2022, die der Niederschrift als Anlage beigefügt ist, auf und begrüßte die anwesenden Vertreter des Projekts: Herrn Alexander Kluß (Projektleiter ehret + klein GmbH), Herrn Tilman Probst (Architekt Tilman Probst Architekten GmbH) und Herrn Dr. Roland Schmitt (Geschäftsführer Advita Pflegedienst GmbH). Im Folgenden werden die aktuellen Entwicklungen und der Projektstand von Herrn Probst präsentiert, der vor einigen Jahren durch die Teilnahme an dem städtebaulichen Wettbewerb den Zuschlag für die weitere Planung und Umsetzung des Projekts erlangte.

 

Herr Probst begann seinen Vortrag mit einer Visualisierung des zukünftigen Gebäudekomplexes, den er als „Stadttor Landau“ bezeichnete. Er zeigte, was die Menschen erwarten wird, wenn sie das Bahnhofsgebäude verlassen und in Richtung Ostbahnboulevard blicken.

Anhand von Modellfotos ging Herr Probst auf die Grundzüge der Planung ein. Der Gebäudekomplex werde neben einem Hochpunkt von 38 m („Turm“) einen städtischen Block von einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Innenhof ausbilden.

Im weiteren Verlauf des Vortrags erläuterte Herr Probst die Regelgrundrisse der Geschosse, den Wohnungsmix und den Zuschnitt der Wohn- und Gewerbeeinheiten. Über Arkaden werden die Menschen beispielsweise zu den Läden im Innenhof geleitet. Zudem erwähnte Herr Probst die geplante Zusammenarbeit mit dem Pflegedienstleister Advita Pflegedienst GmbH, der für das Seniorenwohnen im dritten Bauteil gewonnen werden konnte.

Abschließend ging Herr Probst auf die vorgesehene Ziegelfassade ein, die sich gut in das Straßenbild einfügen werde.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Probst für die Darstellungen des komplexen Projekts. Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung sei klar, dass es im Laufe des Genehmigungsverfahrens zu planerischen Anpassungen kommen könne.

 

Herr Kamplade nahm Bezug auf die vorgelegte Informationsvorlage. Seit Sommer 2022 liege der Verwaltung der Bauantrag vor. Derzeit laufe ein umfassendes Genehmigungsverfahren unter Beteiligung zahlreicher Fachbehörden. Bisher sei festzustellen, dass der Antragsteller sehr bemüht ist und auf die Anregungen und Hinweise der Verwaltung eingeht. Somit kann davon ausgegangen werden, dass der Baufortschritt nicht durch Verzögerungen im Genehmigungsverfahren ins Stocken gerät. Erste Teilbaugenehmigungen für Erd- und Gründungsarbeiten wurden bereits erteilt.

Da es auch um die Klärung und Abstimmungen vieler Details gehe, rechne Herr Kamplade mit einem mehrmonatigen Genehmigungszeitraum. Zunächst war angedacht im hiesigen Ausschuss über etwaige Befreiungen zum Bebauungsplan zu beraten, dies sei aber momentan nicht mehr erforderlich. Die beabsichtigten Änderungen und in der Informationsvorlage dargelegten Entwicklungen gehen mit den Bestimmungen des Bebauungsplans einher. Explizit nannte Herr Kamplade hierzu die Erhöhung der Geschossanzahl des Turmgebäudes bei gleichbleibender Gebäudehöhe. Somit werde das Turmgebäude letztlich ein Geschoss mehr als ursprünglich angedacht erhalten. Die Grundidee der Planung und des Wettbewerbs bleiben jedoch bestehen.

Herr Kamplade berichtete ergänzend, dass es etliche Abstimmungsgespräche mit den Bauherren gab. So konnte beispielsweise die drückende Wirkung der Fassade durch Anpassungen in der Planung entspannt werden. Die Veränderung des Nutzungsmix wurde zu Gunsten des Wohnungsbaus verschoben. Obwohl nun weniger Gewerbeflächen vorgesehen seien, werde auch hier der Bebauungsplan eingehalten – insbesondere durch die Wahrung des Handels im Erdgeschoss.

 

Ausschussmitglied Herr Löffel merkte an, dass ihm das Projekt schon zu Wettbewerbszeiten gefiel. Dass es zu Änderungen komme, insbesondere hinsichtlich des Nutzungsmix, sei nachvollziehbar. Ihn interessierte, wie sich die lichte Raumhöhe zur Ursprungsplanung veränderte.

 

Ausschussmitglied Frau Saßnowski hatte mehrere Fragen und Anregungen. Zum einen wollte sie wissen, welche Farbe die Fassade erhalten werde. Sei eine farbliche Auflockerung zum in der Präsentation gezeigten grau vorgesehen? Laut Planungen seien nur Ein- bis Vierzimmerwohnungen ausgewiesen. Könnte es auch größere Wohnungen geben? Sei ein Nahversorger für den Standort notwendig? Gebe es nicht in der Umgebung genügende Einkaufsmöglichkeiten? Könnte sich der Bauherr die Unterbringung einer Diskothek in den Untergeschossen vorstellen?

 

Ausschussmitglied Frau Rocker erkundigte sich, ob die Umnutzung von Büroflächen zugunsten der Pflege erfolgte. Gebe es für die Pflegeeinrichtungen schon einen Partner oder wurde „ins Blaue hinein“ geplant?

 

Herr Probst ging auf die Vielzahl der Fragen ein. Zur Raumhöhe erklärte Herr Probst, dass im Wettbewerb ein übergängiges Maß von 3,36 m angenommen wurde. Man habe es geschafft, dieses Maß etwas zu reduzieren, so dass in dem insgesamt 38 m hohen Gebäude ein zusätzliches Geschoss untergebracht werden konnte. Die Fassade und deren Wirkung verschlechtere sich dadurch aus Sicht des Architekten nicht.

Hinsichtlich der Farbgebung der Fassade erklärte Herr Probst, dass eine gelbliche Farbe angedacht sei; Detailabstimmungen und Farbproben aber noch folgten.

Die Frage der Wohnungsgrößen wurde durch einen „Wohnungsschlüssel“ der Firma ehret + klein festgelegt. Darin wurde ermittelt, dass der höchste Bedarf an Zweiraumwohnungen bestünde. Größere als die geplanten Wohnungen seien nicht marktgängig.

Als Nächstes ging Herr Probst auf die Frage nach Partnern der Pflegeeinrichtungen und Seniorenwohnungen ein. Die Bauherren konnten hier als Betreiber bereits die Firma Advita Pflegedienst GmbH gewinnen. Dieses Unternehmen habe sich auf Betreutes Wohnen, Tagespflege und Pflege-Wohngemeinschaften spezialisiert und habe bundesweit etwa 40 Niederlassungen.

In Bezug auf die Frage nach einer Diskothek im Untergeschoss merkte Herr Probst an, dass die Stadt zunächst bereit sein müsste, den Stellplatzschlüssel zu ändern. Derzeit müssen die Bauherren 248 Stellplätze vorweisen. Da die Planung 247 Stellplätze vorsehe, müsse nach jetzigem Stand ein Stellplatz abgelöst werden. Hinzu kämen noch verschiedene Vorgaben aus dem Mobilitätskonzept der Stadt, weshalb auch mit Car-Sharing-Modellen geplant werde. Dadurch fehlt es derzeit an Platz für etwaige andere Untergeschossnutzungen.

 

Herr Kamplade nahm ergänzend Stellung zu den gestellten Fragen. Hinsichtlich des von Frau Saßnowski angesprochenen Supermarkts gab Herr Kamplade zu Antwort, dass ein Supermarkt an dieser Stelle städtebaulich verträglich sei. Die Stadt sei nicht befugt, die Märkte zu regulieren und „Konkurrentenschutz“ zu betreiben. Die Verantwortung der Stadt liege darin, Ansiedlungsinteressen so zu steuern, dass Märkte nur an integrierten Standorten errichtet werden, auch wenn dies Konkurrenz für bestehende Märkte bedeute.

 

Stellvertretendes Ausschussmitglied Herr Niederberger fragte, ob die Fahrradstellplätze und Pkw-Stellplätze privat seien oder auch öffentlich genutzt werden können.

 

Herr Kamplade antwortete Herrn Niederberger, dass es sich um eine private Tiefgarage handele, die allerdings zum Teil für Kund:innen der Gewerbeeinheiten geöffnet sein werde. Wie die genaue Planung dahingehend aussehe, sei noch nicht geklärt.

 

Ausschussmitglied Frau Kleemann erkundigte sich zum einen nach einem möglichen Betreiber für die Gastronomie im Turmgebäude. Zum anderen empfinde sie das Bauvorhaben als zu groß, zu hoch und ohne Akzentuierung, weshalb sie das Bauvorhaben weiterhin ablehne.

 

Herr Kamplade merkte an, dass die Höhe des Gebäudes eine gewisse Akzentuierung darstelle. Auch sei die Dichte nicht deutlich höher als im Innenentwicklungskonzept vorgesehen. Zwar stelle die Bebauung eine hohe bauliche Dichte dar, dennoch sei keine übermäßige Nachverdichtung festzustellen.

 

Ausschussmitglied Herr Lerch fragte nach der aktuellen Raumhöhe.

 

Herr Probst antwortete, dass die Raumhöhe 2,78 m betragen werde.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold stellte mehrere Fragen: Wie werde das Konzept für die Anfahrmöglichkeiten der Tagespflegeeinrichtung aussehen? Werden die 247 Stellplätze komplett in der Tiefgarage entstehen? Wie werde der Übergang der angrenzenden Bestandsbebauung zur Neubaubebauung aussehen?

 

Herr Probst antwortete Herrn Eisold und erwähnte, dass die Anlieferung der Firma Advita über eine Zugangshalle abgewickelt werde.

Zur Frage der Stellplätze erklärte Herr Probst, dass diese in beiden Untergeschossen untergebracht werden können. Die Stellplätze für die Gewerbekund:innen werden sich dann im 1. Untergeschoss befinden.

Abschließend ging Herr Probst auf den Übergang zu den Bestandsgebäuden ein. Dieser werde wie im ursprünglichen Wettbewerbsmodell ausgestaltet. Die Traufhöhe werde bei 14,5 m liegen.

 

Beratendes Ausschussmitglied Herr Scherrer begrüßte die quartiersnahen und seniorengerechten Wohneinheiten des Bauprojekts. Hierzu ergaben sich für ihn allerdings noch einige Fragen, z.B. in Bezug auf die Ausgestaltung und Organisation der Pflege. Wie könnten demnach externe Pflegedienstleistende die hilfsbedürftigen Personen erreichen? Wie werde dies mit der Tiefgarage bewältigt? Zudem nannte er die Zufahrt über die Maximilianstraße als verkehrstechnisch schwierig.

 

Der Vorsitzende erwähnte in Bezug auf Herrn Scherrers Fragen und Anmerkungen, dass es noch Gesprächsbedarfe gebe und eine Zufahrt/Anlieferung von der Maximilianstraße natürlich ausgeschlossen ist und ausschließlich über die Linienstraße erfolgen muss.

 

Herr Kluß berichtete zu Frau Kleemanns offen gebliebener Frage hinsichtlich eines Betreibers für den Gastronomiebetrieb, dass es etliche - vor allem ortsansässige - Interessenten gebe. Allerdings gebe es noch keine fortgeschrittenen Gespräche. Die Gastronomie mit Außenterrasse werde über einen Lift für die Gäste zugänglich gemacht.