Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 16

Beschlussvorschläge:

 

1.    Der Aufstellungsbeschluss vom 24. April 2020 zum Bebauungsplan „G1 Landau Südwest, 2. Teiländerung, Ecke Hagenauer Straße und Wollmesheimer Höhe“ wird hinsichtlich der Ziele der Planung und des Geltungsbereiches angepasst.

 

2.    Die Verwaltung wird beauftragt, den Beschluss über die Aufstellung des Bebauungsplanes „G1 Landau Südwest, 2. Teiländerung, Ecke Hagenauer Straße und Wollmesheimer Höhe“ erneut ortsüblich bekannt zu machen, darin die Öffentlichkeit über die veränderten Inhalte zu informieren sowie die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB und die Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 Abs. 1 BauGB durchzuführen.

 

3.    Die Verwaltung wird beauftragt, das Einzelhandelskonzept für den Bereich Nahversorgung auf die aktuellen Entwicklungen anzupassen und dem Rat als fortgeschriebenes städtebauliches Entwicklungskonzept i.S.d. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB zum Beschluss vorzulegen.

 


Der Vorsitzende rief den Tagesordnungspunkt zur Sitzungsvorlage der Abteilung Stadtplanung und Stadtentwicklung vom 28.08.2020 auf, auf die verwiesen wird. Der Vorsitzende berichtete, dass direkt nach dem Erwerb des ehemaligen Hofmeister-Areals die Hornbach Stiftung Immobilien GmbH, vertreten durch Herrn Peter Hornbach, mit der Stadtverwaltung in Kontakt getreten sei. Er zeigte sich erfreut, dass für die sehr zentrale und exponierte Lage des Areals ein guter Partner gefunden wurde. Der Vorsitzende begrüßte daraufhin Herrn Peter Hornbach und den Projektleiter Herrn Frank Kirschthaler, die im Folgenden anhand einer Präsentation die bisherige Planung vorstellen werden.

 

Herr Hornbach erläuterte die Zeitschiene der letzten Monate und berichtete, dass im Januar 2020 die Verkaufsabsicht des Grundstückseigentümers bekannt wurde und recht zügig die Kaufverhandlungen begannen. Bereits am 11.03.2020 fand die notarielle Beurkundung des Kaufvertrags statt. Seit August 2020 sei nun die Hornbach Stiftung Immobilien GmbH im Grundbuch eingetragene Eigentümerin des ca. 16.000 qm-großen Areals.

 

Herr Kirschthaler, der seit ca. 15 Jahren als Architekt für die Planungen der Wasgau-Märkte zuständig ist, stellte in den Planungen dar, dass der Standort des ehemaligen Hofmeister-Areals eine exzellente Anbindung zur Stadt aufweise und es sich allgemein um eine exponierte Lage am Stadteingang handele. Das Vorhaben der Hornbach Stiftung könne mit seinen derzeitigen Planungen an das „visionäre Stadtgebiet“, für das ein Realisierungswettbewerb „Stadtquartier Südwest“ initiiert wurde, anknüpfen. Ziel sei es, eine „Brücke“ von der bestehenden Wohnbebauung auf der Nordseite des Grundstücks und dem neu entstehenden Stadtquartier zu schlagen.

Herr Kirschthaler ging weiterhin anhand einer Karte auf die Versorgung mit Lebensmitteln im Landauer Südwesten ein. Es wurde festgestellt, dass eine Unterversorgung von Lebensmitteln in dem Gebiet vorliege und für den Wasgau-Markt mit seinen vielen regionalen Produkten ideale Voraussetzungen vorhanden seien – ohne, dass andere Einzelhandelsgeschäfte geschädigt werden. Innerhalb von zehn Minuten (Fahrzeit mit dem Auto) sei der Markt aus allen Gebieten der Stadt und vielen Gemeinden des Umlandes zu erreichen. Auch die Anbindung an die Fahrradwege sei gut.

Herr Kirschthaler berichtete von den guten Gesprächen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung, die anhand eines Skizzenbuches ihre genauen Vorstellungen für die Entwicklung des ehem. Hofmeister-Areals offenlegten. So sei der Gestaltungsaufhänger des Lebensmittelmarktes „Abtauchen“ oder „Repräsentieren“ gewesen. Laut Herrn Kirschthaler sprach für das Abtauchen des Marktes die Anbindung an die umliegenden Weinberge mit einer „Mindestsichtbarkeit“ durch eine naturnahe Gestaltung. Als Charakteristik der Planung seien die stilisierten Weinberge zu nennen, welche als Dachbegrünung dienen sollen. In diesem Zusammenhang nannte Herr Kirschthaler auch die Vorteile der Dachbegrünung, wie z.B. die geringere Aufheizung durch Sonneneinstrahlung und die zusätzlichen Versickerungsflächen für Niederschläge. Letzterer Aspekt sei bei den Planungen wichtig gewesen, da aufgrund der lehmigen Bodenbeschaffenheit des Grundstücks kaum Wasser versickern könne. Dennoch werde es direkt vorm Eingang des Marktes für wenige Fahrzeuge unbedachte Stellplätze geben. Ein sichtbarer Parkplatz diene des Weiteren als Orientierung, gerade für ältere Menschen und Marktbesucher. Die restlichen Parkplätze werden unter einer begrünten Bedachung „verschwinden“.

Die viergeschossige Wohnbebauung, die ebenfalls auf dem Gelände entstehen und aus sechs Gebäuden bestehen wird, werde einen nach Norden abgestaffelten Höhenverlauf erhalten.

Abschließend erklärte Herr Kirschthaler, dass der Lebensmittelmarkt aufgrund seiner Qualitätskriterien und den örtlichen Gegebenheiten eine größere Verkaufsfläche als beispielsweise ein klassischer Discounter benötige. Zudem müsse mit einem „diagonalen“ Eingangsbereich geplant werden, was ebenfalls eine größere Fläche beanspruche.

 

Der Vorsitzende dankte Herrn Hornbach und Herrn Kirschthaler für die Präsentation und die Einblicke in die Planungen. Die Entwicklung im Landauer Südwesten sei dynamisch und im Bebauungsplan „G1“ müsse nun entsprechend eine Abänderung des ursprünglichen Handelsstandortes erfolgen.

 

Ausschussmitglied Frau Heidbreder dankte für den „engagierten“ Vortrag und brachte zum Ausdruck, dass sie sich über die Wohnbebauung in Kombination mit einer Nahversorgung freue. Beeindruckt zeigte sich Frau Heidbreder auch von der Schnelligkeit des Projektes.

Zum Thema „energetische Versorgung“ fragte Frau Heidbreder, ob denn nicht alternativ Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Gebäude errichtet werden könnten.

Weiterhin war Frau Heidbreder nicht überzeugt, dass die beabsichtigte Eingangssituation des Wasgau-Marktes mit einem Parkplatz direkt vor dem Lebensmittelmarkt attraktiv sei. Vielleicht könne die Planung überarbeitet und der Parkplatz grüner gestaltet werden?

Zum Schluss regte Frau Heidbreder an, die Radwege der Umgebung bei den weiteren Überlegungen miteinzubinden. So seien viele Fahrradabstellplätze, z.B. mit Überdachung und für Lastenräder, sinnvoll.

 

Herr Kirschthaler ging auf Frau Heidbreders Wortmeldung ein und berichtete von einem „Spannungsfeld“ hinsichtlich der Dachbegrünung und der energetischen Versorgung. Im Moment sei das Grundstück noch zu etwa 90 % versiegelt, merkte Herr Kirschthaler an. Aufgrund der überdachten Stellplätze, deren Dach- bzw. Stützenkonstruktion nicht mit der Konstruktion eines herkömmlichen Parkdecks zu vergleichen sei, entstehe eine deutlich größere Versickerungsfläche für Niederschlagswasser als zuvor. Da der Boden allerdings zu 80 % lehmhaltig sei, könne nur sehr wenig Wasser in das Kanalsystem geleitet werden – ein weiterer Grund, der für die Versickerungsflächen auf den Dächern spreche. Herr Kirschthaler erwähnte schließlich, dass eine Entscheidung getroffen werden musste: entweder Dachbegrünung oder Photovoltaikanlagen.

In Bezug auf den sichtbaren Parkplatz unmittelbar vor dem Eingang des Wasgau-Marktes, betonte Herr Kirschthaler, dass dieser letztlich ein „Relikt“ vieler Erfahrungswerte und somit das Ergebnis einer intensiven Interessenabwägung gewesen sei.

 

Ausschussmitglied Herr Löffel war erfreut über das Lob an die Stadtverwaltung, das Herr Kirschthaler äußerte.

Herr Löffel begrüße das Konzept mit seiner ansprechenden Gestaltung am westlichen Stadteingang. Auch, dass sich ein Markt mit einer regional ausgerichteten Produktorientierung ansiedeln werde, sah Herr Löffel positiv. Das neue Stadtquartier „Südwest“ werde zur richtigen Zeit entwickelt und erhalte mit dem neuen Lebensmittelmarkt einen wichtigen Versorgungsstandort. Die Anbindung des Marktes in das neue Baugebiet müsse daher gut sein, betonte Herr Löffel.

 

Ausschussmitglied Herr Maier erwähnte, dass die Ansiedlung des Lebensmittelmarktes eine Auswirkung auf das bisher vorgesehene „Gefüge“ des Entwicklungsgebietes „Südwest“ hätte. Er gehe davon aus, dass sich z.B. das im Lebensmittelmarkt integrierte Café als neuer Treffpunkt etablieren werde, was letztlich die Gestaltung eines „Quartiermittelpunktes“ in der Nähe schwieriger mache. Herrn Maier war es daher wichtig, dass sich die Gebiete verzahnen und ergänzen.

Herrn Maier wäre die Errichtung von Solaranlagen auf den Gebäudedächern lieber gewesen, dennoch war er insgesamt der Meinung, dass der Bau eines Lebensmittelmarktes genau zur richtigen Zeit käme und signalisierte daher seine Zustimmung zur Sitzungsvorlage.

 

Herr Kirschthaler könne sich zwar vorstellen, dass gewisse Symbiosen geschaffen werden können, z.B. mit der Ansiedlung einer Apotheke oder anderen Gewerbeeinheiten, allerdings wurden hierzu verschiedene Ideen seitens der Hornbach-Stiftung verworfen, um insbesondere das neue Stadtquartier in seinen Strukturen nicht zu schwächen. Herr Kirschthaler war davon überzeugt, dass das Café im Lebensmittelmarkt nicht in Konkurrenz zu entsprechenden Einrichtungen in der näheren Umgebung stehen werde. Gerade im Hinblick auf die Nahversorgung im Umkreis war sich die Hornbach Stiftung ihrer Verpflichtung bewusst, hier keinen Konkurrenzstandort zum neuen Stadtquartier Südwest zu schaffen, sondern Teil des neuen Quartiers zu werden.

 

Ausschussmitglied Herr Freiermuth nannte den Wegfall der Hofmeister-Bäckerei einen „herben Verlust“. Bei den nun vorgelegten Planungen handele es sich jedoch um ein gutes und gelungenes Konzept, das eine Querverbindung zu den umliegenden Weinbergen und Wohnquartieren herstelle. Die Begrünungen an den beabsichtigten Stellen waren für Herrn Freiermuth sinnvoll. Auch das Abtauchen des Marktes und die Abstufungen der Gebäude seien gelungen.

Für Herrn Freiermuth stelle die integrierte Wohnbebauung einen Gewinn dar. Auch war Herr Freiermuth der Meinung, dass sich der Lebensmittelmarkt an der geplanten Stelle lohne.

 

Ausschussmitglied Herr Herrmann hielt das Konzept für sehr gut, da im Bereich Landau Südwest Einkaufsmöglichkeiten fehlen würden. Er fragte, ob es bereits Lösungsansätze für die Überquerung der Wollmesheimer Straße gebe. Wäre beispielsweise eine Überführung denkbar?

 

Ausschussmitglied Frau Kleemann empfand die geplante Viergeschossigkeit der Wohnbebauung als zu hoch, aber - obwohl sie prinzipiell gegen Supermärkte an Ortseinfahrten sei -, bezeichnete das vorgelegte Konzept ansonsten als „hervorragend“. Sie werde deshalb der Sitzungsvorlage zustimmen.

 

Ausschussmitglied Herr Niederberger bat um eine weitere Abwägung zwischen Dachbegrünungen und Photovoltaikanlagen, zeigte sich aber insgesamt froh über das schnelle Vorankommen. Abschließend erinnerte Herr Niederberger daran, dass der Hauptverkehr von dem Wohnviertel aus zu erwarten sei und daher an eine Lösung der Kreuzung gedacht werden müsse.

 

Ausschussmitglied Herr Schmidt dankte den Vortragenden und fragte sie, wo genau die Fahrradabstellmöglichkeiten am Lebensmittelmarkt verortet sein werden.

 

Herr Kirschthaler zeigte anhand einer Visualisierung, an welcher Stelle die Fahrradabstellmöglichkeiten geschaffen werden. Allerdings, so Herr Kirschthaler, sei keine Überdachung vorgesehen - insbesondere um die Sicht auf den Markt nicht zu versperren.

 

Ausschussmitglied Herr Eisold hatte eine Frage zur Lärmbelastung des angrenzenden Gewerbegebietes. Werde an die Lärmbelastung hinsichtlich der vorgesehenen Wohnbebauung gedacht?

Weiterhin wollte Herr Eisold in Erfahrung bringen, ob es zu Verschattungen durch die bestehende Halle des angrenzenden Gewerbetriebs Wickert Maschinenbau GmbH kommen könnte.

Abschließend ging Herr Eisold auf die Verkehrsproblematik ein. Für Linksabbieger sei die Kreuzung nicht gut ausgerichtet. Wäre beispielsweise eine Umgestaltung der Kreuzung durch einen Kreisverkehr denkbar?

 

Herr Kirschthaler ging auf Herrn Eisolds und die vorherigen Fragen ein und informierte über verkehrliche Überlegungen und die erfolgte Schallschutzuntersuchung, die eine Nachbarschaftsverträglichkeit nachweise. Im Moment sei das Baugelände durch einen begrünten Wall zu dem Gewerbebetrieb Wickert Maschinenbau abgeschirmt. Bei der Schallschutzuntersuchung seien die Gutachter aber davon ausgegangen, dass der Wall nicht existent sei.

Zur Verkehrsproblematik erklärte Herr Kirschthaler, dass die Verkehrsfragen durch das Unternehmen Modus Consult betreut werden. Somit werde auch untersucht, wo ggf. verkehrliche Lösungen und Optimierungen gefunden werden müssen. Genaue Lösungen werden im weiteren Planungsverfahren aufgezeigt werden.

 

Herr Kamplade bezog sich nochmals auf die Frage des „Gewerbelärms“ und bezeichnete diesen im Bereich des Lebensmittelmarktes als „unkritisch“. Der Gewerbebetrieb Wickert Maschinenbau GmbH genieße Bestandsschutz, was bei der heranrückenden Wohnbebauung Beachtung finden muss. Da allerdings Nachtarbeit nicht erlaubt sei und hauptsächlich das Anfahren und Parken der Mitarbeiter des Gewerbebetriebs Lärm verursachen, gehe Herr Kamplade davon aus, dass sich der Gewerbelärm mit der benachbarten künftigen Wohnbebauung vertragen werde.

Hinsichtlich des Themas „Verkehr“ betonte Herr Kamplade, dass zurzeit der gesamte Streckenverlauf der Wollmesheimer Straße überplant werde. Ein Kreisel an der Hagenauer Straße wird nach derzeitigem Stand aus unterschiedlichen Gründen als nicht notwendig und zweckmäßig erachtet. Vielmehr ist ein besonderes Augenmerk auf den Fahrbahnquerschnitt und unterschiedliche Querungshilfen zu richten.

Zudem ging Herr Kamplade auf den Aspekt der Nahversorgung ein. So sei eine Umsatzverteilungsberechnung im Vorfeld für die Bauleitplanung zu erstellen, damit sichergestellt werde, dass es keine schädlichen Auswirkungen für kleinere Märkte gebe. Das erstellte Gutachten für das vorliegende Bauvorhaben ergab nach den bisherigen Berechnungen, dass keine schädlichen städtebaulichen Auswirkungen i. s. d. BauGB zu erwarten sind, allerdings die Einhaltung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung noch nachgewiesen werden müsse.

 

Ausschussmitglied Herr Herrmann interessierte sich für die Altlasten auf dem Baugelände.

 

Herr Kramatschek, Architekt des Bauherrn, berichtete, dass keine Altlasten i. s. d. Bundesbodenschutzgesetzes auf dem Gelände existieren und somit nach den Gebäuderückbaumaßnahmen keine weiteren Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind.

 

Beratendes Ausschussmitglied Herr Scherrer machte die Ausschussmitglieder darauf aufmerksam, dass kein Nahversorger mehr im Bereich Landau Südwest vorhanden sei. Lediglich ein Kiosk und eine Bäckerei wären ansässig. Damit bestünde auch nicht die Gefahr, dass bestehende Betriebe durch den neuen Markt in ihrer Existenz gefährdet werden.

 

Weitere Wortmeldungen gab es nicht, so dass die Beschlussfassung eingeleitet wurde.

 

Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen empfahl einstimmig dem Ortsbeirat Wollmesheim, dem Hauptausschuss sowie dem Stadtrat, den nachfolgenden Beschlussvorschlägen zuzustimmen.